Die Launen des Todes
Organisation liege zwar im Süden, es sei aber durchgesickert, dass der Job selbst eventuell jenseits der Grenze in Mid-Yorkshire abgezogen werden könnte.
»Tut mir Leid, dass das alles so wacklig ist«, schloss Rose. »Aber mir kam der Gedanke, dass vielleicht auf deiner Seite ein paar Puzzlestücke auftauchen, die für sich genommen nicht viel hermachen, aber miteinander … na ja, vielleicht bekommen wir dann ein Bild zusammen.«
Das war es also, eine mehr oder weniger symbolische Bitte, eine Formalität, die, vielleicht nicht ganz inhaltsleer, sich bei der allergrößten Zahl der Fälle als erbärmlich unproduktiv herausstellen würde.
Aber Pascoe, der Rose noch einen Gefallen schuldete und der sich noch gut an seine erste Zeit erinnern konnte, nachdem er den großen Schritt vom Sergeant zum DI vollzogen hatte, begriff, worum es eigentlich ging.
Rose wollte Eindruck schinden. Er war hocherfreut gewesen, als sein Informant als Erster von der Sache Wind bekommen hatte. Wahrscheinlich maß er ihr größere Bedeutung zu, als sie in diesem Stadium überhaupt verdiente, und dann, nachdem nach einigen Wochen nichts weiter dabei herausgekommen war, musste er sich ziemlich dämlich vorgekommen sein. Seine Kollegen, vertraut mit den rauen Sitten des CID , waren alles andere als zurückhaltend und hatten wohl des Öfteren nachgefragt, wie sich das große Verbrechen im neuen Jahrhundert so entwickle. Vielleicht hatte er sich dazu hinreißen lassen, seine möglicherweise völlig gehaltlosen Informationen noch weiter aufzuplustern. Und deshalb sah er sich nun nach Hilfe um. Wer schuldete ihm was? DCI Peter Pascoe, einer der hellsten und besten Köpfe des berühmten Andy Dalziel, der zufällig in dem Gebiet arbeitete, das als mutmaßlicher Ort für den mutmaßlichen Job galt, genau der!
Es war daher einen Versuch wert, die Schuld einzufordern, die darüber hinaus beinhalten würde, dass er, Rose, das Lob kassierte, sollte sich aus dieser Sache jemals etwas ergeben.
Pascoe stellte Fragen, machte sich Notizen und gab ermunternde Laute von sich.
»Okay«, sagte er schließlich. »Ich werde mich ins Zeug legen, Stan, glaub mir.«
»Danke dir«, sagte Rose. »Ist wirklich nett.«
»Nur im eigenen Interesse«, lachte Pascoe. »Wenn wir uns nicht gegenseitig helfen, müssten wir lange warten, bis uns ein anderer unter die Arme greift. Wenn dir heutzutage ein Samariter entgegenkommt, dann wahrscheinlich nur, um dir einen Tritt zu verpassen.«
Das waren zwar eher Dalziels Ansichten, wahrscheinlich waren es sogar die Worte des Dicken. Aber es plagten ihn wenig Skrupel, sie auszusprechen. So wie Wield seine Homosexualität unter Verschluss gehalten hatte, um im gewählten Beruf bestehen zu können, hatte Pascoe frühzeitig erkannt, dass seine universitäre Ausbildung und sein liberaler Humanismus in der noch immer sehr stark traditionell geprägten Polizei nicht unbedingt als episematische Qualitäten angesehen wurden. Ein gemeiner Soldat mochte in seinem Tornister den Feldmarschallstab verborgen halten, dürfte aber nie die Gelegenheit bekommen, ihn zu schwingen, wenn er sich den Kasernenton nicht aneignete.
»Da hast du Recht«, sagte Rose. »Und es hört ja auch nicht auf. Ich hab deinem Sergeant Wield gerade erzählt, dieser Student, über den er mich vor einiger Zeit im Zusammenhang mit einem möglichen Selbstmord befragt hat …«
»Tut mir Leid«, sagte Pascoe. »Ich erinnere mich im Moment nicht …«
Doch natürlich tat er das. Rootes Doktorvater an der Sheffield University, Sam Johnson, war (so gingen die Gerüchte) wegen des plötzlichen Todes von Jake Frobisher nach Mid-Yorkshire gewechselt, eines Studenten, den er unter Druck gesetzt hatte, seine Arbeit fertig zu stellen, da er ansonsten von der Uni geworfen worden wäre. Da Johnson selbst unter verdächtigen Umständen ums Leben kam, hatte Pascoe unter Berufung auf die Möglichkeit, jener hätte Selbstmord begangen, Wield angewiesen, Informationen über Frobishers Tod einzuholen, angeblich mit dem Ziel, dem Coroner ein vollständiges Bild über den Gemütszustand des Dozenten zu liefern. Eigentlich aber, und Wield hatte das wohl vermutet, war es ihm dabei nur darum gegangen, eine und sei es eine noch so schwache Verbindung zwischen Franny Roote und den beiden Tragödien herzustellen.
»Jake Frobisher. Der was mit dem Dozenten zu tun hatte, der zu den Wordman-Opfern gehörte.«
»Natürlich. Ja, ich erinnere mich. Stellte sich heraus, dass er sich Pillen
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