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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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allem aber strecke er sich doch jetzt lieber unter einem Busch aus und halte ein Nickerchen.
    Der Sergeant fuhr ruhig und gesetzesgetreu an.
    Es war seiner langsamen Geschwindigkeit zu verdanken, dass er die versuchte Entführung auf dem Parkplatz bemerkte, der sich fast über die gesamte Länge des Parks hinzog.
    Von der Straße durch eine lange Lindenallee abgetrennt, war er im Grunde nichts anderes als eine parallel verlaufende Durchgangsstraße. Tagsüber stellten die Parkbesucher dort der Reihe nach ihre Wagen ab. An einem Sommerabend mochte er ziemlich voll sein, mitten im Winter aber war kaum etwas los, sah man von einem hier und dort geparkten, auffälligen Vehikel ab, dessen beschlagene Scheiben von junger Liebe oder alter Lust kündeten. Als Wield jedoch daran vorbeifuhr, sah er, wie ein Mann einen Jungen in seinen langsam fahrenden Wagen zu zerren versuchte.
    Er bremste scharf ab, riss wie ein Speedway-Fahrer schlitternd die Maschine herum, brachte sie wieder hoch und steuerte die Lücke zwischen zwei Linden an, musste feststellen, dass sie bereits von einer Bank besetzt war, richtete die Maschine auf die nächste Lücke aus, fuhr hindurch, verlor auf dem lockeren Schotter ein wenig die Bodenhaftung und hatte zu tun, die Thunderbird wieder unter Kontrolle zu bringen. Die gesamte Zeit über warnte er mit der Hupe vor seinem Kommen. Vorbeugen war besser als Heilen. Das Letzte, was er wollte, war eine Verfolgungsjagd durch die Straßen der Stadt, bei der er mit hoher Geschwindigkeit einem Wagen hinterherhetzen musste, der ein Kind gekidnappt hatte.
    Es funktionierte. Vor sich sah er den Jungen auf dem Boden liegen, während der Wagen in einer Staubwolke davonraste, was es unmöglich machte, das Nummernschild zu erkennen, noch dazu, da der Wagen die Lichter nicht eingeschaltet hatte.
    Er hielt neben dem Jungen an, der sich mittlerweile in eine sitzende Position aufgerappelt hatte. Er sah wie zehn aus, vielleicht ein wenig älter, sagen wir zwölf. Er hatte große dunkle Augen, schwarze Locken und ein schmales, blasses Gesicht. Er hatte sich durch den Sturz die Hand aufgeschürft und hielt sie nun an den Mund, um sie zu säubern und den Schmerz zu lindern. Er wirkte eher wütend als verängstigt.
    »Alles in Ordnung, Junge?«, sagte Wield und stieg ab.
    »Ja, glaub schon.«
    Er sprach einheimischen städtischen Akzent. Er wollte aufstehen. »Halt«, sagte Wield. »Irgendwo Schmerzen?«
    »Nein. Nur die beschissene Hand.«
    »Sicher? Okay. Ganz ruhig.«
    Wield ergriff seinen Arm und half ihm auf.
    Er zuckte zusammen, als er aufstand, dann bewegte er der Reihe nach alle Glieder, als wollte er zeigen, dass noch alles funktionierte.
    »Gut«, sagte Wield. Er fasste in seine Lederjacke und holte das Handy heraus.
    »Was machst du da?«, wollte der Junge wissen.
    »Informier nur jemanden, damit er nach dem Typen Ausschau hält, der dich da gepackt hat. Weißt du zufällig, was es für ein Wagen war? Sah wie ein Montego aus.«
    »Nein. Ich meine, ich hab nicht drauf geachtet. Hör zu, was soll das? Vergiss es einfach. Er ist weg.«
    Ein sehr selbstbeherrschter Youngster.
    »Junge, vielleicht wirst du die Sache vergessen. Aber das heißt nicht, dass er es nicht wieder versucht.«
    »Was versucht?«
    »Jemanden zu entführen.«
    »Ja … na ja …«
    Der Junge schob die Hände tief in die Taschen seiner dünnen Windjacke, zog den Kopf ein und schickte sich an wegzugehen. Er wirkte verlassen und verloren.
    »Hey, wo willst du hin?«, sagte Wield.
    »Was interessiert dich das?«
    »Ich mach mir Sorgen, das ist alles«, sagte Wield. »Hör zu, du stehst unter Schock. Du solltest um diese Zeit hier nicht mehr rumlaufen. Spring hinten rauf, ich nehm dich mit.«
    Der Junge sah ihn fragend an.
    »Wohin?«
    Wield überlegte. Ihm anzubieten, dass er ihn nach Hause brachte, wäre vermutlich kein besonders geschickter Zug. Vielleicht trieb er sich deswegen so spät auf der Straße herum, aus Angst vor dem, was ihn zu Hause erwartete. Um das herauszufinden, wäre es das Beste, wenn er sich zurückhielt, mit ihm freundlich plauderte und ihm nicht auf die Nase band, dass er ein Bulle war. Er steckte das Handy weg. Der Wagen wäre mittlerweile sowieso längst verschwunden, und außerdem, was hatte er schon? Einen dunkelblauen Montego, vielleicht.
    »Lust auf einen Kaffee oder eine Coke oder so was?«, fragte er.
    »Okay«, sagte der Junge. »Warum nicht? Kennst du das Turk’s?«
    »Kenn ich«, sagte Wield. »Spring auf. Hast du

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