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Die Laufmasche

Titel: Die Laufmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Frau Daubenbüschel tat gar nichts. Sie ließ erschöpft die Fäuste fallen und flüsterte: »Ich glaub' es einfach nicht. Ich glaub' es einfach nicht.« Dabei sah sie aus, als würde sie jeden Augenblick in Ohnmacht fallen.
    Beate und ich machten einen Schritt zu ihr hin, um sie aufzufangen. Kernig schloss uns die Tür vor der Nase.
    Frau Daubenbüschel sah völlig fertig aus. Ich griff nach ihrem Ellenbogen. »Kommen Sie«, sagte ich.
    »Wir bringen Sie zurück.«
    Frau Saalbach blickte uns mit großen Augen entgegen, als wir zur Bürotüre hereinkamen.
    »Mein Computer ist abgestürzt«, sagte sie beinahe freundlich. »Aber Frau Stattelmann hat gesagt, dass sie jetzt keine Zeit hat.«
    »Haha«, machte die Daubenbüschel matt. »Dann warten Sie doch bis morgen, da ist Frau Müller-Seitz wieder da.«
    »Ich muss jetzt sowieso aufhören«, teilte uns die Saalbach mit und schaltete ihren Computer einfach ab. »Ich soll Frau Müller-Seitz bei Herrn Hoppe vertreten.«
    Ich warf einen Blick auf Frau Daubenbüschels Bildschirm. »Der Eintrag konnte nicht bearbeitet werden. Bitte Kennwort eingeben«, stand dort. Das war ja nun ein leichtes für mich. Nach zehn Sekunden war der Computer wieder betriebsbereit.
    »Wie haben Sie das gemacht?«, wollte die Daubenbüschel wissen.
    »Ich weiß das Codewort«, sagte ich.
    »Und wer hat Ihnen das verraten?«
    »Niemand«, gab ich zu. »Ich habe der Müller-Seitz einfach auf die Finger geguckt.«
    Der verstörte Gesichtsausdruck auf Frau Daubenbüschels Gesicht wandelte sich langsam in ungläubige Freude.
    »Sie kennen die Codewörter«, wiederholte sie.
    »Natürlich! Deshalb geht Ihnen die Stattelmann auch am Arsch vorbei. Dabei wartet die nur darauf, dass bei Ihnen der Computer abstürzt und Sie sie um Hilfe bitten müssen.«
    »Da kann sie lange warten«, sagte ich fröhlich.
    »Ja, das hat sie auch gesagt, die Stattelmann.
    Wenn bei der Trost der Computer abstürzt, da kann sie lange warten, bis ich der helfe, hat sie gesagt.«
    Ich zuckte gleichgültig die Achseln und spürte einmal mehr, dass ich meinen Fluch besiegt hatte.
    Auf dem Rückweg in mein Büro lief ich Roswitha und Nata
    lie Hoppe in die Arme. Sie trugen die gleichen schwarzen Wollmäntel mit Nerzfutter und Kragen.
    »Da ist ja die -«, rief Natalie, als habe sie meinen Namen vergessen. »Wir sind gekommen, um deinen Chef abzuholen!«
    Frau Hoppe legte mir die Hand auf die Schulter.
    »Ich höre, du kommst hier ganz gut zurecht«, sagte sie. »Es freut mich wirklich, dass wir uns nicht umsonst für dich eingesetzt haben. Jeder verdient eine zweite Chance, sage ich immer.«
    Ich konnte nicht anders, ich musste lächeln.
    »Wir holen meinen Paps zum Essen ab«, flötete Natalie. »Es gibt nämlich was zu feiern!«
    »So, so«, sagte ich.
    »Unsere Natalie erwartet nämlich Nachwuchs.«
    Frau Hoppe strahlte. »Und im Frühjahr wird geheiratet. Natalie, zeig doch mal den Verlobungsring.«
    Natalie hielt mir ihren glitzernden Finger unter die Nase. »Wenn ich dir sage, wie teuer der war, fällst du in Ohnmacht.«
    »Ich war dabei, als Mark ihn ihr überreicht hat«, sagte Frau Hoppe schnell, damit ich nicht auf den Gedanken kam, Natalie habe sich wieder selber ein Verlobungsgeschenk gekauft. Sie beklopfte nochmals meine Schulter. »Kopf hoch, Felicitas.
    Auch für dich kommt noch der Traummann. Wer weiß, ob nicht einer unserer muskelbepackten Jungs vom Lager was für dich ist.« Sie lachte versch wörerisch.
    Ich dachte an Herrn Simmel ohne P und seine Mannschaft und musste auch lachen. Das Jahr fing wirklich lustig an.
    Zurück in meinem Büro erwartete mich allerdings eine böse Überraschung. Anja Reisdorf hatte mit der Hauspost die Gehaltsabrechnung für Dezember gebracht.

    »Kein Weihnachtsgeld«, murrte Beate. »Das ist ja wohl wieder typisch.«
    Ich öffnete meine Abrechnung - und hielt die Luft an. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, denn genau genommen war die Höhe des Gehalts ja niemals wirklich vereinbart worden, und da es keinen Vertrag gab, hatte ich nur eine ungefähre Summe geschätzt. Eine bescheidene Summe sogar, für den Anfang wenigstens. Aber das hier lag noch weit unter meiner bescheidensten Schätzung.
    »O mein Gott«, rief ich laut.
    »Eintausendsechshundertdreiundzwanzig Mark und zweiundvierzig Pfennige netto«, ergänzte Beate lässig. »Ich weiß.«
    »Woher?«
    »Ich bekomme das Gleiche. Vermutlich ist das das Einheitsgehalt bei Hoppe und Partner«, meinte Beate heiter. »Mehr

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