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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ich knallte ihm eine. Kreischend machte er einen Satz rückwärts. Ich setzte meinen Weg fort. Die beiden folgten mir. Der andere versuchte, als ich mich eben umsah, mir von hinten zu kommen. Meine Kralle war schneller, als er dachte. Mit einer Schramme auf der Nase belehrt, zog er sich zögernd zurück. UnverschämteBengel. Ich war hier die Königin, ich wählte Mann und Zeitpunkt! Ein weiterer struppiger Geselle tauchte aus dem Gebüsch auf, und die drei beharkten sich unter Gejaule und Gekreische erst einmal gegenseitig. Wieder versuchte einer von ihnen, sich ungebührlich nahe an mich heranzumachen.
    Tatzenhieb und Ruhe.
    Wenn ich es mir recht betrachtete, gefiel mir keiner von den Freiern. Mir gefiel aber, wie sie sich um mich rauften. Das tat dem Selbstbewusstsein gut. Ich gurrte, und um sie noch etwas mehr aufzuheizen, rollte ich mich auch noch einmal sinnlich auf den Rücken. Ihnen fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, und sie sabberten vor Begierde.
    Wieder auf die Pfoten und zwei von ihnen verprügelt. Schwanz hoch und weitergeschlendert.
    Dann passierte es. Ich hatte zwar aus dem Augenwinkel einen dunklen Schatten beobachtet, aber nicht genau hingesehen. Plötzlich war er da, der schwarze Kater. Er hatte nur noch ein gelbes, hinterhältig funkelndes Auge und ein ziemlich zerfetztes Ohr. Aber er war groß und sehnig. Und er war verdammt schnell.
    Mein Schwanz, dieser Verräter, fiel zur Seite und bedeutete ihm, was ich ihm nicht sagen wollte. Er sprang mich an, grub seine Zähne in meinen Nacken und zwang mich damit, in eine kurzzeitige Starre zu verfallen. Er nutzte es weidlich aus, dieser Mistkerl!
    Ganz offensichtlich machte es ihm auch nichts aus, als ich ihn anschließend kreischend und spuckend mit allen Krallen und Pfoten verprügelte, bis die schwarzen Fellflocken nur so flogen.
    »Was ist hier los, zum Teufel?«, schrie eine Männerstimme,und Steine prasselten auf uns ein. Der Kater setzte mit langen, geschmeidigen Sprüngen zur Flucht an, und ich duckte mich hinter einen Busch.
    Die innere Hitze war gründlich abgekühlt.
    Meine Wut nicht. Ich hasse es, entführt oder überwältigt zu werden. Und mit Steinen beworfen zu werden ist auch nicht die feine Art. Ich schwor Rache!
    Aber nicht sofort. Erst einmal sortierte ich meine Sinne und begann, mich in meiner neuen Freiheit zu orientieren, wie es jede vernünftige Katze in unbekanntem Gebiet tat. Also, hinter mir ragte dieses riesige steinerne Gebäude auf. Von Melvinius wusste ich inzwischen, dass es ein Kloster war und von Männern, die sich Prämonstratenser nannten, bewohnt wurde. Knechtsteden hieß der Ort, und das höchste Bauwerk, das geradezu in den Himmel ragte, war die Basilika. Als ich zu dem Turm aufschaute, wurde mir beinahe schwindelig. Dennoch zog die Kirche mich an, und ich näherte mich den massigen Steinmauern vorsichtigen Schrittes. Es war ruhig hier, Menschen waren nicht zu sehen, wenngleich ihre Anwesenheit nicht zu überhören war. Irgendwo hämmerte es, links von mir wurde Holz gehackt, weiter vorne rumpelte ein Wagen vorbei, hinter einer halbhohen Mauer klang rhythmisches Gemurmel von mehreren Stimmen gleichzeitig, und ein leiser Gesang traf mein Ohr. Der hörte sich noch mit am hübschesten an, also verfolgte ich ihn bis zu seiner Quelle zurück. Die befand sich in der Basilika, deren Tür weit offen stand.
    Ich war noch nie in meinem Leben in einem derartig großen Gebäude gewesen. Von oben, aus dem hohenGewölbe an der Westseite, sah ein Mann mit starrem Blick auf mich herab, und ich duckte mich entsetzt an einer Säule zusammen. Ich mag dieses drohende Starren nicht. Aber so langsam dämmerte mir, dass der nicht ganz echt war. Er und auch die Gesellen, die sich unter ihm versammelt hatten, bewegten sich kein bisschen, als ich mein warnendes Brummen anstimmte. Allmählich gewöhnte ich mich an die Umgebung und traute mich hinter der Säule hervor. Alles strebte irgendwie nach oben, wo aus den Fenstern das Sonnenlicht in breiten Streifen nach unten fiel. Ein süßer, leicht betäubender Weihrauchgeruch hing in der Luft. Vorsichtig näherte ich mich der Stelle, wo von dem bunten Bild hoch droben die Falten weiter Vorhänge fielen. So etwas eignet sich immer besonders gut, um sich dahinter zu verstecken.
    Es war eine herbe Enttäuschung; die Vorhänge waren genauso wenig echt wie die komischen Gestalten. Sie waren einfach auf die Wand gemalt. Also wieder eine Säule aufgesucht, um dahinter Mut zu fassen.
    Da war diese

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