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Die langen Schatten der Erleuchtung

Die langen Schatten der Erleuchtung

Titel: Die langen Schatten der Erleuchtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirti Peter Michel , Klaus-Jürgen Leimann
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um die Tische herum, und Egon Maltzahn steckte ihm unter dem Gejohle der Gäste einen Schein in das Oberteil des Bikinis, ehe Heinzi wieder tanzend die Richtung zur Herrentoilette einschlug und verschwand.
     
     
    Nach einem winzigen, aber wirklich nur winzig kleinen Schluck von Egons Fernet Branca hatte auch Elvira zu tanzen begonnen. Es waren indianische Tänze, die sie im gebührenden Abstand zu den anderen versunken zelebrierte. Vera meinte abfällig: „Die ist überzüchtet!“ Allein Costas wusste dies als Zeichen der kommenden Ekstase zu deuten. Im Vorbeigehen umfasste er spielerisch ihre Hüfte zu den von ihm nun aufgelegten Sirtakiklängen und stolzierte wie ein Kampfhahn um sie herum. Von da aus bedurfte es nur eines weiteren winzig kleinen Fernet Brancas bis auf den Bohlentisch, wo die beiden nun dem Sirtaki stampfend den Rest gaben. Noch auf dem Nachhauseweg sollte Elvira ihr Pendel wie eine Hammerwerferin über die Schulter von sich schleudern, was Egon als stille Gnade dieser Feier in Erinnerung bleiben sollte.
     
    Nun forderte Egon Melinda zum Tanzen auf. Er war ein begnadeter Tänzer, und die beiden glitten elegant wie auf Schienen durch das Lokal. Auch Harald führte seine Marlies auf die Tanzfläche. Eine weitere Flasche Fernet Branca kam auf den Tisch. Heinzi wirbelte mit Vera übers Parkett, wobei er mit seinem Heldentenor die Lieder mitsang. Auch Giaccomo und Jutta reihten sich ein. Und Gotti, schon ein wenig vom Sherry gezeichnet, bestellte bei dem polnischen Kellner: „Uno vino carracho für den Cabbalero!“ Er saß neben Käthchen und gab ihr ein paar gewagte Witze zum Besten.
     
    „Ehrlich, Käthchen“, gestand Gotti, um seine füllige Gesprächspartnerin etwas aufzuheitern, „ob du es glaubst oder nicht, ich könnt´ schon wieder!“
     
    „Ja, Gotti, mein Jung“, konterte Käthchen, „wenn man darüber spricht, dann weiß man, dass man noch einen hat!“
     
    Es ging auf Mitternacht zu, und Heinzi machte gerade im Kreise der Feiernden an der Wand einen Handstand und trank auf dem Kopf mit einem Strohhalm Bier aus einem Glas. „Es ist unglaublich“, meinte Egon Maltzahn, „was für Talente wir in der Firma haben!“
     
    Ein Rosenverkäufer bot seine Ware an den Tischen an. Giaccomo schenkte Jutta zehn Rosen. Harald ließ sich nicht lumpen und kaufte die doppelte Menge für Marlies. Gerhard ein Sträußchen für Lissy. Hanif nahm den Eimer mit den restlichen Blumen und verteilte sie an Käthchen und Vera.
     
    „Bist du mal so gut und bezahlst, Jojo? Ich habe gerade kein Geld bei mir!“, wandte er sich an seinen Meister.
     
    „Für mich hast du keine Blumen mehr übrig, Hanif?“, fragte Melinda.
     
    „Ach, Melinda - DU bist meine Rose!“
    *   *   *
    Marlies und Käthchen schoben seufzend die geleerten Teller nach einer doppelten Portion Tiramasu von sich.
     
    „Also, Käthchen, das sage ich dir, ab morgen ist für mich Schluss, endgültig, Dann mache ich ernst. Ich weiß bloß noch nicht, was für eine Diät wir machen sollten. Ananas-Diät, Reduktionsdiät, Kohlsuppe? Kombiniert mit Sport? Vielleicht strammes Gehen? FdH? Fasten? Yoga? Oder Schwimmen?“
     
    Käthchen schaufelte sich gerade eine Handvoll Erdnüsse in den Mund und schüttelte noch kauend den Kopf: „Nein, mein Liebe! Ich habe da etwas ganz Besonderes! Sozusagen einen Geheimtipp! Eine Diät, bei der man so viel essen kann, wie man nur will!“
     
    „Das gibt es doch nicht!“
     
    „Doch, aber nur von den Gerichten, die man nicht mag!“
     
    Marlies verzog angewidert den Mund: „Meinst du, das funktioniert?“
     
    „Ja, das meine ich! Das wird ein Erfolg, Marlies! - Übrigens, schau dir mal deinen Harald an, ich glaube, der hat jetzt langsam seine Endgeschwindigkeit erreicht!“
     
    Harald verteilte gerade schwer angesoffen seine letzten Visitenkarten an die Kellner und übrigen Gäste. Er war im Laufe des Abends zu alten Trinkgewohnheiten zurückgekehrt und hatte Egon Maltzahn immer wieder gedrängt, die neue Blutsbrüderschaft mit einem weiteren Glas zu festigen. Egon, erfahren und gestählt durch unzählige Arbeitsessen und Kegelabende bei der Deutschen Assekuranz, bei denen es auch galt, die Mitstreiter unter den Tisch zu trinken, hatte den einen oder anderen Fernet Branca, der ihm von dem euphorischen Harald aufgezwungen wurde, diskret und gerecht auf die Yukka-Palmen um sich herum verteilt. Dann hatte Harald zuguterletzt auch noch auf ein Glas Rotwein als Absacker bestanden, das

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