Die Last der Schuld
sich nicht anzusehen. Karas Sinn für Unterhaltung war ein wenig ⦠unzivilisierter als seiner. »Es ist groÃartig.«
»Und der Schluss?«, fragte sie mit erotischer Stimme. »Das Video von uns beiden?«
Marcus erstarrte, als er den Sinn ihrer Worte begriff. Sie besaà ein Video von ihm? Zusammen mit ihr?
Er sprach leise und ruhig weiter, doch innerlich kochte er. »Ich werde es mir gleich noch mal ansehen. Nur für dich.«
Er glitt von seinem Bett herunter und ging splitternackt in das angrenzende Arbeitszimmer. Einen Moment später hatte er die verschlüsselte E-Mail gefunden und geöffnet. Im Zeitraffer verfolgte er den qualvollen Schlaf einer jungen Frau, die sich unruhig im Bett hin und her warf, während ihr Tränen über die Wangen liefen. Ihr Körper krampfte sich vor Angst und Schmerz zusammen, doch sie wachte nicht auf.
Kara hatte ihr das angetan. Er war sich nicht sicher, ob er sie dafür bewundern oder verachten sollte. Eine solche Hingabe, so hässlich sie auch sein mochte, hatte durchaus ihre Vorteile.
Dann entdeckte er den kurzen Mitschnitt am Ende des Videos. Er zeigte sein Gesicht, das von der Ekstase eines Orgasmus entstellt war, während Kara auf allen vieren vor ihm hockte. Die Kamera â wo auch immer sie versteckt war â hatte sein Gesicht perfekt im Bild.
Er durfte nicht zulassen, dass dieses Video in die falschen Hände fiel. Er hatte zu hart daran gearbeitet unterzutauchen, sich in einen Mann zu verwandeln, der gar nicht existierte, um sich von Kara alles kaputtmachen zu lassen. Nun, da der Schwarm zerschlagen war, konnte er seine Geschäfte noch müheloser erledigen. Seine Gewinne waren nie höher gewesen. Nie wieder würde er sich an die Spitze einer dem Untergang geweihten Organisation begeben.
Markus Lark war es leid, als Zielscheibe zu dienen.
»Ungezogenes Mädchen«, flüsterte er ins Telefon. »Du weiÃt, dass es mir nicht gefällt, wenn man Aufnahmen von mir macht.«
»Ich weiÃ, aber ich brauchte irgendetwas, das mich an dich erinnert. Es ist schrecklich, jede Nacht ohne dich einzuschlafen. So habe ich wenigstens dieses Video.«
Und dieses Video veränderte alles. Wenn Kara jetzt gefasst würde, fände man es bei ihr. »Komm nach Hause, Liebling. Ich vermisse dich zu sehr, um dich noch länger entbehren zu können.«
»Erst muss ich meinen Auftrag erledigen. Das habe ich dir versprochen.«
»Vergiss dein Versprechen. Ich habe dich lieber in meiner Nähe.« Wo er sie problemlos töten und das Video vernichten konnte.
»Ich bin fast so weit. Den Rest der Vorstellung werde ich heute Abend für dich aufzeichnen. Dann komme ich zurück nach Hause.«
»Nein!«, erwiderte er ein wenig zu heftig. Dann setzte er in einem ruhigeren Ton hinzu: »Du kannst die Sache jetzt nicht beenden, Liebling. Das Mädchen wird zu gut bewacht. Du bringst dich nur unnötig in Gefahr. Komm zu mir nach Hause.«
»Ich bin vorsichtig. Ich werde dich nicht enttäuschen. Diesmal nicht.«
Verdammt! Er hatte ihr ihr Versagen in Armenien zu sehr vorgehalten, hatte ihr die Tatsache, dass Lana Hancock noch lebte, zu oft unter die Nase gerieben. Und nun musste er dafür büÃen. »Ich will nicht, dass dir etwas zustöÃt. Warte wenigstens ein, zwei Tage ab. Die rechnen doch damit, dass du jetzt zuschlägst, nachdem sie deine Ausrüstung gefunden haben.«
Ein, zwei Tage würden ausreichen, um einen seiner Männer zu schicken und das Video zu vernichten. Danach konnte Kara so leichtsinnig sein, wie sie wollte.
»Du hast recht. Wie immer«, erwiderte sie. »Ich kann die Zeit auÃerdem gut nutzen. Lana soll dafür bezahlen, dass sie mir die Sache so erschwert und mich von dir fernhält.«
»Was hast du vor, Liebes?«, fragte er schmeichlerisch, während er einem seiner besten Profikiller eine E-Mail mit den nötigen Daten schickte.
»Lass dich überraschen. Du wirst stolz auf mich sein.«
»Das bin ich doch immer. Das weiÃt du.«
Er konnte förmlich hören, wie sie das Lob in sich aufsog. »Wenn ich mich um alles gekümmert habe, wirst du gleich doppelt so stolz auf mich sein.«
***
Nach einem langen, unergiebigen Gespräch mit Stacie Cramer entschied sich Detective Hart, erneut mit Lana zu reden. Es war inzwischen später Vormittag, daher fand er sie wie erwartet in ihrem Büro, kurz davor,
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