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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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kraulte meinen Nacken.
    »Du hast vier kleine Kätzchen bekommen, hat Jehan mir erzählt. In meiner Hütte. Darf ich sie mir ansehen?«
    »Mau!«
    Mutterstolz lässt sich nicht verstecken! Ich eilte vorweg.
    Als er die Tür der Hütte öffnete, kam das erste Vorwitzchen auch schon herbei und beschnüffelte seine Stiefelspitze. Natürlich das rotohrige, welches wohl sonst? Ich schnappte es im Nacken und trug es wieder zum Lager zu den drei anderen. Sofort versammelten sie sich um mich, warfen mich schier um und begannen, mit ihren Pfoten meinen Bauch zu kneten. Schnurrend blickte ich zu Meiko und forderte seinen Kommentar.
    »Hübsch sind sie. Alle vier. Die schwarzen haben etwas Diabolisches an sich, was, Mirza?«
    »Mau!«
    Nicht nur sie. Aber die besonders!
    Er blieb bei mir sitzen, ganz ruhig und geduldig, und als die Kleinen fertig getrunken hatten, nahm er sie eins nach dem anderen hoch und betrachtete sie gründlich. Noch waren ihre Ohren rund und nach unten geschlappt,ihre Schwänze dünn und kurz wie die von Mäusen, aber alle vier hatten einen klaren Blick, und dank der Fürsorge von Diabolo und Melvinius waren sie auch keine unterernährten Stoppelkätzchen. Wenn ich sie durch den Winter brachte, würden sie gute, kräftige Katzen werden.
    Meiko hielt nicht mit Lob zurück und hatte ein gutes Händchen für die Kleinen. Sie spielten voller Eifer mit seinen Fingern und den Ärmeln des Gewandes. Vorwitz kletterte sogar bis zu seinem Kopf hoch und krallte sich in seinen Haaren fest.
    Von draußen erklangen Stimmen.
    »Jungfer Kristin, Ihr müsst sie Euch ansehen. Sie sind so niedlich!«
    Jehan war, wie ich feststellen durfte, ebenfalls ins Kloster gekommen und hatte Kristin überredet, mich zu besuchen. Doch als sie durch die Tür trat und Meiko an meinem Lager sitzen sah, da wollte sie mit einem kurzen Gruß eilends die Flucht antreten.
    »Jungfer Kristin, kommt her und bewundert Mirzas Nachwuchs!«
    Er pflückte Vorwitz von seinem Haupt.
    »Später, Herr von Rommerskirchen. Ich bin nur kurz auf Besuch bei Pater Melvinius!«
    »Ich bin sicher, er hat großes Verständnis dafür, wenn Ihr die Kätzchen begutachtet. Hier, dieses scheint eine besondere Vorliebe für Euch zu haben.«
    Geschwind hatte Meiko das Gestiefelte der zögernden Kristin an die Schulter gesetzt, wo es sich in dem weichen, wollenen Umschlagtuch mit einem vertrauensvollen Maunzen festklammerte.
    Wer kann schon dem Zauber einer kleinen Katzewiderstehen? Ganz gewiss nicht solche feinfühligen Frauen wie Kristin. Sie gab leise Laute von sich, die den meinen sehr ähnlich waren. Äußerst sprachbegabt zeigte sie sich dabei, stellte ich fest.
    Jehan hatte sich lautlos davongestohlen und die Tür hinter sich zugezogen.
    »Wie schade!«, murmelte sie dann.
    »Was bedauert Ihr, Jungfer?«
    »Dass ich keines von ihnen mitnehmen kann.« »Ihr verlasst uns also wirklich?«
    »Ja. Clemens und ich sind hergekommen, um uns von Pater Melvinius zu verabschieden. Übermorgen brechen wir auf.«
    »Wohin führt Euch Euer nächster Auftrag?«
    »Nach Nijmegen. Clemens hat endlich einen Auftrag als Baumeister erhalten.«
    Meiko nickte.
    »Ich hörte davon. Ein Weinhändler aus Köln, der dort ein Stadthaus errichten möchte, nicht wahr?«
    »Johan Steynkopf. Es ist ein Anfang, aber mein Bruder ist sehr glücklich darüber.« Und dann fragte sie misstrauisch: »Ihr kennt den Johan Steynkopf nicht zufällig?«
    »Jungfer Kristin, ganz zufällig bin ich ihm auf einer meiner Reisen begegnet.«
    »Dem Joeris van Broichen und dem Godard Overkamp auch?«
    »Rein zufällig, ja!«
    »Ihr habt ihnen meinen Bruder empfohlen?«
    »Ist das verwerflich, Jungfer Kristin? Meister Clemens leistet ausgezeichnete Arbeit. Warum also sollte ich ihn nicht empfehlen?«
    Kristin druckste ein wenig herum und murrte dann: »Er kann seinen Weg auch selbst machen, ohne Euch verpflichtet zu sein.«
    »Er muss sogar seinen Weg selbst machen. Wenn sein Werk den Herren nicht gefällt, wird auch meine Empfehlung ihm nicht helfen. Aber warum wollt Ihr Dellenhofen so bald verlassen? Es besteht keine Notwendigkeit, und im Winter ist Reisen sehr unbehaglich. Bleibt doch bis zum Frühjahr hier.«
    Kristin schüttelte heftig den Kopf und wollte Stiefelchen wieder auf das Lager legen. Aber mein Kleines hatte Instinkt. Es krallte sich fester.
    »Es will nicht fort von Euch«, bemerkte Meiko mit einem Lächeln. »Würdet Ihr meinen Vorschlag annehmen, könntet Ihr es mitnehmen. Wir haben einen großen

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