Die Launen des Todes
einwarf, um sich wach zu halten, damit er irgendeinen Abgabetermin einhalten konnte, oder?«
»Richtig. Unfall mit Todesfolge, klare Sache. Die einzige Komplikation war dann, dass seine Schwester, nachdem seine Sachen an die Familie geschickt wurden, nach irgendeiner teueren Uhr fragte, die vermisst würde. Wollte damit andeuten, dass sie sich einer von uns unter den Nagel gerissen hätte. Nun, wurde alles untersucht, keinerlei Indizien, kein Fall. Seine Mum wollte nicht, dass da viel Aufhebens gemacht wurde, tatsächlich konnte sie sich an die fragliche Uhr noch nicht einmal erinnern. Ende der Geschichte, sollte man meinen.«
»Sollte man«, sagte Pascoe teilnahmslos und ließ seinen Blick zu Wield schweifen, der auf seinen Monitor starrte, als könnte er darin die Zukunft lesen. »Aber darauf würde ich nicht wetten.«
»Kluger Mann«, sagte Rose. »Sophie, so heißt die Schwester, begann vergangenen September mit dem Studium, und siehe da, Ende des letzten Trimesters wurde sie mit anderen Kids hopsgenommen, waren alle auf Speed und völlig zugedröhnt. Muss wohl in der Familie liegen, was? Wir fanden eine beträchtliche Ladung von dem Zeug in ihrem Zimmer, das zufälligerweise im gleichen Haus liegt, in dem ihr Bruder gestorben ist – ziemlich morbide, oder? Jedenfalls, statt alles zuzugeben, behauptet die dumme Kuh, wir hätten ihr den Stoff untergejubelt, aus Rache, weil sie es gewagt hat, uns des Diebstahls der Uhr zu bezichtigen! Gestern war die Verhandlung. Die verdammte Magistratsrichterin lässt sie mit ihrer traurigen Geschichte fröhlich drauflos schwafeln, wischt sich dann eine Träne aus dem Auge, glotzt mich auf der Zeugenbank finster an und entscheidet auf bedingte Entlassung! Nachher hab ich ihr gesagt, sie hätte Glück gehabt und sie solle in Zukunft besser aufpassen, sonst ende sie noch wie ihr Bruder. Dass mir dann meine Uhr auch noch geklaut wird, meinen Sie?, warf sie mir hin und zeigte mir den Stinkefinger, bevor sie mit ihren Freunden lachend abzog. Schon ein toller Job, den wir da haben, was?«
»Ja«, sagte Pascoe nachdenklich. »Ja, ich glaube schon. Ich melde mich wieder, Stan.«
Er legte den Hörer auf und starrte zu Wield, bis der Sergeant, als würde er von Pascoes Blick dazu genötigt, zu ihm herübersah.
Der DCI hob auffordernd den Kopf und ging in sein Büro.
Der Sergeant folgte und schloss hinter sich die Tür.
Kurz und knapp berichtete ihm Pascoe vom Debakel am heutigen Tag.
»Also, Wieldy, vielen Dank. Nichts, was mir mehr Spaß machen würde, als mitten im Winter durch die Grafschaft zu gondeln, statt hier mit nützlichen Dingen meine Zeit zu verschwenden.«
»Pete, tut mir Leid. Ich werde mit meinem Informanten reden, mal sehen …«
»Ja, ja«, sagte Pascoe ungeduldig. Der verpatzte Job war auf seiner Prioritätenliste so weit nach unten gerutscht, dass er sich über Wield noch nicht einmal mehr ärgern konnte. »Vergiss es. Aber da ist noch was. Erinnerst du dich, als Sam starb, da habe ich dich gebeten, den Tod dieses Studenten in Sheffield zu überprüfen, Frobisher hieß er, sein Tod soll Johnson angeblich so mitgenommen haben, dass er hier zur MYU überwechselte?«
»Ich erinnere mich«, sagte Wield.
»Und du sagtest mir, die Sache sei klar, ein Unfall, Überdosis, keine losen Fäden.«
»Richtig.«
»Was ist mit der Uhr, die vermisst wurde? Kann mich nicht erinnern, dass du sie in deinem Bericht erwähnt hast. Ist das kein loser Faden?«
»Sah für mich nicht so aus«, sagte Wield. »Sah eigentlich so aus, als sei es überhaupt nichts, nicht der Erwähnung wert, nur ein junges Ding, das ausflippt.«
»Selbst junge Dinger hören mal auf auszuflippen«, sagte er. »Aber diese wohl nicht, was?«
Er hatte nicht aggressiv klingen wollen, doch die undurchdringliche Miene des Sergeant provozierte zu Provokationen. Zum ersten Mal verstand er, wie es sich anfühlen musste, wenn man Wield im Verhörraum gegenübersaß.
Die Erwiderung kam mit der ruhigen, vernünftigen Stimme eines geduldigen Vaters, der seinem widerspenstigen Sohn das Leben erklärt.
»Falls du dich erinnerst, war der Grund für dein Interesse an Frobisher, dass es eine gewisse Relevanz für Johnsons geistige Verfassung haben könnte, wenn sich herausstellen sollte, dass er sich selbst ins Jenseits befördert hatte. Als ich die Einzelheiten zu Frobishers Überdosis erhielt, wussten wir allerdings bereits, dass Johnson vom Wordman umgebracht worden war. Der Tod des Jungen konnte also in
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