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Die Larve

Die Larve

Titel: Die Larve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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ist schon erstaunlich, wie weit Schweden von hier weg ist.«
    »Und als du wieder hier warst, bist du in die Rolle des geheimnisvollen Dubai geschlüpft. Des Mannes, den niemand je gesehen hat, von dem man aber glaubt, dass er nachts durch die Stadt läuft. Der Geist von Kvadraturen.«
    »Ich musste mich versteckt halten. Nicht nur wegen meiner Geschäfte, sondern auch, weil der Name Rudolf Asajev bei der Polizei schlechte Erinnerungen wecken würde.«
    »Aus den Siebzigern und Achtzigern«, sagte Harry. »Als die Junkies wie die Fliegen starben. Aber du hast sie doch sicher in deine Gebete eingeschlossen, Pastor?«
    Der Alte zuckte mit den Schultern. »Man verurteilt nicht die Leute, die Sportwagen herstellen, Basejump-Fallschirme, Handfeuerwaffen oder andere Dinge, die sich Menschen zum Spaß kaufen und die sie dann in den Tod führen. Ich liefere etwas, das jemand haben will, und zwar in einer Qualität und zu einem Preis, der mich konkurrenzfähig macht. Was meine Kunden mit der Ware anstellen, ist nicht mein Problem. Dir ist doch wohl klar, dass es in unserer Gesellschaft perfekt funktionierende Leute gibt, die Drogen und Opiate nehmen?«
    »Ja, ich war einer davon. Der Unterschied zwischen dir und einem Sportwagenproduzenten ist aber, dass du etwas tust, das per Gesetz verboten ist.«
    »Man sollte vorsichtig damit sein, Gesetz und Moral miteinander zu vermischen, Harry.«
    »Du rechnest also damit, dass dein Gott dir vergeben wird?«
    Der Alte stützte das Kinn in die Hand. Harry spürte die Erschöpfung des Alten, war sich aber im Klaren darüber, dass sie gespielt sein konnte, und bewachte jede seiner Bewegungen.
    »Ich wusste, dass du ein penibler Polizist und Moralist bist, Harry. Oleg hat viel über dich geredet, wenn er mit Gusto zusammen war, wusstest du das? Oleg liebte dich, wie es sich ein Vater von seinem Sohn nur wünschen kann. Penible Moralisten und liebeshungrige Väter wie wir haben eine ungeheure Energie. Unsere Schwäche ist aber, dass wir berechenbar sind. So war es nur eine Frage der Zeit, bis du kommen würdest. Wir haben einen Kontaktmann am Flughafen Oslo, der die Passagierlisten einsehen kann, und so wussten wir, dass du unterwegs warst, noch ehe du überhaupt einen Fuß in den Flieger in Hongkong gesetzt hattest.«
    »Hm, durch den Brenner. Truls Berntsen?«
    Der Alte lächelte nur.
    »Und was ist mit Isabelle Skøyen im Senat, arbeitest du auch mit ihr zusammen?«
    Der Alte seufzte schwer. »Du weißt, dass ich diese Antworten mit mir ins Grab nehme. Ich sterbe gerne wie ein Hund, aber nicht wie ein Verräter.«
    »Nun«, sagte Harry. »Was ist weiter geschehen?«
    »Andrej folgte dir vom Flughafen bis ins Leons. Ich wohne in mehreren, vergleichbaren Hotels, wenn ich als Cato unterwegs bin, und das Leons ist einer der Orte, an denen ich recht oft war. Also habe ich gleich am Tag, nachdem du angekommen bist, hier eingecheckt.«
    »Warum das?«
    »Um verfolgen zu können, was du so treibst. Ich wollte sehen, ob du uns wirklich näher kommst.«
    »Hast du das auch bei Sixpence gemacht, als der hier wohnte?«
    Der Alte nickte. »Ich habe erkannt, dass du zu einem Risiko werden könntest, Harry. Doch ich mochte dich. Deshalb habe ich dich freundlich zu warnen versucht.« Er seufzte. »Aber du hörst ja nicht auf andere. Natürlich nicht. Menschen wie du und ich tun das einfach nicht, Harry. Genau deshalb haben wir Erfolg. Und genau deshalb werden wir zu guter Letzt auch immer auf die Nase fliegen.«
    »Hm. Wovor hattest du Angst? Dass ich Oleg zum Sprechen bringe?«
    »Das auch. Oleg hatte mich nie gesehen, aber ich wusste nicht, was Gusto ihm über mich erzählt hatte. Gusto war leider nicht sonderlich vertrauenswürdig, erst recht nicht, nachdem er selbst mit diesem Violin angefangen hatte.« Etwas in dem Blick des Alten ließ Harry plötzlich erkennen, dass da nicht nur Müdigkeit war, sondern auch Schmerz. Echter, quälender Schmerz.
    »Und als du erkannt hast, dass Oleg mit mir reden würde, hast du versucht, ihn umbringen zu lassen. Aber ohne Erfolg, weshalb du mir anschließend deine Hilfe angeboten hast. Damit ich dich zu Olegs Versteck führe.«
    Der Alte nickte langsam. »Nimm das nicht persönlich, Harry. Aber in unserer Branche sind das nun mal die Geschäftsbedingungen. Spitzel werden eliminiert. Aber das weißt du doch, oder?«
    »Ja, das weiß ich. Aber das heißt nicht, dass ich dich nicht töte, nur weil du nach deinen Regeln gehandelt hast.«
    »Du redest doch immer nur.

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