Die Launen des Todes

also rauskommen, und das nur wegen Ihnen, Novello. Sehen Sie sich also vor. Ihnen wurde schon einmal der Hintern gerettet. Erwarten Sie nicht, dass das wieder passiert.«
    Mit starrer Miene, hinter der sie ihre Wut verbarg, stapfte Novello davon.
    »War ich zu hart, Wieldy?«
    »Bei Linford und Belchamber? Nicht hart genug. Bei Novello? Genau richtig.«
    »Danke. Also, dein neuer Informant erweist sich ja als reiner Glücksgriff. Sieht aus, als hättest du einen dicken Fisch an Land gezogen. Du solltest ihn so schnell wie möglich registrieren.«
    »Nicht interessiert«, sagte Wield.
    »Wer? Du oder er?«
    »Er natürlich«, sagte Wield und sah Pascoe dabei fest in die Augen.
    »Gut. Aber sei vorsichtig.«
    Es gehörte zu den Allerweltsweisheiten des CID , dass es kostenlose Tipps nicht gab.
    »Ja. Wir nehmen diese Praesidium-Sache also etwas ernster als bisher?«
    »Davon gehe ich aus. Dann statten wir mal dem Mighty Kong einen Besuch ab.«
    »Okay. Aber, Pete …«
    »Ja?«
    »Ich würde lieber im Hintergrund bleiben. Ich meine, bei der Befragung von Linford dabei zu sein ist eine Sache, aber wenn wir die Praesidium-Sache angehen, sollte ich lieber nicht an vorderster Front stehen.«
    »Du meinst, jemand könnte sonst eine Verbindung zwischen dir und deinem Informanten herstellen, wenn es so aussieht, als tanze alles nach deiner Pfeife?«
    »Könnte sein.«
    »Okay. Kein Problem. Dann wird aber auch nichts vom Ruhm auf dich abfallen. Könnte gegen dich sprechen, wenn du in der engeren Auswahl zum Commissioner stehst.«
    »Das Risiko muss ich eben auf mich nehmen«, sagte Wield.
     
     
     m Adventskalender des Verbrechens eröffnet jedes Fenster eine neue Gelegenheit.
    Vierzigtonner mit Gütern, denen die Begehrlichkeiten der Konsumenten gelten, verstopfen die Straßen auf dem Weg in die Stadtzentren. Kaufhausregale ächzen unter den Leckerbissen. Die Einkaufszentren sind voll mit Käufern, und deren Geldbörsen sind voll mit Scheinen. Die Ladenkassen klingeln fröhlich den ganzen Tag und bis weit in die Nacht hinein, große Geldsummen müssen mit vorhersehbarer Regelmäßigkeit zu den Banken transferiert werden. In den Durchschnittshaushalten liegen bald leicht wegzutragende Geschenke im Wert von mehreren hundert Pfund, »versteckt« in der Garage oder in der Abstellkammer unter der Treppe. In den Nicht-Durchschnittshaushalten geht deren Wert in die Tausende. Die Jahreszeit der Feiern läuft an, zu Hause und am Arbeitsplatz. Der vorausschauende Schmuggler steht bereit, den mächtigen Appetit nach billigem Schnaps und billigen Zigaretten zu decken, während der glückliche Säufer moralisch für eine Vielzahl nicht hinterfragter Transaktionen und körperlich für jeden empfänglich ist, dem es nach seiner Brieftasche gelüstet.
    Auch dem ambitionierten Polizisten, der scharf darauf ist, seinen Lebenslauf mit gelösten Fällen und verdienten Beförderungen anzureichern, eröffnen die Adventsfenster goldene Gelegenheiten. Es ist die Zeit, in der der Teufel viele sind, die Zeit der späten Ernte. Die Kunst besteht darin zu erkennen, was bereits reif ist für die Mahd. Und da die Humanressourcen bis ans Limit belastet sind, bleibt kaum Zeit für eine sorgfältige Abwägung. Pascoe musste daher feststellen, dass alle Welt ihn in seinem festen Entschluss bestärkte, Franny Roote aus dem Gedächtnis zu streichen, damit er sich wieder seinem Job widmen und der Großteil der Bewohner von Mid-Yorkshire ein glückliches und verbrechenloses Weihnachten feiern konnte.
    Gott allerdings ist ein fideler Schlingel, den es, hat er erst einmal ein Späßchen auf den Weg gebracht, nicht interessiert, ob der Gegenstand desselben vom vorgezeichneten Pfad abdriftet.
    Nachdem sich Wields Informationen zum Linford-Fall als zutreffend herausgestellt hatten, hatte man beschlossen, den Praesidium-Tipp ernst zu nehmen. Dies bedeutete zwar nicht, dass sie jeden einzelnen Wagen überwachen konnten, doch alle stimmten mit dem Sergeant überein, dass der Geldtransporter mit den Löhnen für die kleineren Firmen das wahrscheinlichste Ziel abgeben dürfte. Darauf konzentrierten sie sich. Als Dalziel mitgeteilt wurde, dass Wield im Hintergrund zu bleiben wünschte, um seinen Informanten zu schützen, hatte er tief durchgeatmet, die Augenbrauen nach oben gezogen, die Lippen gespitzt und dabei wie ein Engelhai ausgesehen, der soeben einen Zitteraal verschluckt hatte. Aber er hatte nicht dagegen gewettert, und es war schließlich Pascoe, dem die