Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
noch kein Brief eingetroffen, kein einziger. Wir schreiben ihm regelmäßig, aber er hat noch nicht zurückgeschrieben. Wir reden nie darüber, warum auch immer, aber mir wird dabei das Herz sehr schwer.
    Ich möchte diesen Eintrag mit einem fröhlichen Gedanken beenden.
    Es sind jetzt vierundzwanzig Stunden vergangen, seit bei Cindy Wells die Wehen eingesetzt haben, die erste Geburt in unserer Kolonie. Cindy hat ihre Freundinnen zu sich eingeladen, auch Helen ist mitgegangen, denn sie macht eine Ausbildung zur Hebamme. Dabei ist sie erst fünfzehn! Jedenfalls haben die Wehen lange gedauert, aber die Geburt verlief ohne Komplikationen. Während ich das hier schreibe, kurz nach Tagesanbruch, sind sie immer noch alle bei Cindy.
    Ich kann euch nicht sagen, wie stolz ich bin. Und das auch noch an Helens Geburtstag. (Danke, Papa!)
    So kommt es, dass ich heute noch eine zusätzliche Aufgabe zu erledigen habe. Unser Ortsschild muss geändert werden:
    WILLKOMMEN IN REBOOT
GEGRÜNDET A. D. 2026
EINW. 117 118
    Auf der anderen Seite der Welt schwebte ein knallbuntes Luftschiff am Himmel, dessen Besatzung im Licht des anbrechenden Tages den geflüsterten Geschichten lauschte, ehe es mit einem Plopp! in noch weiter entfernte Wirklichkeiten wechselte.

26
    J oshua erwachte. Die große Wolldecke, unter der er am liebsten schlief, roch ein bisschen muffig, war ziemlich schwer und irgendwie sehr kuschelig. Draußen vor seinem Kabinenfenster flimmerten die Welten vorüber. Dort waren die endlosen eurasischen Waldgebiete zu sehen, die manchmal brannten, manchmal mit Schnee bedeckt waren. Ein neuer Morgen auf der Mark Twain.
    Er manövrierte sich vorsichtig aus dem Bett, duschte, trocknete sich ab und schob sich das Affenarmband übers Handgelenk. Es war der einzige Gegenstand, den er von seiner Mutter besaß. Das billige Plastikband saß ein bisschen zu eng, aber für ihn war das Ding mehr wert als alles Gold der Welten.
    Das kurze Schlingern der Mark Twain verriet ihm, dass das Wechseln ausgesetzt hatte. Theoretisch gab es, wie er wusste, keinen Grund für ein solches Schlingern, aber jedes Schiff hatte wohl so seine Eigenarten. Er blickte wieder aus dem Fenster.
    Entgegen seiner Erwartung schwebte das Schiff jetzt über einem Meer, das sich so weit erstreckte, wie sein Auge reichte. Seit Tagen schon überquerten sie die gewaltige Landmasse Eurasiens. Joshua stammte aus Madison und war in der Nähe vieler Seen aufgewachsen. Was würde ich jetzt dafür geben, dachte er, wenn ich schwimmen gehen könnte! Er zog sich bis auf die Unterhose aus.
    Und dann, ohne sich mit Lobsang abzusprechen, rannte er zum Fahrstuhl der Gondel und ließ sich nach unten bringen, bis die offene Kabine nur ein kurzes Stück über dem tiefblauen Meer, das ruhig wie ein See unter ihm lag, zum Stillstand kam.
    Die mobile Einheit erschien in der Luke über ihm. »Ach, hier bist du. Falls du gerade mit dem Gedanken spielt, in dieses Salzwasser zu hüpfen, solltest du es dir zweimal überlegen. Ich habe meine üblichen Ballons und Raketensonden aufsteigen lassen und bin ziemlich sicher, dass es auf diesem Planeten nur sehr wenig trockenes Land gibt, wenn überhaupt. Der Meeresspiegel ist sehr hoch, wir schweben möglicherweise über ertrunkenen Kontinenten.«
    »Also eine Meereswelt.«
    »Ich habe keine Ahnung, ob da drin so etwas Hochentwickeltes wie Fische herumschwimmt. Es sieht so aus, als gäbe es nicht mehr als herumtreibendes Seegras, das teilweise extrem grün ist. Eine faszinierende Welt, deren Erforschung eine spannende Herausforderung wäre. Wie auch immer, ich kann dir nicht verbieten, schwimmen zu gehen, aber ich rate dir dringend, es erst dann zu tun, nachdem ich überprüft habe, ob es auch sicher ist.«
    Das ungetrübte Meer glitzerte verlockend. »Ach, komm schon. Was soll denn groß passieren?« Er vernahm mechanische Aktivitäten im Schiff über sich.
    »Tja, was wohl?«, erwiderte Lobsang. »Wer weiß, welche Wege die Evolution in einer solchen Welt eingeschlagen hat? Ehe ich es nicht überprüft habe, Joshua, können wir nicht sicher sein, dass nicht irgendetwas aus der Tiefe heraufkommt und du diese und alle anderen Welten mit einem Geräusch verlässt, das man ziemlich präzise als Schnapp! bezeichnen könnte. Mit allem, was dieses Geräusch an Assoziationen mit sich führt.«
    Jetzt hörte Joshua, wie sich eine Luke im Schiff öffnete, dann wurde etwas mit einem Platschen ins Wasser geworfen.
    »Ein so einzigartiger Mensch wie du hat nicht

Weitere Kostenlose Bücher