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Die Launen des Teufels

Die Launen des Teufels

Titel: Die Launen des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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bereits vor Wochen der Pest erlegen. Wenn Ihr also eine Tochter habt, die im heiratsfähigen Alter ist …«
    Das ließ Conrad aufhorchen. »Ich habe in der Tat eine Tochter«, platzte er heraus, runzelte jedoch die Stirn, als ein zweiter Mann anfing zu lachen.
    »Achtet nicht auf sie«, wiegelte der Schneider ab. »Egloff mag alt sein, aber er schätzt das schöne Geschlecht.« Jetzt lachte auch er. »Ihr seht, es ist also gar nicht so schwierig.« Damit reichte er Conrad die Rechte, um die Vereinbarung zu besiegeln, bevor er die vollbusige Wirtin an den Tisch rief, um eine Platte schlachtfrischer Köstlichkeiten zu bestellen. Während Conrad dem Geplänkel lauschte und genüsslich kaute, bemühte er sich, die freudige Erregung in seinem Inneren zu verbergen. Gott musste ihn in der Tat zu Höherem auserkoren haben, dachte er triumphierend. Denn nicht einmal in seinen kühnsten Träumen hatte er sich zu erhoffen gewagt, dass er so schnell das Ziel erreichen könnte, das er sich gesteckt hatte! Wenn der Rat in einer Woche erneut zusammenkam, würde er dem erwähnten Egloff ein Angebot machen, das dieser nicht ausschlagen konnte. Da seine Tochter jetzt, da Franciscus tot war, keinen Wert mehr für ihn hatte, würde er diese Gelegenheit dankbar beim Schopfe packen. Denn wie sonst sollte er ein bereits gebrauchtes Gut zu einem brauchbaren Preis losschlagen?

Kapitel 27
     
    Ulm, 2. Januar 1350
     
    »Wie schön du bist.« Mit einem glücklichen Lächeln wiegte Katharina von Helfenstein ihren schlafenden Sohn Wulf in den Armen. Wenngleich das vergangene das erste Weihnachtsfest gewesen war, das sie nicht von Freunden und Verwandten umringt zugebracht hatte, spendete das lebendige Bündel ihr mehr Trost, als es alle Worte jemals vermocht hätten. Stolz blickte sie auf das feine Haar des Knaben hinab, das die gleiche Farbe hatte wie das seines Vaters. Zwar drohte die Sorge um ihren Sprössling sie innerlich aufzufressen, doch löschten die winzigen Gesichtszüge ihre dunklen Gedanken für einige unbeschwerte Augenblicke aus. Eine leise Melodie auf den Lippen, betrachtete sie das neue Leben, das sie – wenn nötig – mit ihrem eigenen beschützen würde.
    Unbeabsichtigt glitt ihr Blick zu der Nachricht ihres Gemahls, die sie wütend und resigniert zugleich unter den Weidenkorb gesteckt hatte, der als Wiege fungierte. Nachdem sie kurz nach der Entbindung einen Boten zu Ulrich geschickt hatte, um ihn darüber in Kenntnis zu setzen, dass eine Krankheit sie in Ulm festhielt, hatte dieser sie bis zum gestrigen Tag keiner Antwort gewürdigt. Diese allerdings, die Baldewin dem Boten abgenommen hatte, hatte sie vor Furcht erstarren lassen. Die Deutlichkeit, in der Ulrich ihr mitteilte, dass er nach dem Dreikönigsfest nach ihr schicken lassen würde, kam einer Verurteilung gleich. Da er im Moment keine Männer entbehren konnte, um diese nach Ulm zu senden, hatte er sie wissen lassen, würde sich die Abordnung, die sie ohne weitere Umwege zurück nach Hohenneuffen bringen würde, erst in der zweiten Januarwoche auf den Weg machen. Bis dahin, so der scharfe Befehl, sollte sie bleiben, wo sie war. Obschon er es nicht direkt ausgesprochen hatte, war zwischen den Zeilen deutlich herauszulesen gewesen, dass Katharina diese Reise nicht als Gräfin von Württemberg, sondern als Gefangene des Landesherrn antreten würde. Eine Vermutung, die durch eine unbedachte Bemerkung des Überbringers der Hiobsbotschaft untermauert worden war. Dieser zufolge wusste Ulrich bereits seit einiger Zeit, dass Katharina ihn mit einem anderen betrogen hatte, dessen Spross sie austrug.
    Ob er ihr die Möglichkeit der Flucht hatte einräumen wollen?, fragte sie sich, während sie abwesend die Wange des Säuglings liebkoste. Oder – und das entsprach sicherlich eher seinem Charakter – wollte er die Vorfreude genießen und sich in der Vorstellung suhlen, wie sie zitternd und bebend ihrer Bestrafung harrte?
    Mit einem leisen Seufzer bettete sie das Kind zurück in sein Bettchen und zupfte an dem Wappen ihres Liebhabers, das sie in die Decke hatte einnähen lassen. Wie um alles in der Welt sollte sie ihren unschuldigen Sohn schützen? Der buckelnde Kater Wulfs von Katzenstein schien sie anzufauchen. Wenn sie doch nur wüsste, wem sie trauen konnte! Erschöpft lehnte sie sich zurück in die weichen Kissen und schloss die Augen. Vor dem Tod Guta Staigers, die kurz nach Weihnachten der Pest erlegen war, war sie sicher gewesen, die Beginen mit einer Spende dazu

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