Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl
Fingerknöchel auf das Holz.
»Kristin!«
»Ja. Es klingt hohl.«
Ich setzte mich zufrieden auf und putzte meinen beleidigten Schwanz.
Clemens kam mit Handwerkszeug zurück und löste die Nägel in der Latte. Sie hatten Mühe, die etwas verzogene Diele zu lösen, aber dann starrten sie in die Öffnung.
»Gold!«, flüsterte Kristin.
»Münzen!«
Stimmt, die hatte ich höchst persönlich dort hineinbefördert. Ach, wäre das nett, wenn die beiden sie herausholen würden und das Spiel wieder mit mir spielten.
Sie holten die Münzen heraus, aber sie spielten nicht damit, sondern stapelten sie sorgsam auf und zählten sie ehrfürchtig.
»Da ist noch etwas.«
Kristin hob die Kassette aus der Höhlung und stellte sie auf den Tisch.
»Noch mehr Geld!«, sagte sie, aber Clemens schüttelte den Kopf.
»Dazu ist die Kassette zu leicht.«
Es klopfte an der Tür, und beide zuckten zusammen.
»Jungfer Kristin, ich bin es, Mattes!«
»Weg damit!«, raunte Kristin, und Clemens stieß den Teppich über das Loch im Boden. Seine Schwester setzte sich auf den Tisch und breitete ihren Rock über ihren Fund.
Mattes trat ein. Er hielt ein totes Huhn am Hals gepackt und grinste dümmlich in die Runde.
»Die Muhm schickt Euch den Kapaun, weil Ihr so ein hübsches Herrgottsbild gemalt habt für die Stube. Wo soll ich ihn hintun?«
»Leg ihn vor den Kamin. Ich will ihn gleich rupfen. Und sag der Muhm meinen Dank, Mattes. Das ist sehr großzügig von ihr.«
»Mach ich, Jungfer Kristin. Sagt, habt Ihr wieder Arbeit für mich? Holz hacken oder so?«
»Ach, im Moment haben wir alles gerichtet, Mattes. Frag nächste Woche noch mal nach.«
»Und die losen Schindeln?«
Mattes hatte einen Blick wie ein hungriges Hundejunges, Kristin rutschte ungeduldig auf den Goldmünzen hin und her.
»Habe ich schon gerichtet«, antwortete ihm Clemens und begann, den Fassbendergesellen behutsam aus der Tür zu drängen. »Grüß mir deine Muhme, und nochmals vielen Dank für das Huhn!«
Als er draußen war, legte Clemens den Riegel vor die Tür.
»Heilige Maria, das war knapp!«
»Das war es. Großer Gott, der Junge ist doch hinterdiesem Schatz her wie der Teufel hinter der armen Seele!«
»Und hinter dir!«
Kristin schüttelte den Kopf.
»Nein, er hat diese starrsinnige Idee, das Gold finden zu wollen. Dazu hat er mir ja sogar den Garten knietief umgegraben.«
»Ich werde ein ernstes Wort mit ihm reden, Kristin. Wenn das wirklich so ist, wie du es sagst, dann ist es gut möglich, dass er auch hier eingebrochen ist.«
»Bisher habe ich ihn für einen harmlosen Trottel gehalten, aber inzwischen möchte ich es auch bald meinen. Meiko hatte ich zuerst in Verdacht...«
»Nein, der gewiss nicht.«
»Nein.«
Während sie miteinander redeten, hatten sie die
Münzen in einen festen Lederbeutel gesteckt.
»Was tun wir damit? Es ist ein kleines Vermögen.« »Ja, Kristin, das ist es. Es gehörte der Moen, und
wenn sie Angehörige hat, dann jetzt denen.« »Wie sollen wir die aber finden?«
»Nun, dazu könnte uns der Inhalt dieser Kassette wahrscheinlich etwas sagen.«
Clemens war schon dabei, die Lederschlaufen aus den Metallbeschlägen zu ziehen, und ich sprang, höchst neugierig geworden, auf den Tisch und sah zu, wie er den Deckel hob.
»Pergamente, gesiegelt.«
Sie betrachteten die vier Rollen nachdenklich. »Uns wird nichts anderes übrig bleiben, als die Siegel zu erbrechen.«
»Zumindest eines, Kristin.«
Clemens machte sich daran, das Wachssiegel der ersten Rolle zu entfernen.
»Allmächtiger!«
»Clemens?«
»Ein Testament. Das des Herren Sintram von Rommerskirchen.«
Kristin schaute ihrem Bruder über die Schulter, und ihre Lippen bewegten sich lautlos, als sie gemeinsam den Inhalt entzifferten.«
»Barmherzige Jungfrau!«, flüsterte Kristin schließlich. »Das kann ich kaum glauben.«
»Und doch – es erklärt vieles, nicht wahr?«
»Er vermacht alles seinem erstgeborenen Sohn Meinhard und hinterlässt dem Sivert nur einen Bettel.«
»Um korrekt zu sein, seinem Sohn Meinhard und seinem Enkel Jehan.«
»Meikos Sohn.«
»Wodurch dieses Geheimnis, liebe Kristin, wohl entschleiert ist. Warum, Liebes, siehst du mich so unglücklich an? Das ist doch wohl die Gewähr dafür, dass er nicht wieder in die Ferne ziehen wird, sondern hier zu Hause ist.«
»Der Herr von Rommerskirchen ist keine standesgemäße Partie für eine Malerin mit schmutzigen Fingernägeln. Das hat Meiko mir vor nicht allzu langer Zeit deutlich
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