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Die Laufmasche

Titel: Die Laufmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Bildschirm zu lö-
    sen. »Die Reiterfreund-Verträge finden Sie in Ihrem Aktenschrank oben links, in einem gelben Ordner unter R,
    und die Faxe liegen bereits seit einer Stunde in der Unterschriftsmappe auf Ihrem Schreibtisch.«
    »Aha«, sagte Klausi völlig ungeniert. »Frau Trost, heute kommt gegen Mittag ein Kunde aus den Vereinigten Emiraten ins Haus, den Sie während der Dauer seines Besuches bitte persönlich betreuen.
    Ich werde gleich an der Pforte Bescheid sagen, dass Sie sofort nach unten gerufen werden, wenn der Kunde eintrifft. Ich bin dann ab elf außer Haus!«
    »Oh«, rief ich aufgeschreckt. »Ich soll ganz allein ein Verkaufsgespräch führen? Wenn es so ein wichtiger Kunde ist, wieso bleiben Sie dann nicht dabei, Herr Kernig?«

    »Ich habe noch andere wichtige Kunden«, antwortete Klausi. »Und Sie sind schließlich zu meiner Entlastung eingestellt worden. Nabadidi ist ein sehr wichtiger Kunde.«
    »Ach, und - Herr Kernig, noch mal zu meinem Urlaub. Ich ...«
    Kernig hob abwehrend die Hände "und ging rück-wärts zur Tür. »Urlaub? Ist das alles, woran Sie denken können? Sie haben in wenigen Stunden ein wichtiges Verkaufsgespräch. Da sollten Sie sich jetzt drauf konzentrieren, und auf sonst gar nichts!«
    »Da ist doch was faul«, sagte Beate, als er verschwunden war.
    »Wie meinst du das?« Ich suchte die Nabadidi-Akten aus dem Schrank.
    »Wenn der Kunde käme, um hier im großen Stil einzukaufen, würde Kernig das mit Vergnügen selbst in die Hand nehmen. Seine Angestellten lässt er nur die unangenehmen Sachen regeln.«
    »Wirklich?« Ängstlich überflog ich die Umsatzliste für
    Nabadidi. Allein im letzten Jahr hatte er Bestellungen im Wert von achtzigtausend Mark bei Hoppe und Partner aufgegeben.
    »Viertausend mal 1423/11«, sagte ich. »Was will jemand mit so vielen gummibeschichteten Reitgerten in Gelb?«
    »Ich sage dir, da stimmt was nicht«, wiederholte Beate. »So einen dicken Fisch betreut der Typ immer persönlich, das kannst du mir glauben.«
    Nun, dann war das eben jetzt meine Chance, den dicken Fisch zu angeln und damit zu beweisen, was ich alles drauf hatte. Ich vertiefte mich in die Nabadidi- Akten, bis ich sie beinahe auswendig konnte. Als die Dame von der Pforte mittags endlich
    »Frau Frost, hier unten sind Kunden für Sie« in das Stentofon schnauzte, war ich bestmöglich vorbereitet. Ich zog meinen dunkelblauen Zopfpullover über den Hintern, strich mir den Nicole-Uphoff-Zopf glatt und atmete tief durch.
    »Viel Glück«, sagte Beate mitleidig. »Und denk daran: Was immer auch passieren mag, es ist auf keinen Fall deine Schuld.«
    Ich versprach, mir dies gut einzuprägen. An der Pforte warteten ein gut aussehender Herr mit Schnurrbart, Herr Nabadidi - leider im Anzug und nicht im Scheichkostüm, wie ich insgeheim gehofft hatte - und eine bildhübsche junge Frau von höchstens zwanzig.
    »Meine Tochter«, erklärte mir der gut aussehende Herr, noch bevor ich auf andere Gedanken kommen konnte. Er sprach perfekt Deutsch. Ich schüttelte beiden die Hand und stellte mich vor.
    »Wir sind wegen der Pferdedecke gekommen«, sagte das Mädchen.
    Mein Gehirn funktionierte heute ausgezeichnet.

Pfer
    dedecken, Hauptkatalog, Seiten 23-27, elf verschiedene Deckentypen in insgesamt fünfundachtzig verschiedenen Ausführungen.
    »Hatten Sie da eine bestimmte im Auge?«, fragte ich, während ich meine Gäste mit der Anmut einer Hotelempfangsdame hinauf in den Vorführraum geleitete.
    »Die Decke, wegen der wir das Fax an Herrn Kernig geschickt hatten«, sagte das Mädchen.

    Fax? Ich stutzte. Sie hatten offenbar ein Fax geschickt, von dem ich nichts wusste. Sicher hatte Kernig vergessen, mir davon zu berichten. Aber nichts ist so fatal wie zuzugeben, dass man nichts weiß. Daher nickte ich nur lächelnd und fragte, ob sie lieber Kaffee oder Tee trinken wollten.
    »Wir wollten nur schnell die Decke umtauschen«, sagte der Vater. »Und dann sind wir sofort wieder weg.«
    Umtauschen? Ich stutzte ein zweites Mal. Offenbar hatte in besagtem Fax etwas darüber gestanden. Ich räusperte mich beherzt.
    »Ja, dann wollen wir das auch sofort in die Wege leiten«, sagte ich. »Haben Sie vielleicht den Bestellschein zur Hand? Oder den Lieferschein?«
    Das Mädchen überreichte mir beides und zerrte eine blaue Pferdedecke aus ihrem Rucksack. »Die hat Lau- rence überhaupt nicht gepasst, obwohl er die gleiche Decke schon einmal hat. Zuerst habe ich gedacht, es sei die falsche Größe, aber dann

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