Die Last der Schuld
an jedem ihrer Ohrläppchen, und ein pinkfarbener Nasenstecker glitzerte in der strahlenden Nachmittagssonne. Sie war zierlich gebaut und reichte Lana gerade mal bis zur Schulter, doch was ihr an GröÃe fehlte, machte sie mit ihrem Talent wett. Zum Teufel mit Armand! Celia war zwar längst nicht so berühmt, aber sie war eine der besten Landschaftsmalerinnen, die Lana kannte, und dieses Urteil bezog sich auf ihre Highschoolzeit. Seither war ihr Talent stetig gewachsen.
Celia steuerte schnurstracks auf Lanas Schreibtisch zu und trat wutentbrannt dagegen. »Du hast behauptet, er würde kommen!«
Caleb und Grant hatten den gesamten Vormittag am Telefon verbracht, um ein paar Freunde zusammenzutrommeln, die ihnen beim Rummel helfen sollten. Grant war im Hinterzimmer verschwunden, um ein paar Fotokopien zu machen, während Caleb sich immer noch leise am Telefon unterhielt. Als er hörte, wie die junge Frau Lana anschrie, legte er auf und machte Anstalten aufzustehen.
Lana schüttelte leicht den Kopf und hoffte, er würde sich zurückhalten, statt die Sache mit seinem Einschreiten noch zu verschlimmern. Celia war zwar ein wenig ⦠aufbrausend, aber sie war zugleich die beste Künstlerin unter ihren schwindenden Teilnehmern. Lana konnte sich nicht erlauben, sie ebenfalls zu verlieren.
»Wer sollte wohin kommen?«, fragte Lana in betont ruhigem Tonfall.
»Armand! Du hast gesagt, er würde kommen, dabei ist er in Italien!«
»Er hat vor ein paar Tagen abgesagt, aber ich habe sofort eine E-Mail rundgeschickt. Ich dachte, du wüsstest davon.«
»Ich habe meinen Computer aus Versehen mit einer Kettensäge gekillt.« Sie wedelte mit einer Hand, deren Fingernägel in fünf verschiedenen Farben lackiert waren. »Das Ding ist komplett im Eimer. Ich hab seit Wochen keine Mails mehr gelesen.«
»Tut mir echt leid, dass du nichts darüber erfahren hast. Hätte ich von deinem kaputten Computer gewusst, hätte ich dich natürlich angerufen. Ich weiÃ, wie sehr du dich darauf gefreut hast, Armand kennenzulernen.«
Celia zog einen Schmollmund, der das Piercing in ihrer Unterlippe wackeln lieÃ. »Ich weià nicht mal, ob ich überhaupt noch teilnehmen will.«
Statt Celia den Vertrag unter die Nase zu reiben, den sie eigenhändig unterschrieben hatte, setzte Lana auf eine etwas diplomatischere Vorgehensweise. »Sag das bitte nicht. Wir brauchen dich. Die Kinder brauchen dich.«
»Und was ist mit den anderen Künstlern? Die gibt es schlieÃlich auch noch.«
»Die sind aber längst nicht so gut wie du, Celia. Und es ist eine tolle Gelegenheit, dich zu präsentieren. Deine Kunst unter die Leute zu bringen.«
»Schon, aber ich hab eh mehr zu tun, als ich bewältigen kann.« Ihr Blick ging an Lana vorbei und fiel auf etwas, das sie spontan zum Lächeln brachte.
Caleb. Celia starrte ihn an, als hätte sie gerade eine neue Farbe entdeckt. Lana sparte es sich nachzusehen, ob Caleb den Blick in ähnlicher Weise erwiderte. Sie wollte es gar nicht wissen. Celia war hübsch, temperamentvoll und talentiert. Ihrem weiblichen Sex-Appeal hatte Lana nicht das Geringste entgegenzusetzen.
»Bitte sag, dass du keinen Rückzieher machst«, bat Lana, während sie ihren Anflug von Eifersucht, so gut es ging, ignorierte.
»Wer ist denn der Hengst?«, fragte Celia, ohne die Stimme zu senken.
Lana stieà einen frustrierten Seufzer aus. »Das ist Caleb, ein Freund von mir.«
»Von wegen Caleb«, sagte Grant in ihrem Rücken. »Ich heiÃe Grant, meine SüÃe.«
Lana drehte sich um, um zu sehen, auf wen sich Celias Aufmerksamkeit richtete, und dies war eindeutig Grant. Sie musste vor Erleichterung lächeln.
Grant streckte seine Hand aus. Celia ergriff sie und lieà sie nicht wieder los. »Schon mal als Nacktmodell gearbeitet?«, fragte sie.
»Aber sicher. Der Pinsel kitzelt, und die rote Farbe hinterlässt fiese Flecken.«
Celia lachte und trat einen Schritt näher. »Ah, ein Kunstkritiker also.«
Lana spürte, wie sich Calebs Finger um ihren Arm schlossen und sie sanft zurückzogen. Er beugte sich zu ihr herunter und flüsterte: »Lehn dich einfach zurück und genieà das Spektakel.«
Lana hatte keine Ahnung, wovon er da sprach, doch sie entschloss sich, seinem Rat zu folgen.
»Aber sicher nicht dein Kritiker. Ich würde mir deine Werke gern mal
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