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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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was Verstohlenes an sich, irrer Blick. Wie ein russischer Anarchist aus dem neunzehnten Jahrhundert, der gerade eine Bombe legt.«
    »Ja, das klingt nach mir«, sagte Penn. »Also, ich kam so gegen Viertel nach acht, sie war nicht da, und ich ging wieder. Und?«
    »Ein wenig früh für einen Besuch, oder?«
    »Du weißt doch, was man so von der Morgenstund sagt, Andy.«
    »Da holt man sich ’nen Schnupfen, oder? Klingt in meinen Ohren trotzdem seltsam. Kann mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal einem Mädel so früh einen Besuch abgestattet habe. Außer ich hab einen Haftbefehl und will sie erwischen, bevor sie was anhat.«
    »Hatte keinerlei Ambitionen in der Richtung. Ich wollte sie nur abpassen, bevor sie zur Arbeit geht.«
    »Sie arbeitet am Samstag, was?«
    »Aye. Vormittags. Meistens jedenfalls.«
    »Ja, du musst es ja wissen, denn du bist ja selbst fast jeden Tag in der Bibliothek, was, Charley? Warum hast du also nicht einfach dort mit ihr geplaudert?«
    »Weil man da selten unter sich ist.«
    »Unter sich? Du wolltest also was Privates mit ihr besprechen, Charley?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Nicht unbedingt? Aber unbedingt genug, um sie zu spatzenfurzender Zeit aufzusuchen! Komm schon, Charley! Es gibt nur eins, was du mit Ms. Pomona besprechen wolltest, und das ist etwas, was Ms. Pomona mit dir zu keiner Zeit besprechen will, weil es für sie ein widerliches traumatisches Erlebnis war, das sie nach besten Kräften vergessen will! Was glaubst du denn, was sie gesagt hätte, wenn sie um acht Uhr morgens die Tür öffnet, und davor steht ein quietschfideler Charley Penn? Verpiss dich! Das hätte sie gesagt.«
    Penn trank seinen Kaffee, dann fragte er leise: »Andy, was geht hier ab? Hat sie sich in irgendeiner Form über mich beschwert?«
    »Noch nicht.«
    »Das heißt, sie wird es tun? Würde mich nicht wundern. Sie muss nach deiner Pfeife tanzen, anders funktioniert es nicht, so wie ich es sehe.«
    »Ich frage dich jetzt nicht, was du damit meinst, weil ich keinem eine Tracht Prügel verpassen möchte, in den ich gerade einen Kaffee investiert habe. Du sagst also, Charley, dass du nie in Ms. Pomonas Apartment gewesen bist?«
    »Du bist langsam, Andy, aber irgendwann kommst auch du drauf.«
    »Das sagen mir die Mädels auch immer. Wenn wir also zufällig einen Fingerabdruck in Ms. Ps Apartment finden sollten, wird es dir schwer fallen zu erklären, wie er dort hingekommen ist?«
    Penn hob seine Kaffeetasse, betrachtete sie skeptisch und sagte: »Wenn du diese Tasse nimmst und im Vatikan abstellst, wirst du dort meine Fingerabdrücke finden, aber das heißt nicht, dass ich der Papst bin. Andy, meinst du nicht, es wäre an der Zeit, dass du mir erzählst, was du hier wirklich willst?«
    »Nur mit einem alten Freund einen Kaffee trinken.«
    Penn sah sich demonstrativ um. »Der muss mir entgangen sein.«
    Dalziel leerte seine Tasse. »Die Gottlosen haben keinen Frieden, was? Ah, nur eines noch. Loreley. Was hat es zu bedeuten, wenn man das zu Hause vorfindet?«
    »Warum fragst du, Andy? Hat das was mit Miss Ps Eindringling zu tun?«
    Dalziel antwortete nicht, sondern starrte nur den Schriftsteller an, bis dieser scherzhaft kapitulierend die Hände hob. »Sie ist eine deutsche Nymphe, die im Rhein lebt. Durch ihren wunderschönen Gesang lockt sie die Fischer an Felsen, wo sie ertrinken. Heine hat ein Gedicht darüber geschrieben. ›
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin; ein Märchen aus alten Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn
.‹«
    »Klingt genau wie du, Charley.«
    »Wieso?«
    »Na ja, du hast doch alles, was die meisten wollen, ein wenig Ruhm, ein wenig Geld, aber meistens hängst du rum, als laste die ganze Welt auf deinen Schultern. Und diese Loreley, eine schöne junge Frau, die die Schiffer in ihren Untergang lockt. Das scheint dir auch immer im Kopf rumzugehen. Genau wie dieses Buch von dir, wenn man dem Titelbild trauen kann.«
    »Eine sehr fantasievolle Interpretation.«
    »Das ist schon in Ordnung so. Was ist mit der Loreley schließlich passiert? Hat irgendein fahrender Ritter ihr seine Lanze reingesteckt?«
    »Nicht dass ich wüsste«, sagte Penn. »Gibt nicht mehr so viele Fischer auf dem Rhein, aber ich würde sagen, sie ist nicht abgeneigt, sich größere Opfer zu holen, sich an einem ganzen Boot mit Ausflüglern zu delektieren. Nein, wahrscheinlich ist sie noch immer da draußen und wartet auf den rechten Augenblick.«
    »Dann sollte man sie lieber

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