Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl
zu verstehen gegeben.«
»Könntest du das möglicherweise falsch verstanden haben?«
»Bestimmt nicht. Es war sehr eindeutig. Und nun mach den Deckel der Kassette wieder zu. Wir wollen sie wieder unter die Diele stellen.«
»Bis morgen früh dürfte das das beste Versteck sein. Aber ich werde Gold und Dokumente mitnehmen und sie Meinhard von Rommerskirchen aushändigen.«
Kristin wirkte unsagbar traurig, aber sie nickte dann zustimmend.
»Es ist wohl der rechte Weg.«
»Ja, Kristin. Die Wahrheit muss ans Licht. Und ich könnte mir denken, dass Meinhard dringend auf diese Unterlagen angewiesen ist. Ich muss dir ehrlich gestehen, ich würde ihn weit lieber als seinen Bruder im Herrenhaus sehen.«
»Unser Auftrag wird dann aber wohl nicht zustande kommen.«
»Wer weiß, Liebes. Wer weiß.«
Kristin zuckte mit den Schultern und half Clemens, die Sachen unter den Dielen zu verstauen.
Ich durchschnüffelte zufrieden mit mir das alte Haus und frischte Erinnerungen auf, und als die Nacht sich senkte, schlüpfte ich zu Kristin ins Bett. Sie hatte nichts dagegen, sondern rückte gefällig zur Seite. Eine Weile tretelte ich mir die Decken zurecht, dann kam eine große Müdigkeit über mich.
Doch an geruhsamen Schlaf war leider nicht zu denken. Kaum hatten mich die ersten Wellen des Schlummers überrollt, weckte mich ein leises Weinen. Vorsichtig arbeitete ich mich zum Kopfpolster hoch und vergewisserte Kristin meiner tröstlichen Anwesenheit. Sie vergrub die Finger in meinem Fell.
»Ach, Mirza, warum hab ich mein Herz an diesen hochmütigen Kerl verloren? Ich wollte das nicht. Aber als es hieß, er sei in den Flammen umgekommen, habe ich gemerkt, wie sehr ich ihn mochte.«
Ich drückte meinen Kopf an ihre Schultern und drehte ihn ein wenig hin und her, um ihr mein Mitgefühl zu zeigen.
»Und jetzt zeigt sich, dass er ein Herr ist. Warum nur habe ich angefangen, von ihm zu träumen? Warum habe ich mir nur ausgemalt, wie schön das Leben mit ihm und Jehan sein könnte? In einer Kate wie dieser hier – das hätte mir gereicht.«
Ich versuchte es mit Schnurren. Es half nichts.
»Er wird in das Herrenhaus ziehen. Diener haben, ein großes Gut verwalten. Und eine passende Frau finden. Eine von Stand und Vermögen. Ich bin ein Nichts für ihn. Eine Tändelei für einen Gärtnerburschen. Ach, warum war ich so dumm und habe aus einem Kuss gefolgert, er könne mich lieb gewinnen?«
Ich leckte ihr über die Wangen, die nass und salzig schmeckten.
»Noch nie in meinem Leben habe ich mir erlaubt, einem Mann solche Gefühle entgegenzubringen. Immer hat meine Vernunft gesiegt. Warum hat mich die Liebe gerade jetzt erwischt?«
Weil Liebe einen immer irgendwie erwischt, Kristin.
»Warum sehne ich mich nur so sehr danach, in seinen Armen zu liegen? Ich möchte nicht eine seiner vielen Freundinnen in den Häfen sein, sondern ein Zuhause für ihn. Ich hatte mir erhofft, ihn sein unruhiges Leben vergessen machen zu können. Und meines auch zu vergessen. Ich hätte so gerne ein Heim. Kinder. Und mindestens eine Katze.«
Kriegst du, Kristin. Bekommst du alles. Bin ich mir ganz sicher. Ich schnurrte Zuversicht und Frieden,und endlich löste sich ihre verkrampfte Haltung, und nach einer Weile schlief sie wirklich ein, ihre Hand noch um meinen Rücken gelegt.
Ich erlaubte mir, ihr ein kleines Traumkapitel zurechtzuspinnen, in dem sie mit einer Katze, mir nicht unähnlich, ein glückliches Leben führte.
Ein zauberhaftes Kapitel
Eigentlich hätte Kristin die Malereien an diesem Tag übernehmen sollen, aber Clemens bestand darauf, mich zum Kloster zurückzubringen und mit Meiko zu sprechen. Ich befand mich also in dem Korb wie tags zuvor, doch bei mir waren die Kassette und der Geldbeutel.
Clemens suchte als erstes Melvinius auf, um mich wieder in seine Obhut zu übergeben. Ich roch die staubigen Pergamente, die Tinte und die Ledereinbände der Bibliothek, bevor der Deckel des Korbes sich öffnete. Ein wunderbar traulicher und heimeliger Duft, wie ich inzwischen fand.
»Pater Melvinius, ich hoffe, Ihr habt Eure Katze nicht zu sehr vermisst. Sie hat sich gestern Nachmittag in meinen Korb eingeschlichen, und ich habe sie aus Versehen mit nach Hause getragen.«
»Ei, ei, Mirza! Wieder einen Ausflug unternommen?«
Melvinius hob mich heraus, hielt mich in seinem Arm und sah mir vorwurfsvoll ins Gesicht. Ich senkte verlegen die Augen. Ganz sicher hatte er sich Sorgen gemacht.
»Du bist sehr abenteuerlustig geworden, meine kleine
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