Die Launen des Todes
mehrere andere Gäste im Club konnten sich erinnern, dass davon die Rede war, ihn nach Hause zu bringen, und bestätigten, dass die beiden gemeinsam das Lokal verlassen hatten. Der Diablo wurde in fast hundertfünfzig Kilometern Entfernung gefunden, ausgebrannt, trotzdem gelang es den Gerichtsmedizinern, Blutspuren sicherzustellen, die mit der Blutgruppe der toten Frau übereinstimmten. Es war also definitiv das Unfallfahrzeug. Die große Entfernung zum Wagen allerdings stützte Liams Geschichte. Er hätte unmöglich so weit fahren, den Wagen abfackeln und rechtzeitig zurückkehren können, bevor Pascoe eintraf und ihn verhaftete. Die Strafverfolgungsbehörde wiegelte entschieden ab.
Dann tauchte ein Zeuge auf, Oz Carnwath, Student des örtlichen Polytechnikums, der sich gelegentlich als Barmann im Trampus ein wenig Geld verdiente. Er hatte am Hintereingang Abfall in die großen Tonnen geleert, als er Liam und seinen Freund über den Parkplatz gehen, jeden in seinen eigenen Wagen steigen und dann davonfahren sah. Er hatte zunächst den Mund gehalten, er wollte nicht in die Sache hineingezogen werden und hatte geglaubt, Liam werde auch ohne ihn seine wohlverdiente Strafe bekommen. Doch als der Jugendliche wieder im Club erschien und damit prahlte, er sei nun wieder in Freiheit und zu Hause, stieß dies Carnwath sauer auf. Er ging zur Polizei.
Bislang hatte Robbo an seiner Story festgehalten, mit einigem Unbehagen zwar, nachdem Pascoe ihm versicherte, dass, sollte Liam schuldig gesprochen werden, die Polizei nicht eher ruhen werde, bis er sich wegen Falschaussage und Justizbehinderung zu ihm ins Gefängnis gesellen konnte. Offensichtlich aber hatte er noch mehr Angst davor, was er von Wally Linford zu erwarten hatte, falls er mit der Sprache herausrückte. Daneben musste es ihm mächtig Auftrieb gegeben haben, als er erfuhr, dass Chichevache, Bycorne und Belchamber die Verteidigung übernahmen.
Pascoe vermutete allerdings, dass Wally nicht nur auf die angeheuerten Rechtsbeistände vertraute. Er befahl daher, Carnwath rund um die Uhr zu beschützen, bis er vor Gericht seine Aussage abgegeben hatte. Bislang war die Sache mit dem verirrten Leichenbestatter der einzige Vorfall, der Anlass zur Sorge gegeben hatte. Und trotzdem …
Er sah Marcus Belchamber durch den Haupteingang des Gerichtsgebäudes kommen und fühlte sich erleichtert. Nun würde es nicht mehr lange dauern, bis es losging. Dann erst dämmerte ihm, dass Belchamber allein war. Kein Liam. Kein Wally.
Kein verdammter Prozess!
»Mr. Pascoe, es tut mir ja so Leid, scheint, dass wir heute unsere Zeit verschwenden. Der junge Mr. Linford fühlt sich ernstlich krank, so krank, dass er nicht erscheinen kann. Wahrscheinlich hat ihn die Vorhut des nächsten Grippevirus erwischt, der im Moment in London grassiert. Kung Flu wird der Virus genannt, wohl eine Anspielung auf Kung Fu, denn wer ihn sich einfängt, wird erbarmungslos niedergestreckt. Natürlich habe ich die nötigen ärztlichen Atteste dabei. Sie verzeihen, ich habe den vorsitzenden Richter in Kenntnis zu setzen.«
Er lächelte entschuldigend. Ein zivilisierter, kultivierter Hüter des Gesetzes, der mit einem anderen zivilisierten, kultivierten Hüter das Gesetzes Höflichkeiten austauschte und sich wie dieser dafür einsetzte, dass der Gerechtigkeit genüge getan wurde.
Dennoch, als Pascoe das Gericht verließ, kam ihm das alles noch fadenscheiniger vor als der Teppich von Bayeux.
a der dicke Andy vom Chief Constable zum Essen ausgeführt wurde und Pascoe im tödlichen Zweikampf mit Marcus Belchamber lag, nahm Wield an, dass er das Black Bull mehr oder weniger für sich allein haben würde. Und falls einige der jüngeren Kollegen die Abwesenheit ihrer Vorgesetzten ausnützen sollten und länger herumhingen, würde ein finsterer Blick von der fürchterlichsten Visage der gesamten Polizei reichen, um sie schleunigst an ihre Schreibtische zurückzuscheuchen.
Doch die beiden DC s, die er beim Betreten der Bar erblickte, machten keinerlei Anstalten, sich schleunigst in Bewegung zu setzen.
Es handelte sich um Hat Bowler und Shirley Novello, tief in ihr Gespräch vertieft. Was Wield etwas überraschte, hatte er doch den Eindruck, dass Bowler Novello als seine stärkste Konkurrentin betrachtete. Vielleicht tauschten sie sich ja über ihre Narben aus, schließlich waren beide bei Diensteinsätzen verwundet worden.
Als er näher kam, unterbrachen sie ihr Gespräch.
»Schön, Sie zu sehen,
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