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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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nennen! Warum? Weil Wield komisch klingt? Weil nur Edwin mich Edgar nennt? Alles gute Gründe. Nur, keiner hat mich Mac genannt seit …
    Es war die Abkürzung für Macumazahn, der Eingeborenennamen von Allan Quartermain, dem Helden aus vielen von Wield so geliebten H.-Rider-Haggard-Romanen. Der Name bedeutete »Der mit offenen Augen schläft« und war ihm von einem längst vergessenen Liebhaber verliehen worden. Keiner hatte ihn benutzt, bis einige Jahre zuvor ein junger Mann kurz in sein Leben getreten war …
    Er verbannte die Erinnerung an das tragische Ende dieser Beziehung aus seinen Gedanken.
    Hier saß kein junger Mann vor ihm, sondern ein Kind, Gott sei Dank war er nie auf Kinder gestanden. Es war an der Zeit, die Sache zu Ende zu bringen und in den häuslichen Frieden und die Sicherheit von Enscombe zurückzukehren.
    Er trank aus und schob den Stuhl zurück. »Okay, lassen wir das mit der Rettung deiner Seele und schaffen wir wenigstens deinen Körper nach Hause.«
    »Nach Hause? Nee. Es ist ja noch früh am Abend.«
    »Nicht für Kinder, die auf der Straße herumlungern und sich mit fremden Männern streiten.«
    »Ja, da hast du Recht, es war eine Nacht der fremden Männer, oder? Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob ich auf deiner mittelalterlichen Maschine noch mal fahren möchte. Man weiß ja nie, wo du mich hinbringst.«
    Wieder dieses wissende Grinsen in seinem Gesicht. Es war an der Zeit, diesen Unfug zu beenden.
    Wield zückte seine Brieftasche und zeigte ihm den Polizeiausweis.
    »Ich kann dich entweder nach Hause bringen oder in die Zelle, bis wir herausgefunden haben, wo dein Zuhause ist.«
    Der Junge betrachtete den Ausweis, er sah nicht sonderlich besorgt aus.
    »Willst du mich verhaften oder was?«
    »Natürlich werde ich dich nicht verhaften. Ich will nur sichergehen, dass du nach Hause kommst. Und wenn du als Minderjähriger nicht mitspielst und mir deine Adresse nicht nennst, ist es mein Job, sie herauszufinden.«
    »Als Minderjähriger?«
    Der Junge fasste in seine Gesäßtasche, zog ein dickes Bündel Geldscheine heraus und mit ihm ein zerschlissenes Blatt Papier. Er reichte es Wield. Es war die Fotokopie einer Geburtsurkunde, der Wield entnahm, dass er sich in Gesellschaft von Lee Lubanski befand, eines Einwohners der Stadt, in der dieser neunzehn Jahre zuvor geboren worden war.
    »Du bist neunzehn?«, sagte Wield. Er kam sich dämlich vor. Er hätte es sofort an seinem Verhalten erkennen müssen … aber die Kids heutzutage benahmen sich alle wie Erwachsene … vielleicht hatte er den Jungen auch nicht mit den Augen eines Bullen gesehen …
    »Ja. Ich hab immer Ärger in Pubs, deswegen trag ich das Ding ja auch mit mir herum. Es ist also nicht nötig, mich nach Hause zu begleiten, Mac. Oder soll ich dich jetzt Sergeant nennen? Ich hätte es schon bemerken müssen, als du von Familienvätern gequasselt hast. Aber du scheinst … okay zu sein. Du weißt, was ich meine?«
    Er lächelte zweideutig.
    Wield sah nun alles klar vor sich. »Dieser Wagen … der Fahrer wollte dich nicht reinziehen, er hat dich rausgestoßen.«
    »Stimmt«, sagte Lee. »Ich mach den Park nicht mehr, ich bin jetzt in der gehobenen Preisklasse, jawohl. Aber ich war ein wenig knapp bei Kasse, schlenderte ein wenig rum, und dieser Typ … na ja, schien in Ordnung zu sein, meinte, der Betrag ist kein Problem, aber er gab mir nur die Hälfte im Voraus, und als wir fertig waren, warf er den Rest aus dem Fenster. Hat mich nicht überrascht, viele sind so, sie lechzen danach, und wenn sie’s dann bekommen haben, können sie sich nicht schnell genug aus dem Staub machen. Aber als ich die Scheine aufhob, bemerkte ich, dass zwanzig fehlten. Ich riss die Tür auf, als er wegfahren wollte, und … na ja, den Rest hast du ja gesehen.«
    »Ja, den Rest hab ich gesehen. Warum erzählst du mir das, Lee?«
    »Wollte dir nur die Mühe ersparen, dass du nach diesem Montego fahnden lässt. Außer du hast vor, mir mein Geld zurückzuholen? Aber es wird dir sicher nicht gefallen, wenn deine Kumpel mitbekommen, wie falsch du die Situation eingeschätzt hast, oder? Kann mir gar nicht vorstellen, was du dir dabei gedacht hast«, sagte er grinsend.
    »Ich auch nicht«, sagte Wield. »Dachte, du steckst in Schwierigkeiten. Na ja, Lee, du steckst in Schwierigkeiten. Aber ich nehme an, das weißt du. Okay, hat nicht viel Sinn, jetzt darüber zu reden, aber wenn du vielleicht mal jemanden brauchst, mit dem du reden willst …«
    Er

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