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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Nicht ganz freiwillig, bequemerweise aber war ein Sessel so glücklich platziert, dass er seinen Hintern aufnahm.
    »Hallo? Hallo? Mr. Pascoe, sind Sie noch dran?«
    »Ja, ich bin noch dran.«
    »Ah, schön, ich dachte schon, ich hätte Sie verloren. Hier ist Franny, Mr. Pascoe. Franny Roote.«
    »Ich weiß, wer dran ist«, sagte Pascoe. »Was wollen Sie?«
    »Reden. Tut mir Leid. Habe ich einen schlechten Zeitpunkt erwischt?«
    Um mit dir zu reden? Dann ist jeder Zeitpunkt ein schlechter Zeitpunkt!
    »Wo sind Sie, Mr. Roote?«, sagte er. »In Amerika? Der Schweiz? Deutschland? Cambridge?«
    »Kurz hinter Manchester. Ich bin heute Morgen aus den Staaten zurückgekommen. Der Flug hatte etwas Verspätung. Ich fühlte mich ein wenig zerschlagen, hing also nur rum, nahm eine Dusche und danach ein herzhaftes Frühstück, und jetzt bin ich auf dem Weg nach Hause. Hören Sie, Mr. Pascoe, als Erstes wollte ich mich bei Ihnen für die Briefe entschuldigen, mit denen ich Sie bombardiert habe. Ich hoffe, Sie haben sich dadurch nicht allzu gestört gefühlt. Obwohl mir natürlich bewusst ist, dass ich Ihnen niemals die Möglichkeit gegeben habe, das kundzutun, falls Ihnen danach gewesen wäre. Vielleicht hatte ich Angst davor. Ich meine, wenn Sie mir nicht direkt sagen konnten, dass diese Briefe Sie genervt haben, dann konnte ich mir ja einbilden, dass alles in Ordnung sei, dass Sie vielleicht sogar Gefallen an der Lektüre gefunden und sich auf den nächsten Brief gefreut haben … Okay, das geht vielleicht zu weit, aber es ist für mich sehr wichtig gewesen, sie zu schreiben, und ich bin mir sicher, in Ihrem Beruf ist es unerlässlich, den Einfallsreichtum der Menschen zu verstehen, wenn diese die Dinge rechtfertigen wollen, die ihnen wichtig sind.«
    »Das verstehe ich sehr gut, Mr. Roote«, sagte Pascoe kühl. »Die überzeugendste Rechtfertigung, die ich wohl jemals gehört habe, stammte von einem Mann, der kurz davor seine Frau und seine beiden Kinder mit einem Schlachterbeil zerstückelt hatte.«
    Schweigen. Dann sagte Roote: »O Scheiße. Sie sind wirklich angearscht, nicht wahr? Tut mir Leid. Hören Sie, ich werde Ihnen keine Briefe mehr schreiben, versprochen. Aber wollen Sie nicht wenigstens mit mir reden?«
    »Das tue ich gerade«, sagte Pascoe.
    »Von Angesicht zu Angesicht, meine ich. Es ist erstaunlich, ich habe das Gefühl, Sie wirklich gut zu kennen, wie einen … wirklich gut. Aber Sie wissen doch, wenn wir uns bisher von Angesicht zu Angesicht unterhalten haben, dann immer nur, wenn Sie mich aus offiziellen Anlässen aufgesucht haben. Unter diesen Umständen war die Themenbreite sehr eingeschränkt, meinen Sie nicht auch? Alles, worum ich Sie bitte, ist ein Treffen, ein einziges, es würde mir sehr viel bedeuten. Ich könnte Sie besuchen kommen … nein, das ist vielleicht keine so gute Idee. Verletzung der Privatsphäre und so. Vielleicht könnten Sie mich besuchen. Sie wissen doch, wo meine Wohnung liegt – 17a Westburn Lane. Jederzeit, wenn es Ihnen passt. Oder schauen Sie einfach mal vorbei. Wenn ich in der Stadt bin, werde ich mich meistens dort aufhalten. Ich werde mich wirklich an die Arbeit von Sams Buch machen müssen. Es gibt einiges zu redigieren, einige Kapitel müssen mehr oder weniger komplett neu geschrieben werden, und ich habe mich an einigen seiner ›Imaginierten Szenen‹ versucht, Sie wissen schon, Ereignisse und Unterhaltungen, wie sie sich seiner Meinung nach abgespielt haben könnten. Man muss sich ihnen mit großer Umsicht nähern, aber das wissen Sie ja selbst, Mr. Pascoe, denn liegen nur wenige gesicherte Fakten vor, muss man seinen gesamten beruflichen Erfahrungsschatz bemühen, wenn man ein plausibles Bild der Ereignisse schaffen will. O Gott, ich gerate ins Schwafeln, nicht wahr? Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr es mich freuen würde, wenn Sie mich besuchen kämen. Und wenn ich zufällig nicht da sein sollte, dann gehen Sie nicht wieder fort. Ich bin nie weit weg. Mein Ersatzschlüssel ist bei meiner Nachbarin, Mrs. Thomas, sie verlässt nie das Haus, wegen ihrer Arthritis, sagen Sie ihr, es sei schon in Ordnung, das habe Francis gesagt, sie nennt mich immer Francis, wenn Sie ihr das sagen, dann weiß sie, dass Sie wirklich mit mir gesprochen haben. Ich lege jetzt auf, bevor Sie ablehnen können. Bitte kommen Sie.«
    Die Leitung war tot.
    Pascoe dachte lange nach. Trotz allem berührte ihn der flehentliche Ton in der Stimme des jungen Mannes.
    Aber das gehörte

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