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Die langen Schatten der Erleuchtung

Die langen Schatten der Erleuchtung

Titel: Die langen Schatten der Erleuchtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirti Peter Michel , Klaus-Jürgen Leimann
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VORSTAND durchgedrückt. Der VORSTAND und Herr Maltzahn wollen auch ein Zeichen setzen, was Pflichtbewusstsein und Stetigkeit in der Firma bewirken können!“
     
    „Und weißt du schon, was das an Geld bringt?“, fragte Vera.
     
    „Nein, natürlich nicht“, antwortete Marlies auf eine Art, als würde ihr die Beförderung als solche schon reichen, „aber ich denke, dass wird nicht unerheblich sein!“
     
    „Dann schlage ich vor, Marlies“, meinte Jutta, „du fängst gar nicht erst mit deiner Diät an, sondern kaufst von der Gehaltserhöhung das Kleid einfach eine Nummer größer oder vorsichtshalber zwei!“
     
    „Ich habe immer an meinen Harald geglaubt!“, schwor Marlies mit Tränen in den Augen. „Das ist Haralds beruflicher Höhepunkt! Ach, wie ich ihm das gönne! Er hat ja all die Jahre praktisch für die Firma gelebt!“
     
     
    Es war weit nach Mitternacht. Jojo schlief schon auf der Veranda, doch Marlies saß noch tapfer in der Küche und wartete auf Harald. Dann kündigte Gegröle seine Heimkunft an: „Einer geht noch, einer geht noch rein...!“, hörte man ein männliches Duo von der Straße her krakeelen. Der Gesang machte vor der Gartenpforte halt. Marlies war nach draußen geeilt und sah, wie Harald bei seinem Zechkumpan eingehakt durch den Garten torkelte. „Augenblick, Herr Handlungsbevollmächtigter“, lallte der Zechkumpan, „bitte nicht ganz so rasant! Sie müssen auch an Ihre älteren Mitarbeiter denken, Herr Kommerzienrat!“ Marlies kam diese Stimme bekannt vor, doch sie konnte sie noch nicht einordnen. Doch da hatte sie schon Harald erreicht und hakte ihn zusätzlich ein. „Sei etwas leiser bitte, mein Schatz“, beschwichtigte sie ihn, „es ist schon spät!“
     
    „Ihr könnt mich alle mal“, grölte Harald, machte sich los und brüllte in Richtung Straße, „hört alle gut zu, jetzt könnt ihr mich alle mal!“
     
    „Harald, biiiitte!! Komm jetzt rein!“
     
    Dann hatte sie es geschafft. Harald ließ sich auf die Sitzbank in der Küche fallen. Er sah furchtbar aus. Das Jackett hatte mehrere Flecken, das Hemd hing ihm aus der Hose, die Krawatte hatte er verloren. Das Haar wirr, der Blick glasig in andere Wirklichkeiten gerichtet.
     
    „Bringen Sie meinem Sekretär und mir ein Bier und einen Korn!“, lallte er und zog seinen Partner zu sich auf die Bank. Jetzt erkannte ihn Marlies. Es war der Bettler aus dem Schanzenviertel, jetzt ohne Sonnenbrille und rasiert. Er trug den Hut, mit dem er sonst Spenden sammelte, auf dem Kopf. Es war ihm anzusehen, dass er weitaus besser mit dem Alkohol umgehen konnte als Harald.
     
    „Gnädigste“, wandte er sich an Marlies, „wir beide kommen von einer wichtigen Konferenz! Es hat sich etwas hingezogen!“
     
    Harald hatte jetzt in die Innentasche seines Jacketts gegriffen und führte eine mehrfach geknickte, ehemals langstielige Rose zu Tage. „Bitte sehr, meine Liebe!“, reichte er mit graziöser Fingerhaltung das geknickte Kraut in Marlies´ Richtung.
     
    „Du bist ein Schatz, Harald!“
     
    „Und hier meine Karte!“ Damit reichte Harald Marlies eine Visitenkarte.
     
    Marlies las laut: „Deutsche Assekuranz. Harald Mahnke. Handlungsbevollmächtigter!“
     
    Dann folgten noch die Telefon-Nr. und die Nummer seines Dienst-Handys, das er bekommen würde. Marlies hielt sich in gespielter Überraschung die Hand vor den Mund.
     
    „Harald, mein Schatz, ich bin soooo stolz auf dich: Handlungsbevollmächtigter!“
     
    „Sag ich doch!“, meldete sich der Bettler wieder zu Wort. „Ich war gerade auf meiner Filiale in der Innenstadt, als ich Harald vorbei torkeln sah. Da habe ich mich seiner angenommen, gnädige Frau! Er wollte aber unbedingt noch mit mir feiern gehen! Ich konnte ihn dann noch ins Schanzenviertel lotsen. Damit wir schon mal in der Nähe sind, habe ich mir gedacht! Und wenn Sie seine Aktentasche vermissen, die haben wir im „ Cap Horn “ hinterlegt. Mit Schlüssel und dem ganzen Pipapo!“
     
    „Ich bin Ihnen sehr dankbar, Herr...?“
     
    „Gottlieb Teufel“, meinte der Bettler, „sag einfach Gotti zu mir, Marlies, ich habe es nicht gerne so förmlich!“
     
    „Recht vielen Dank für Ihre.....deine Hilfe, Gotti!“
     
    Marlies stellte jetzt das Bier und den Schnaps auf den Tisch. Sie goss beiden die Gläser voll. Gotti holte umständlich seine Zigaretten aus der Jacke und zündete sich eine an. Marlies stellte ihm klaglos einen Aschenbecher hin.
     
    Als Harald sich nach einer halben Stunde

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