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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Beckmann
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Weg.«
    »Sprecht!«, forderte der König.
    Janus fiel auf, dass nun alle in der Halle Hermann anstarrten. Was hatte er vor? Janus wusste, sein Schwiegervater war ein gewiefter Taktierer und sein politisches Geschick wurde am Hofe hoch geschätzt. Neugierig wartete er, was Hermann zu sagen
    hatte.
    »Es stimmt zwar, dass ihr keine Armee mehr habt, mein König, doch die Frage ist, ob das Volk dies wissen muss«, grinste er.
    »Wie meint ihr das?«, fuhr Bischof Liemar dazwischen.
    Hermann verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich schlage vor, wir brechen nach Italien auf und verbreiten, sobald wir hinter den Alpen sind, das Gerücht, der König ziehe dem Papst mit einer Armee entgegen, um ihn vom Thron Petri zu stürzen.«
    »Doch ich habe keine Armee!«, winkte der König ungeduldig ab.
    »Es gibt immer noch viele Fürsten in Burgund, Böhmen und Italien, die Euch wohlgesonnen sind, mein König. Herzog Vratislav zum Beispiel.«
    »Es würde viel zu lange dauern mit den Böhmen eine Armee aufzustellen, um gegen den Papst zu ziehen. Das Ultimatum wäre
    längst abgelaufen«, sagte Heinrich.
    »Nun, wir brauchen keine Armee, sondern wir versuchen den Papst nach Canossa zu locken, damit es doch noch zu einem Treffen kommt. Die Burg gilt als uneinnehmbar. Das Volk wird glauben, der Papst sei vor Euch geflohen und habe sich auf Canossa verschanzt.«
    Der König warf die Arme in die Luft. »Was schlagt ihr mir da vor, Hermann von Gleiberg? Der Papst ist kein Dummkopf und die Fürsten um Rheinfelden ebenso wenig. Sie werden den Schwindel durchschauen!«
    »Vielleicht!«, grinste Hermann. »Doch das ist ohne Belang. Das Volk wird es glauben. Für die Menschen im Reich werdet Ihr der Herrscher bleiben, der sich dem Papst entgegenstellt.«
    Der König schüttelte den Kopf. »Euer Plan erscheint mir nicht recht durchdacht, Graf von Gleiberg. Es mag sein, dass man diese Komödie dem einfachen Volk vorspielen kann, möglicherweise auch dem ein oder anderen Adeligen, doch nicht dem Papst. Warum sollte der Heilige Vater sich darauf einlassen, sich mit mir in Canossa zu treffen, schließlich hat er doch jegliche Zusammenkunft abgelehnt, wie uns Graf von Esken eben berichtete.«
    »Nun, es wird kein richtiges Treffen werden mein König. Eher eine Art Bußgang.«
    »Ein Bußgang?«, rief Heinrich und seine Augen funkelten Hermann an.
    Der ließ sich nicht beirren. »Abt Hugo von Cluny, Euer Taufpate, hat Einfluss auf den Heiligen Vater, wir bitten ihn zu vermitteln und Gregor von der Ehrlichkeit und Gottesfürchtigkeit Eures Vorhabens zu überzeugen.«
    Bischof Liemar schien Hermanns Plan als Erster zu durchschauen, denn er ergriff plötzlich das Wort. »Ihr seid ein schlauer Fuchs, Hermann von Gleiberg!« Der Bischof wedelte mit seinem Zeigefinger.
    Fragend blickte Janus von einem zum anderen, denn er tappte ebenso im Dunkeln, wie der König, der nun ungeduldig wurde, sich erhob und die Arme vor der Brust verschränkte. »Was geschieht, wenn wir vor den Toren Canossas stehen, meine Herren?«
    »Ihr müsst den Papst um Verzeihung anflehen«, antwortete Hermann knapp.
    »Ich soll was?«, donnerte Heinrich.
    »Er hat recht, mein König«, beschwichtigte Liemar. »Wenn Ihr Buße tut und bereut, muss Euch der Papst vom Bann befreien. Er kann nach geltendem Kirchenrecht einem reuigen Sünder nicht die Absolution verweigern. Damit wäre das Treffen in Augsburg hinfällig.«
    Jetzt verstanden nicht nur Janus und die Bischöfe, sondern auch der König, denn er lächelte plötzlich. Es war ein guter Plan, der hier ausgearbeitet wurde, und er könnte gelingen, wenn der mächtige Abt Hugo von Cluny vermitteln würde, dachte Janus. Heinrichs Gesichtszüge entspannten sich, dann fragte er die anwesenden Bischöfe und Fürsten: »Was ratet ihr mir? Soll ich wirklich vor diesem Papst knien?«
    Ausnahmslos alle Bischöfe nickten, einige der Fürsten zuckten mit den Schultern.
    Bischof Liemar sprach für die anderen. »Er ist Gottes Stellvertreter auf Erden. Er kann Euch die Buße nicht verwehren.«
    Der König suchte den Blick Hermann von Gleibergs und der nickte ebenfalls. »So sei es!«, rief er schließlich. »Wir werden nächste Woche nach dem Fest der Geburt unseres Heilands dem Papst entgegenziehen.«
    Auf der Reise nach Italien feierten der König und seine Getreuen das Weihnachtsfest in Besancon, bei einem Verwandten seiner Mutter. Dann zogen sie weiter und gelangten schließlich an das große Bergmassiv. Janus blickte auf die Berge, die sie

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