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Die langen Schatten der Erleuchtung

Die langen Schatten der Erleuchtung

Titel: Die langen Schatten der Erleuchtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirti Peter Michel , Klaus-Jürgen Leimann
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zwischen den Rosenstöcken“, erklärte Harald, „…das da sind kleine Lautsprecher, aus denen die Musik kommt!“
     
    „Und warum?“, fragte Jojo.
     
    „Damit man die Rosen noch mehr genießen kann!“, erklärte Harald schwärmerisch und begann die Musik von Mozart zu dirigieren.
     
    „Sind denn die Rosen nicht alleine genug?!“, meinte Jojo.
     
    Hanif sagte nichts mehr. Er hatte die Augen geschlossen. Doch er war froh, als die Musik aus den Lautsprechern verstummte und er das Summen der Bienen wieder hören konnte. Dann wurde er durch das Geschnaufe einer Gruppe von älteren Läufern aufgeschreckt, die gerade durch den Rosengarten stampften.
     
    Auf einmal schossen aus dem künstlichen See in der Mitte des Parks Wasserfontänen in den Himmel. „Schaut mal“, erklärte Harald stolz, „ist das nicht schön!?“ Das Wasser stieg aus einer Art Orgelpfeifen hoch in den Himmel. Zwar war die klassische Musik aus den Lautsprechern hinter ihnen verstummt, doch jetzt erklangen die ersten Takte eines Wiener Walzers in der Nähe der Fontänen, die im Rhythmus der Melodie in den Himmel schossen.
     
    „Abends im Dunkeln könnt ihr das sogar noch mit farbiger Beleuchtung bewundern“, meinte Harald stolz, „hier kann man sich wirklich mal entspannen und Ruhe vor dem Alltag finden!“
     
    Der Wiener Walzer war jetzt zu einem mächtigen Orkan angeschwollen, der den letzten Winkel des Parks erreichte. Die wenigen Vögel in den Bäumen flogen erschreckt auf und suchten flatternd das Weite. Es dauerte eine Viertel Stunde, ehe die Musik mit einem gewaltigen Paukenschlag verstummte und die Wasserfontänen erschöpft in sich zusammen fielen.
     
    Hanif beobachtete die Gruppe älterer Läufer, die sich ein weiteres Mal schnaufend  durch den Rosengarten schleppten, dass ihm angst und bange wurde. „Harald“, meinte er, „ich gebe ja zu, dass ich vieles nicht verstehe hier bei euch. Mit dem Turm zum Beispiel... und dass dort Menschen freiwillig hinunterspringen und noch Geld dafür bezahlen…. Aber ich finde es schön, dass so viele Leute hier auf den Wiesen sitzen und sich ausruhen können. Ist es aber nicht etwas ungerecht“, fuhr er fort und zeigte auf die Gruppe der älteren Läufer, die verbissen an ihnen vorbei keuchten, „dass eure jungen Leute den schönen Tag genießen und auf dem Rasen liegen können, während eure alten Leute so viel rennen müssen?!“

Arbeit ist häufig der Vater des Vergnügens.
                                                                                        Voltaire

Harald im Park oder die Angst, nicht mehr von Nutzen zu sein.
    „Hat jemand aus der Firma für mich angerufen?“, wollte Harald beim gemeinsamen Abendbrot in der Küche wissen.
     
    „Ja, mein Harald“, spottete Käthchen, „der Vorstandsvorsitzende hat nach dir gefragt, er hatte da ein Problem. Ich habe ihm gesagt, Harald sonnt sich gerade im Rosengarten. Aber ich konnte dem Knaben helfen. Er wollte nur wissen, ob du den Apostel der Eskimos mit fünf Buchstaben kennst, Harald! Er brauchte den Namen für sein Kreuzworträtsel. Er hat noch nie etwas beim Preisausschreiben gewonnen, der Arme!“
     
    Harald winkte resigniert ab und legte seinen lädierten Fuß auf den Hocker, den Marlies ihm hingestellt hatte.
     
    „Harald, du kannst ja morgen mein Handy mitnehmen, dann bist du immer erreichbar!“, beruhigte ihn Marlies und stellte ihm seinen Teller mit Schnittchen hin.
     
    „Gute Idee, mein Schatz“, klärte sich Haralds Miene auf, „denn man kann ja nie wissen! Die werden da Probleme haben, da bin ich mir ganz sicher!“
     
    „Wir haben hier ganz andere Probleme, Harald“, meinte Käthchen, „nämlich unser Übergewicht! Dein Eheweib und ich überlegen, ob wir nicht eine Diät beginnen!“
     
    „Wieso denn du, Marlies“, warf Harald ein, „du bist doch nicht zu dick, mein Schatz! Käthchen, nun ja, - aber du doch nicht! Fang bitte nicht mit solchem Blödsinn an!“
     
    „Ich weiß, du würdest mich noch lieben, wenn ich fünf Zentner wiege“, schmollte Marlies, „aber ich fühle mich einfach nicht mehr wohl! Und meine Sachen kneifen überall!“
     
    „Also, ich kenne Leute, die schwören aufs Fasten“, erklärte Vera, „die sagen, man fühlt sich dann so leicht, fast entrückt!“
     
    „Es reicht eigentlich“, erklärte Jojo, „nur dann zu essen, wenn man Hunger hat. Aber man wartet noch ein Weilchen, bis

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