Die lange Reise
mit eigenen Augen davon zu überzeugen, daß das Schiff nicht die ganze Welt war, sondern nur ein Fahrzeug in einer viel größeren Welt – ein Fahrzeug, das man bewegen konnte – seit dieser Zeit wurde er von der Idee beherrscht, am Steuer zu sitzen und das Schiff tatsächlich zubewegen.
Joe-Jim blieben einen Augenblick an der Tür zum Stellarium stehen. Sie konnten Hugh von hier aus zwar nicht sehen, aber sie wußten, daß er es sich im Sessel des Chefastrogators bequem gemacht hatte, denn die verschiedenen Lämpchen wurden betätigt. Außerdem leuchteten die Sterne an der inneren Oberfläche des kugelförmigen Stellariums und zeigten ein Abbild des Himmels außerhalb des Schiffes. Von der Tür aus wirkte die Täuschung nicht ganz überzeugend, aber in der Mitte der Kugel glaubte man unter dem offenen Sternenzelt zu stehen.
Ein Sektor nach dem anderen erlosch, als Hugh von seinem Sessel aus mit den Kontrollen spielte. Schließlich leuchtete nur noch einer, in dem ein Stern, bedeutend größer als die anderen, besonders hell strahlte.
»Hugh!« rief Jim. »Ertz möchte dich sprechen. Er wartet in der Niemandszone auf dich.«
»Gleich«, rief Hugh zurück. »Aber kommt erst mal her, ich muß euch etwas zeigen.«
Die Zwillinge kletterten durch die Gitterröhre und ließen sich neben Hugh nieder. »Was gibt's?« erkundigte sich Joe.
»Seht ihr den Stern dort? Er ist größer geworden, seit ich das letzte Mal hier war.«
»Ja, natürlich. Er ist ständig gewachsen, solange wir uns erinnern können.«
»Dann kommen wir ihm demnach immer näher?«
»Sicher. Glaubst du, das sei uns neu? Es ist nur ein weiterer Beweis, daß das Schiff sich bewegt.«
»Aber warum habt ihr mir das denn nicht gesagt?«
»Warum denn? Es ist doch nicht wichtig.«
»Nicht wichtig! Guter Jordan! Wißt ihr denn nicht, was das bedeutet? Es ist ganz sicher unser Zielstern! Das Ende unserer Reise! «
Joe und Jim sahen sich verblüfft an. Da sie selbst sich nur für ihre eigene Sicherheit und Bequemlichkeit interessierten, waren sie gar nicht auf die Idee gekommen, daß Hugh und vielleicht auch Bill Ertz die Errungenschaften ihrer Vorfahren deshalb wieder entdecken wollten, um die halbmystische Reise zum fernen Centaurus zu einem Ende zu bringen.
Jim fing sich als erster. »Hmmm, vielleicht. Aber wie kommst du darauf, daß der Stern der Centauri sein könnte?«
»Vielleicht ist er es auch nicht, das spielt doch keine Rolle. Jedenfalls sind wir ihm am nächsten und bewegen uns immer weiter auf ihn zu. Wenn wir schon nicht wissen, welche Sterne es sind, dann ist einer so gut wie der andere. Joe-Jim, die Alten müssen doch eine Möglichkeit gehabt haben, sie auseinanderzuhalten, sie zu erkennen!«
»Natürlich hatten sie die«, bestätigte Jim. »Aber wozu brauchst du sie? Du hast dir ja bereits den ausgesucht, zu dem du willst. Komm jetzt endlich. Ich möchte wieder hinunter.«
»Na gut«, erklärte Hugh sich widerstrebend bereit.
*
Ertz berichtete Joe-Jim und Hugh von seiner Unterredung mit Narby. »Ich habe es mir so gedacht«, fuhr er fort. »Ich schicke durch Alan eine Nachricht zu Narby, daß es mir gelungen sei, mich mit dir in Verbindung zu setzen. Ich bitte ihn, mich im Niemandsland zu treffen, wo ich ihm alle Einzelheiten berichten werde.«
»Warum gehst du denn nicht selbst hinunter und bringst ihn mit herauf?« warf Hugh ein.
Ertz blickte ein wenig verlegen drein. »Weil es mir mit ihm nicht besser ergehen würde als dir mit mir, als du mich zu überzeugen versuchtest. Ich habe dir kein Wort geglaubt – erst, als du mich mit Gewalt in die schwerelose Zone schlepptest und mir alles zeigtest. Narby ist bestimmt nicht weniger skeptisch als ich. Darum müssen wir den Beweis antreten. Er muß die Sterne sehen. Wenn nötig, ebenfalls mit Gewalt.«
»Warum die Mühe?« brummte Jim. »Wär's nicht einfacher, ihm die Kehle durchzuschneiden?«
»Es wäre mir ein Vergnügen, aber nicht klug. Narby kann uns eine große Hilfe sein. Wenn du den Aufbau der Schiffshierarchie kennen würdest, Jim, wäre dir das sofort klar. Narby hat im Rat mehr Einfluß als jeglicher andere Schiffsoffizier. Außerdem ist er der Bevollmächtigte des Kapitäns. Wenn es uns gelingt, ihn auf unsere Seite zu bekommen, läßt sich vielleicht sogar ein Kampf vermeiden. Wenn nicht – nun, ich bin mir des Ausgangs nicht so sicher, falls wir wirklich zu den Waffen greifen müssen.«
»Ich glaube nicht, daß er heraufkommt. Er wird eine Falle
Weitere Kostenlose Bücher