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Die Laufmasche

Titel: Die Laufmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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verlangte Sara.
    »Es ist aber kein Fleisch mehr da«, sagte Wiebke.
    »Siehst du, alle haben schon aufgegessen, weil es ihnen so gut geschmeckt hat.« Ihr Blick blieb an meinem vollen Teller kleben. Ich beeilte mich, ihr zwei von meinen Frikadellen abzugeben. Wiebke zerkleinerte sie wortlos.
    Als Sara satt war, streckte sie mir ihre Hände entgegen.
    »Arm«, sagte sie.
    »Mama ist hier«, sagte Wiebke. »Und Sara muss jetzt wieder ins Bett.«
    »Ich hab' jetzt soweit alles im Auto«, ließ sich Britt von der Tür vernehmen. »Aber ich weiß echt nicht, wie ich das Zeug nachher in die Wohnung schleppen soll. Die liegt ja im vierten Stock!«
    »O weia«, sagte Jürgen. »Ich könnte ja mit dir fahren und dir beim Tragen helfen.«
    »Du bist heute mit Spülen dran«, erinnerte ihn Wiebke.
    »Ja, toll«, sagte Britt. »Und wie soll ich das bitte ganz allein machen?«

Wiebke verdrehte die Augen.
    »Jürgen kann mit dir fahren«, schlug Erik vor. »Ich mache den Spül für ihn.«
    »Ich helfe dir«, erbot ich mich, und damit war der schöne Teil des Abends angebrochen. Britt und Jürgen fuhren zu Britts neuem Apartment, und Wiebke verschwand, leise vor sich hin murrend, mit Sara in ihrem Zimmer. Erik und ich waren ganz alleine in der Küche. Wir spülten in schönster Harmonie.
    »Meinst du, es wird dir hier gefallen?«, fragte Erik.
    »Manchmal braucht man schon ein dickes Fell.«
    »Ich habe ein dickes Fell«, sagte ich. »Aber deshalb würde ich mir nicht alles gefallen lassen.«
    »Ich will eben nicht so egoistisch sein«, sagte Erik. »Obwohl die mir manchmal auch ganz schön auf den Wecker gehen.«
    »Ja, es ist schon ziemlich selbstlos, der Ex-Freundin den CD-Player zu schenken, wenn sie in die Wohnung ihres Liebhabers zieht. Man könnte auch sagen, dämlich.«
    »Meinst du? Ich mache mir wegen Britt ganz andere Sorgen. Sie hofft doch so, dass dieser Professor seine Frau und seine Familie verlässt.
    Aber daran glaube ich natürlich nicht. Am Ende wird Britt mit einem gebrochenen Herzen dastehen.«
    Ich kannte Britt nicht besonders gut, aber meiner Einschätzung nach war das mit dem gebrochenen Herzen ziemlich unwahrscheinlich. Erik war der mit dem gebrochenen Herzen, denn es war ihm offenbar ein Bedürfnis, über Britt zu sprechen. Ich ließ ihn reden, obwohl das meiste viel zu positiv klang in meinen Ohren. Ich würde Geduld mit ihm haben müssen. Irgendwann würde er schon einsehen, dass ich viel besser zu ihm passte.
    Schon vor dem Abtrocknen kam Erik dann auch auf ein anderes Thema zu sprechen. Er wollte wissen, was
    ich so machte, und ich erzählte ihm ein paar Geschichten aus der Firma. Er lachte so schallend darüber, dass ich die Theorie vom gebrochenen Herzen wieder verwarf.
    »Du bist wirklich komisch«, sagte er und sah mich zum ersten Mal an diesem Abend richtig an. Ich wurde sofort ernst.
    Das Telefon beendete unsere Romanze, bevor sie begonnen hatte. Es war Jürgen. Er hatte Britts Sachen in ihre Wohnung getragen und wollte nun von Erik abgeholt werden.
    »Tja, schade«, sagte Erik zu mir. »Jetzt war es gerade so schön!«
    »Warum fährt Jürgen denn nicht mit der Bahn?«, fragte ich. »Das wäre doch viel umweltfreundlicher.«
    Aber Erik lachte nur. In diesem Augenblick war ich mir nicht sicher, ob er nur besonders tolerant und großzügig war - oder einfach ein riesengroßer Idiot.

Die elfte Gelegenheit
    GEGEN VIERTEL VOR neun kam Klaus Kernig in unser Büro. Ich wollte ihn heute unbedingt noch einmal auf den versprochenen Urlaub zwischen Weihnachten und Neujahr ansprechen. Am Sonntag hatte ich nämlich meine Eltern besucht und war dabei rein zufällig auf Wolf Hoppe beim Ausführen seiner Codewort-Hunde gestoßen. Natürlich hatte ich ihn prompt wegen des Urlaubsproblems angehauen. Zwar hatte er mir nicht versprochen, so autoritär in diese Angelegenheit einzugreifen, wie ich es erhofft hatte, aber immerhin war er auch nicht auf Kernigs Seite.
    »Felicitas, chhm<, hatte er auf seine freundliche Art und Weise geäußert. -Ich bin sicher, dass du und Herr Kernig, sagen wir mal so, dass ihr beiden euch da einig werdet.« Und das würden wir. Jetzt, auf der Stelle!
    »Herr Kernig?«, sagte ich, aber Kernig sah mich nicht an.
    »Ich brauche die Verträge mit Reiterfreund in Ben-rath«, sagte er zu Beate, ohne sie dabei anzugucken.
    »Und was ist mit den Faxen zu Jonassy nach Arizona? Haben Sie die endlich fertig?«
    »Guten Morgen«, sagte Beate in ebenso unfreundlichem Tonfall, ohne den Blick vom

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