Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
half ein wenig. Um ein paar zusätzliche scharfe Kanten zu bekommen, zerschlug Percy die Flasche, in der sich der Rest seiner Rumration befunden hatte.
    Ein wenig befremdete ihn die Art und Weise, mit der die Russen mit bloßen Fingern aßen und sorgsam Herz, Leber und Lungen des Tieres, also das, was man in Percys Familie Beuschel nannte, aussuchten und sich in den Mund stopften, aber er ging nachsichtig darüber hinweg und sagte sich, dass die armen Seelen es wahrscheinlich nicht besser wussten. Er sah bei ihnen weder Stahlklingen noch Schusswaffen, und das war seltsam. Schließlich kämpften die Russen doch auf der gleichen Seite wie die Engländer, oder etwa nicht? Dann müssten sie eigentlich auch Gewehre haben, denn was war ein Soldat schon ohne Waffe?
    Plötzlich ging dem Schützen Percy ein Licht auf. Aber ja, schließlich könnte man auch von ihm annehmen, er sei ein Deserteur, obwohl weiß der Himmel was mit ihm geschehen war. Vielleicht waren diese Russen Deserteure. Jedenfalls hatten sie ihre Waffen weggeworfen und nur ihre gewaltigen haarigen Pelzmäntel behalten. Aber selbst wenn dem so war – was kümmerte es Percy? Das ging allein diese Russen und ihren Zaren etwas an.
    Also nahm er sich selbst ein schönes Stück Wildsteak, entfernte sich diplomatisch ein bisschen, um die Russen mit ihren Tischmanieren nicht ständig anzustarren, fand eine Stelle mit trockenem Gras, brach ein paar getrocknete Zweige von den halb verfaulten Ästen eines umgestürzten Baumes ab und benutzte ein weiteres kostbares Zündholz, um ein Feuer anzuzünden.
    Kurz darauf, als das Steak munter brutzelte, saßen sie wieder um ihn herum, als wäre er ihr König geworden.
    Als sie später unter fröhlichem Gesang mit ihm davonzogen, erfreute er sie mit sämtlichen Varieté-Liedern, die er kannte.

22
    W oher weißt du das alles, Lobsang?«
    »Die Geschichte des Schützen Percy? Das meiste aus diesen Chroniken des Unerklärlichen, der Fortean Times . In der Ausgabe vom Dezember 1970 erschien die Geschichte von einem älteren Mann in einer veralteten britischen Felduniform, der einige Jahre zuvor in einem französischen Krankenhaus aufgenommen worden war und der sich allem Anschein nach durch Pfeifen verständigen wollte. Dem Soldbuch der britischen Armee zufolge, das sich immer noch in seiner Uniformjacke befand, handelte es sich bei ihm um den Schützen Percy Blakeney vom Kent-Regiment, der nach der Schlacht von Vimy als vermisst gemeldet worden war. Gleichwohl tauchte er mit einem Mal wohlgenährt und in guter, wenn auch ein wenig verwirrter geistiger Verfassung auf – allerdings verletzt, weil er vom Traktor des Bauern überfahren worden war, der ihn dann ins Krankenhaus gebracht hatte. Der Bauer behauptete der Polizei gegenüber, der Mann habe urplötzlich mitten auf dem Feld gestanden, so als hätte er noch nie ein solches Fahrzeug gesehen, und der Bauer habe einfach nicht mehr rechtzeitig bremsen können.
    Trotz der Bemühungen des Krankenhauspersonals verstarb Percy an seinen Unfallverletzungen. Was für ein ironisches Ende! Aber ehe er starb, hörte ihn eine der Krankenschwestern, die Englisch konnte, sagen: ›Schließlich habe ich den Russen gesagt, dass ich wieder zurückwill, mal sehen, wie es mit dem Krieg so vorangeht. Es waren gute Kameraden, die einen Heimweg für mich gefunden haben. Gute Kameraden, sehr sangesfreudig. Sehr freundlich …‹ Und so weiter. Die Tatsache, dass der Mann die Reste einer britischen Armeeuniform trug und die ›Russen‹ erwähnte, brachte genügend Sicherheitsbedenken aufs Tapet, dass die Gendarmerie verständigt wurde, um sich des Falles gründlicher anzunehmen. Der britischen Veteranenvereinigung zufolge hatte es tatsächlich einen Percy Blakeney gegeben, der bei den Kampfhandlungen um die Höhe von Vimy dabei gewesen war und der seit dem ersten Artilleriebeschuss als vermisst galt. Niemand scheint nach einer offiziellen Erklärung dafür gesucht zu haben, wie sein Soldbuch plötzlich Jahrzehnte später in den Händen eines geheimnisvollen Vagabunden auftauchen konnte, der nun auf einem Friedhof in Zentralfrankreich begraben liegt.«
    »Ich nehme an, dass du eine Erklärung dafür hast.«
    »Da kommst du doch bestimmt selbst drauf, Joshua.«
    »Er ist dorthin gewechselt? In den Wald mit seinen Russen?«
    »Gut möglich«, erwiderte Lobsang. »Vielleicht stand aber auch einer der Trolle zufällig im Schützengraben und hat ihm dort rausgeholfen.«
    »Trolle?«
    »Diese mythologische

Weitere Kostenlose Bücher