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Die Larve

Die Larve

Titel: Die Larve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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summiert sich, und noch ehe man es wirklich merkt, wird daraus ein Fluss, der einen mitreißt und an seinen Bestimmungsort spült. Ich sollte hierher. Im Scheißjuli. Nein, verflucht, das kann nicht sein, nicht an diesen Ort! Ich sollte ganz woandershin, Papa!
    Als wir vor dem Hauptgebäude vorfuhren, stand Isabelle Skøyen breitbeinig und in ihrer engen Reithose auf dem Hofplatz.
    »Andrej, du wartest hier«, sagte der Alte. »Peter, du checkst die Umgebung.«
    Wir stiegen aus der Limousine und waren mit einem Schlag auf dem Land. Es roch nach Stall, Fliegen summten, und weit entfernt waren sogar Kuhglocken zu hören. Isabelle begrüßte den Alten hölzern per Handschlag, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen, und bat uns zu einem Kaffee herein, wobei die Betonung auf ›einem‹ lag.
    Im Flur hingen Fotos der Gäule mit der besten Abstammung, den meisten Pokalen und so weiter. Was weiß denn ich? Der Alte flanierte an den Bildern vorbei und fragte, ob das englische Vollblüter waren. Er lobte die schlanken Beine und die kräftige Brustpartie, so dass ich mich zu fragen begann, ob er wirklich von den Pferden sprach oder über sie. Es blieb aber nicht ohne Wirkung; Isabelle taute etwas auf, und ihre Antworten waren nicht mehr ganz so kurz.
    »Setzen wir uns ins Wohnzimmer und reden ein bisschen«, sagte er.
    »Ich dachte, wir setzen uns in die Küche«, antwortete sie, jetzt wieder megakurz angebunden.
    Wir nahmen Platz, und sie stellte die Kaffeekanne zwischen uns auf den Tisch.
    »Gusto, gieß du uns ein«, sagte der Alte und warf einen Blick aus dem Fenster. »Einen schönen Hof haben Sie hier, Frau Skøyen.«
    »Eine Frau gibt es hier nicht.«
    »Da, wo ich herkomme, bezeichnen wir alle Frauen, die allein einen Hof bewirtschaften, als Frauen, ob sie nun verwitwet, geschieden oder unverheiratet sind. Aus Respekt.«
    Er wandte sich ihr zu und lächelte breit. Sie begegnete seinem Blick, und für ein paar Sekunden war es so still, dass man nur die Fliege hörte, die immer wieder gegen die Scheibe flog, um nach draußen zu gelangen.
    »Danke«, sagte sie.
    »Gut, Frau Skøyen, lassen Sie uns diese Fotos doch erst einmal vergessen.«
    Sie erstarrte. Bei unserem Telefonat hatte sie es als Witz abgetan, dass wir Fotos von ihr und mir haben könnten und damit drohten, sie der Presse zuzuspielen. Sie fragte mich, was denn schon dabei sei, wenn eine sexuell aktive Single-Frau eine Affäre mit einem Jüngeren habe. Ich hatte ihr echt die Augen öffnen und ihr klarmachen müssen, dass sie schließlich nicht irgendwer war, sondern eine Senatssekretärin, und das hier bei uns in Norwegen, wo es keine solche Doppelmoral wie bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen gab. Danach malte ich ihr kurz und knapp, aber in deutlichen Signalfarben aus, welch hohes Risiko sie eingehen würde. Schließlich konnte ich sogar beweisen, dass sie mich bezahlt hatte, ja, dass sie durch ihr Tun ganz konkret käuflichen Sex unterstützt hatte, dabei bekämpfte sie in ihrer Arbeit als Senatssekretärin für Sozialfragen doch gerade Prostitution und Drogen. Oder irrte ich mich da?
    Zwei Minuten später hatten wir Ort und Zeit dieses Treffens vereinbart.
    »Die Presse schreibt so schon genug über das Privatleben unserer Politiker«, sagte der Alte. »Frau Skøyen, reden wir lieber über ein Geschäft, das ich Ihnen vorschlagen möchte. Über ein gutes Geschäft, das – ganz im Gegenteil zur Erpressung – uns beiden nützt. Einverstanden?«
    Sie runzelte die Stirn. Der Alte lächelte breit. »Keine Sorge, mit Geschäft meine ich natürlich nichts, das mit Geld zu tun hätte. Auch wenn der Hof hier sich bestimmt nicht von selbst finanziert. Aber das wäre dann ja Korruption. Nein, was ich Ihnen anbiete, ist ein rein politischer Handel. Zwar im Verborgenen, aber das läuft im Rathaus ja auch nicht anders. Außerdem ist es ja zum Besten aller Osloer, nicht wahr?«
    Skøyen nickte wieder, sie war wachsam.
    »Unser Handel muss natürlich zwischen Ihnen und mir bleiben, Frau Skøyen. Er wird in erster Linie der Stadt nützen, kann aber auch für Sie von Vorteil sein, allerdings nur, wenn Sie politische Ambitionen haben. Sollte das der Fall sein, könnte sich die Wartezeit auf einen Chefsessel im Rathaus allerdings deutlich verkürzen. Wenn Ihnen unser Handel nicht sogar den Weg ins Parlament ebnet.«
    Ihre Kaffeetasse war auf halbem Weg zum Mund ins Stocken geraten.
    »Ich werde Sie auch nicht bitten, irgendetwas Unmoralisches zu tun, Frau

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