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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Freundin. Hier tummeln sich inzwischen wieder die Mäuse zwischen den Büchern!«
    Ich zappelte, um auf den Boden zu kommen. Ja, ja, ich war pflichtvergessen!
    »Und den schönen Wildschweinbraten musste ich auch ganz alleine essen.«
    »Mirrrip?«
    »Bis auf das Schüsselchen voll, das ich aufgehoben hatte, in der Hoffnung, du kämest doch noch wieder zurück.«
    »Mirrrip?«
    Er setzte mich ab und verschwand nebenan in seinem Zimmer. Mit der Schüssel kam er zurück. Es schien, als habe er mir doch noch mal verziehen. Ich fiel über das Fleisch her. Besser als Hasenschwarz!
    »Sie hat es gut bei Euch!«
    »Sie ist mir eine Freude, Meister Clemens. Nicht nur wegen der Mäuse, die sie fängt.«
    »Nein, sie ist ein ungewöhnliches Tier. Sie hat früher der Moen gehört, nicht wahr?«
    »Richtig. Vermutlich hat sie sich in Eurem Haus wohl gefühlt.«
    »Ganz offensichtlich hat sie sich an ihre frühere Zeit erinnert. Sie hat nämlich etwas entdeckt. Könnt Ihr mir sagen, wo ich heute Morgen den Gärtner Meiko finde?«
    »Oh, tut mir Leid, der ist für einige Tage fortgegangen.«
    »Das ist schlecht...«
    »Ihr habt Neuigkeiten für ihn? Wichtige?«
    »So kann man wohl sagen.«
    »Nun, ich besitze das Vertrauen von Meiko – wie er hier genannt wird. Vielleicht kann ich Euch behilflich sein.«
    Ich war mit meiner Mahlzeit fertig und schaute zu Clemens auf. Er schien zu zögern, sah Melvinius ein wenig unsicher an, gab sich aber dann einen Ruck.
    »Möglich.«
    »Setzt Euch, Meister Clemens, und berichtet.«
    Sie nahmen am Fenster Platz, und mit zunächst recht vorsichtigen Worten erzählte Clemens von unserem Fund. Als er aber merkte, dass der Pater um Meikos wirkliche Identität wusste, wurde er offener. Ich kannte die Geschichte und nutzte die Zeit, zwei Nager zu erbeuten.
    »Kurzum, Ihr habt die Dokumente und das Geld dabei. Ich denke, in Anbetracht der gefahrvollen Situation, in der sich Vater und Sohn derzeit befinden, solltet Ihr mir die Kassette und den Beutel überlassen. Mir will nicht gefallen, dass bei Euch schon zweimal eingebrochen wurde. Sivert ist zumindest für den Überfall auf Euch verantwortlich. Das haben wir jetzt herausgefunden.«
    Ich erwischte noch eine Maus, während Melvinius Clemens über die Vorgänge in Rommerskirchen ins Bild setzte.
    »Unter diesen Umständen, Pater, bleiben die Unterlagen wirklich am besten bei Euch. Hier im Kloster wird er sie wohl nicht vermuten und auch nicht so ohne weiteres eindringen.«
    »Das hoffe ich auch. Meiko wird vermutlich morgen gegen Abend zurückkommen. Dann werde ich ihm sein Eigentum aushändigen.«
    »Danke, Pater Melvinius.«
    Clemens verabschiedete sich, auch von mir, und ich folgte Melvinius in seinen Schlafraum, wo er eineTruhe aufschloss. Geld und Kassette verschwanden darin, und den Schlüssel steckte er in die Tasche seiner Kutte.
    »Gut gemacht, Mirza!«
    »Mau!«
     
    So viele Mäuse trieben gar nicht ihr Unwesen zwischen den Büchern, und mir drängte sich der Verdacht auf, dass Melvinius mich ein wenig gefoppt hatte. Auf dem Bord, zwischen den Landkarten, träumte ich eine Weile vor mich hin. Es waren eigenartige Träume, von großen, glitzernden Wassermassen, auf denen es sich sanft schaukeln ließ. Hatte ich in diesem Leben noch nicht gesehen, war aber angenehm.
    »Pater Melvinius, habt Ihr den Feenstein noch?«, fragte eine junge Stimme.
    Ich brauchte die Augen nicht zu öffnen, um zu wissen, dass Jehan in die Bibliothek gekommen war.
    »Ja, mein Junge, den habe ich noch.«
    »Darf ich ihn noch mal sehen? Bitte.«
    »Natürlich. Er liegt auf meinem Betpult. Bring ihn her ans Licht.«
    Jetzt musste ich natürlich doch die Augen öffnen.
    Jehan hatte sich vollständig erholt, war ordentlich gekämmt und hatte saubere, neue Kleider an. Ein adretter Jüngling, wirklich.
    Melvinius und er standen dicht nebeneinander am Fenster und betrachteten den Kristall, der sanft im Licht leuchtete. Das feine Haar darin schimmerte golden, und mit einem sehnsüchtigen Ziehen in meinem Herzen blickte auch ich ihn an.
    »Er ist so schön, Pater, nicht wahr?«
    »Er ist wundervoll.«
    »Es ist doch bestimmt ein Feenhaar?«
    »Nun, manche Menschen behaupten auch, es sei ein Haar Mariens.«
    »Manche Menschen behaupten auch, das sei nur eine Laune der Natur. Ein zufälliger Einschluss in einem blanken Kiesel.«
    »Das hört sich ganz nach deinem Vater an.« »Mh.«
    »Jehan, er könnte selbstverständlich Recht haben. Das weißt du auch. Es gibt eine Vielzahl

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