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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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er.
    »Nichts«, sagte sie. »Soweit ich sehe. Nichts.«
    Was sie nicht unbedingt glücklicher machte. Und ihn auch nicht, als er darüber nachdachte.
    Er sah sich selbst um. Sie besaß keinen Fernseher oder eine Stereoanlage, worauf es Einbrecher meistens abgesehen hatten. Viele Bücher, die würde er aber erst kontrollieren können, wenn sie wieder in ihren Regalen standen, doch dürften sie kaum Ziel des Einbruchs gewesen sein. Er ging ins Schlafzimmer zurück. Was zum Teufel würde sie mit der Asche anstellen? Ihre aus den Schubladen gerissene Kleidung lag darüber verstreut. Das will man doch nicht in seiner Unterhose finden, dachte er mit der Grobschlächtigkeit, die Polizisten als Barriere zwischen sich und der paralysierenden Wirkung dessen zu errichten lernten, was sie so häufig zu Gesicht bekamen.
    Bei dem Tisch neben dem Bett stand ein Computer. Komisch, dass er nicht mitgenommen worden war. Ein teures Modell. Er bemerkte, dass es sich im Schlafmodus befand.
    »Lässt du deinen Computer immer an?«, rief er.
    »Nein. Ja. Manchmal«, kam es aus dem Wohnzimmer.
    »Und diesmal?«
    »Weiß ich nicht mehr.«
    Er betätigte wahllos eine Taste und wartete. Nach einer Weile reagierte das Gerät.
    Der Bildschirm schaltete sich an, Worte waren zu erkennen.
    Bye bye Loreley
.
    Dann verschwanden sie.
    Er drehte sich um. Rye war ins Zimmer gekommen, in der Hand hielt sie das Netzkabel, das sie aus der Steckdose in der Wand gerissen hatte.
    »Warum hast du das getan?«, fragte er.
    »Weil«, sagte sie, »ich selbst die Polizei rufe, wenn ich Polizisten hier haben möchte.«
    »Wirst du die Polizei rufen?«
    Sie fasste sich an den Kopf, dort, wo die silberne Strähne in ihrem braunen Haar leuchtete.
    »Wozu?«, sagte sie. »Die veranstaltet doch nur noch mehr Chaos. Das Beste ist, wenn ich alles wieder einräume und mir ein besseres Schloss besorge.«
    »Wie du willst«, sagte er. Er wollte sie nicht weiter drängen. »Aber du solltest dir absolut sicher sein, dass nichts fehlt, bevor du eine Entscheidung triffst. Du wirst bei deiner Versicherung nichts geltend machen können, wenn du keinen Polizeibericht in Händen hältst.«
    »Ich hab dir gesagt, es fehlt nichts!«, blaffte sie.
    »Okay, okay. Gut, dann lass uns ein wenig aufräumen, oder hättest du erst lieber was zu trinken?«
    »Nein«, sagte sie. »Nein, ich werde selbst aufräumen, ist mir so lieber.«
    »Gut. Dann mach ich uns jetzt einen Kaffee.«
    »Mein Gott, Hat!«, rief sie aus, die Hand wieder am Kopf. »Was ist nur mit dem Kerl geschehen, der so übersensibel war, dass er noch nicht mal seine Gefühle zeigen konnte? Ich werde es dir buchstabieren, Hat: Ich will keinen Wirbel. Ich habe Kopfschmerzen, und ich würde lieber allein sein.«
    Klar. Er zwang sich dazu, nicht zur zerbrochenen Vase zu blicken.
    Er nickte, aufmunternd sagte er: »Ich glaube, ich hab’s kapiert. Okay. Ich ruf dich später an.«
    »Schön«, sagte sie.
    Er ging zur Tür und betrachtete das Schloss. »Danke für das tolle Wochenende. Das war die beste Zeit, die ich jemals erlebt habe.«
    »So ging’s mir auch. Wirklich. Es war toll«, sagte sie.
    Er sah zu ihr. Ihr gelang ein Lächeln, aber ihr Gesicht war blass, tiefe Schatten lagen unter den Augen.
    Fast wäre er zu ihr zurückgegangen, besaß aber so viel Verstand und den Willen, es nicht zu tun.
    »Später«, sagte er. »Wir reden später.«
    Und ging.
     
     
     ls Sergeant Wield sich dem Turk’s näherte, hatte sein klar strukturierter Verstand, der es seit langem gewohnt war, die verschiedenen Bereiche seines Lebens streng voneinander zu trennen, kein Problem damit, sein Vorgehen einzuordnen.
    Er, ein Polizeibeamter des Mid-Yorkshire CID , traf sich dienstlich mit einem neunzehnjährigen Strichjungen, der möglicherweise über Informationen verfügte, welche für die Polizei von Interesse sein konnten.
    Er war allein, weil besagter Strichjunge kein registrierter Informant war (was bei jedem Treffen die Anwesenheit von zwei Beamten erfordert hätte), sondern ein ganz normaler Staatsbürger, der angedeutet hatte, ausschließlich Wield sehen zu wollen.
    So weit, so normal. Nicht normal war nur, dass er sich das ständig ins Gedächtnis rufen musste!
    Dann entdeckte er Lee durch die verschmierte Fensterscheibe des Cafés. Er saß am selben Tisch, an dem sie auch am vergangenen Samstagabend gesessen hatten, und sah aus wie ein Junge, der die Schule schwänzte.
    Der Türke erwiderte seinen Gruß mit dem gewöhnlichen glottalen

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