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Die Laufmasche

Titel: Die Laufmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Stadt zu verzaubern, aber den Verkehr nicht zu behindern. Das Autofahren mit Reifrock war gar nicht so schwer, wie ich gedacht hatte, schwierig war nur gewesen, sich überhaupt ins Auto hineinzupressen.
    Erik und ich sagten nicht viel. Während der Fahrt dachte ich kurz darüber nach, wie ich ihm erklären sollte, dass er mir mein Kleid vom Leib schneiden musste, aber dann verwarf ich diesen .verwegenen Plan wieder. Eine leidenschaftliche Szene wie die, die mir vorschwebte, war nicht möglich unter einem Dach mit Britt, Meister Eder und seinem Pumuckl.
    Ich würde darauf verzichten.
    Hinter der Biegung tauchte das rosafarbene Haus auf. Der Schnee hatte Dach, Zaunpfosten und Magnolie mit malerischen Häubchen bedeckt.
    »Was für ein zauberhaftes Haus«, sagte ich aus vollem Herzen.
    »Jedenfalls von außen«, sagte Erik. »Bitte komm noch mit rein.«
    Ich schüttelte stumm den Kopf.
    »Ein Kaffee könnte dir nicht schaden vor der Rückfahrt.« Erik drehte den Wikingerhelm in seinen Händen hin und her. Er hatte wunderschöne Hände.
    »Nein, danke. Ich habe auch gar kein Kleingeld für eure Kasse dabei.«
    »Ich könnte dir meine Werkstatt zeigen. Da ist auch eine Kaffeemaschine«, schlug Erik vor.

    Die Versuchung war ziemlich groß. Aber genau in diesem Augenblick ging im Turmzimmer das Licht an. Britt begann vermutlich um diese Uhrzeit mit ihrer Morgengymnastik. Ich wollte nicht, dass sie mich als Brun- hilde sah.
    »Nein«, sagte ich fest und startete den Motor.
    »Wiedersehen.«
    Energisch gab ich Gas. Erik konnte gerade noch die Autotüre zuschlagen.
    Als ich eine halbe Stunde später in unsere Straße einbog, hätte ich um ein Haar Wölf Hoppe überfahren, der mit Tessie, Jessie und Kessie einen Morgenspaziergang unternahm. Ich setzte meinen Helm wieder auf, drehte die Scheibe herunter und wünschte ihm im Vorbeifahren ein frohes neues Jahr.
    Wölf gaffte hinter mir her.

Die sechzehnte Gelegenheit
    ALS ICH MICH auf den Weg zur Arbeit machte, hatte ich seit fünfundvierzig Stunden nicht mehr geschlafen und war trotzdem kein bisschen müde.
    Ich sah auch nicht so aus. Keine dunklen Ringe unter den Augen, keine Knit- terfältchen um den Mund - die Haut wirkte frisch und rosig wie nach einer Quarkpackung. Ich hatte meine Haare dreimal gewaschen, aber es schien mir, als hinge immer noch ein goldener Glitterschimmer über dem Scheitel. Ich konnte mich nicht erinnern, dass er vorher schon dagewesen war, aber was nach dreimal Waschen nicht herausgeht, ist eben Natur!
    Es war noch dunkel, als ich in mein Auto stieg, aber der Himmel war klar und dunkelblau. Alle Ampeln standen auf Grün, wenn ich sie erreichte, alle, bis auf eine. Am Bürgersteigrand neben der roten Ampel hing das Plakat eines Zirkus, und darauf stand mit großen Buchstaben: TRÄUME
    NICHT DEIN LEBEN - LEBE DEINEN TRAUM.
    Ja, dachte ich spontan, genau das ist es. Ich verstand, warum ausgerechnet diese Ampel rot angezeigt hatte - an Zufälle glaubte ich nicht mehr.
    Der Parkplatz der Firma Hoppe war noch ziemlich leer, als ich dort eintraf. Frau Hellmann stand allerdings schon hinter ihrem Empfangstresen und sah nicht so aus, als wäre sie in der Zwischenzeit jemals zu Hause gewesen.
    »Frohes neues Jahr«, sagte ich zu ihr.
    »Auch so was, Frau Trost«, brummte Frau Hellmann und nannte damit zum ersten Mal meinen richtigen Namen.
    Hinter mir kam Frau Stattelmann durch die Drehtüre. Sie sah aus, als hätte sie sich über die Feiertage ordentlich besoffen.
    »Frohes neues Jahr«, wünschte ich ihr.
    Sie erwiderte nichts. Seit der Geschichte mit dem entwendeten Führstrick und den Arabern sprach sie nicht mehr mit mir. Schweigend schritten wir nebeneinander die Treppe hinauf. Oben auf dem Flur standen Frau Daubenbüschel und Frau Saalbach vor Frau Müller- Seitz' Bürotüre und warteten. »Ein frohes neues Jahr«, rief ich beschwingt.
    »Frohes Neues«, erwiderte Frau Daubenbüschel lächelnd. »Sehr witzig«, murmelte Frau Saalbach.
    Die Arme hatte ihren Fluch offenbar ins neue Jahr mitgenommen.
    »Wir warten auf Frau Müller-Seitz«, informierte mich Frau Daubenbüschel. »Unsere Computer sind abgestürzt.«
    »Frau Müller-Seitz wird heute nicht kommen«, ließ Frau Stattelmann verlauten und setzte mit unverhohlener Schadenfreude hinzu: »Der ist der neue Schneidezahn wieder rausgebrochen.«
    »Wer hilft uns denn dann mit den Computern?«
    »Ich«, sagte die Stattelmann. »Wohl oder übel.
    Aber dass Sie das eine wissen: Ich habe keinerlei Alimente,

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