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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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Straße. Schon ein kurzes Training mit einem Boxsack bringt einen richtig wieder zu sich. Es kann sogar Spaß machen. Was hältst du davon? Außerdem ist es sehr menschlich. Und du hättest Gelegenheit, deine Körperreaktionen auszuprobieren.«
    Die Antwort ließ etwas auf sich warten.
    »Jetzt komm schon, wie wär’s damit?«
    Lobsang lächelte. »Entschuldige, ich schaue mir gerade den Rumble in the Jungle an.«
    »Was, bitte?«
    »Den Kampf zwischen George Forman und Muhammad Ali. Ich mache immer meine Hausaufgaben, Joshua. Wie ich sehe, hat Ali unter Einsatz aller Tricks gewonnen, da er der ältere und erfahrenere Kämpfer war. Ausgezeichnet!«
    »Soll das heißen, dass du in irgendeiner tragbaren Datenbank jeden im Fernsehen ausgestrahlten Boxkampf zur Verfügung hast?«
    »Aber selbstverständlich. Warum nicht? Antizipieren und extrapolieren. Ich habe gerade mit der Herstellung von zwei Paar Boxhandschuhen begonnen, den dazugehörigen Handbandagen, zwei Paar Shorts, zwei Mal Mundschutz, für den richtigen Effekt, und einem Plastikschutz für deine Genitalien.«
    Joshua vernahm zunehmende Aktivität auf den Fabrikationsdecks und erwiderte, wobei er in erster Linie an den Schutz seiner Genitalien dachte: »Der Rumble in the Jungle war kein Trainingskampf, verstehst du, Lobsang? Das war eher so was wie ein kleiner Krieg. Ich habe ihn mehrere Male gesehen, Schwester Simplicity schaut sich gelegentlich die großen Kämpfe an. Wir sind alle der Meinung, dass sie eine Schwäche für große, kräftige, verschwitzte Männer hat …«
    »Ich hab mir die Sparring-Regeln lange genug angesehen«, sagte Lobsang und erhob sich. »Zwei Millionstel einer Sekunde, um genau zu sein. Oh, entschuldige, klingt das sehr überheblich?«
    Joshua seufzte. »Eigentlich klang es eher wie eine Übertreibung zur Erzielung einer komischen Wirkung.«
    »Gut!«, sagte Lobsang. »Genau das habe ich beabsichtigt.«
    » Das klingt nun wieder überheblich.«
    »Tja, man muss einfach anerkennen, dass ich aus gutem Grund überheblich sein darf, findest du nicht? Aber wenn du mich jetzt entschuldigst …«
    Lobsang ging davon. Als Joshua die mobile Einheit zum ersten Mal gesehen hatte, war sie ihm ziemlich ruckelig vorgekommen, ganz offenkundig künstlich, aber jetzt fiel ihm unwillkürlich auf, dass sie sich wie ein Athlet bewegte. Lobsang glaubte eindeutig an das Konzept der Selbstvervollkommnung. Nach wenigen Minuten kehrte er zurück. Er trug nun einen schweren weißen Umhang und reichte Joshua seine Ausrüstung. Joshua drehte sich um und fing an sich umzuziehen.
    »Sparring«, rezitierte Lobsang. »Eine gesunde Methode, sich sportlich zu betätigen und zugleich diejenigen Bereiche des Gehirns zu trainieren, die für die Beobachtung, die Ableitung und die Antizipation verantwortlich sind. Nicht minder wichtig ist die Entwicklung eines gesunden Sportgeistes. Ich schlage vor, dass wir die Regeln anwenden, die für Übungsrunden entwickelt wurden, nicht die für einen richtigen Kampf, so wie sie 1891 von Brigadegeneral Houseman festgelegt wurden. Der, wie ich gerade sehe, kurz danach von einem seiner eigenen Männer im Sudan versehentlich in den Kopf geschossen wurde, ein Unfall, vor dem ihm keine noch so faire Sparring-Regel hätte bewahren können. Was für eine Ironie! Im Anschluss daran habe ich seither mehrere Tausend andere Anspielungen auf diesen Sport ausfindig gemacht. Ehrlich, Joshua, deine Keuschheit in allen Ehren, aber dass du mir den Rücken zudrehst, während du deine Shorts anziehst, ist nun wirklich nicht nötig.«
    Joshua wandte sich um – und erblickte einen neuen Lobsang. Als er den Umhang abstreifte, zeichnete sich unter seinem Oberteil und den kurzen Hosen ein Körper ab, bei dem es Arnold Schwarzenegger mit der Angst zu tun bekommen hätte.
    »Du nimmst die Sache wirklich ernst, was, Lobsang?«
    »Wie meinst du das?«
    »Schon gut. Alles klar«, sagte er. »Wir berühren uns mit den Handschuhen, machen einen Schritt zurück, und dann geht’s los …« Er warf einen kurzen Blick aus dem Fenster, hinter dem die Welten vorüberscrollten. »Aber solltest du nicht gleichzeitig die Mark Twain im Blick behalten? Ich weiß nicht, ob mir die Vorstellung gefällt, dass wir beide Schläge austauschen, während das Schiff blind weiterwechselt.«
    »Mach dir darüber keine Sorgen. Ich habe autonome Untereinheiten, die sich eine Weile um das Schiff kümmern. Außerdem hätte der echte Mark Twain diese Situation außerordentlich passend

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