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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Herz.
    »Mirza, du bist verletzt! Du blutest. Was mache ich nur mit dir?«
    Nichts am besten, dachte ich. Lass mich nur liegen, irgendwann geht es schon wieder.
    »Pater Melvinius, was ist geschehen?«
    Meiko – unvermeidlich, dass er sich einmischte. Aber er klang erschreckend besorgt.
    »Mirza, sie ist angegriffen worden. Von den Stallkatzen. Sie blutet, Meiko!«
    Er beugte sich ebenfalls zu mir herunter und schob mir dann erstaunlich sanft die Hand unter den Bauch.
    »Ich nehme sie mit in die Hütte. Mal sehen, was sich machen lässt. Eure Mäusefängerin muss gesund bleiben. Sonst leiden die Bücher.«
    »Die Bücher sind mir egal!«, flüsterte Melvinius und erhob sich langsam. Er begleitete uns zu der kleinen Hütte, die der Gärtnerbursche bewohnte. Eine Lampe war bald angezündet, und ich wurde auf eine Decke auf dem wackeligen Tisch gebettet. Ich fühlte mich so angeschlagen, dass ich allen Stolz vergaß und nur leise wimmerte, als er mich mit einem feuchten Tuch reinigte und meine Wunden mit irgendeinem Kräuterabsud betupfte.
    »Katzenkämpfe enden in der Regel nicht tödlich, Pater. Aber sie ist ziemlich zerkratzt, die Kleine.« Meiko wandte sich von mir ab und sagte plötzlich mit Entsetzen in der Stimme: »Pater? Pater...?«
    Von meinem Platz aus konnte ich Melvinius auf dem Boden liegen sehen. Der Gärtner ließ mich los und kniete neben ihm nieder. Vorsichtig drehte er ihn um und legte ihm die Hand auf die Brust. Ich sprang trotz meiner Schmerzen auf und kam mit einem Jaulen auf dem Boden auf. Oh weh, das war gefährlich. Die Lippen unter dem weißen Bart waren blau, und das Herz meines guten Freundes machte holperige Sprünge. Vorsichtig brachte Meiko den Pater in eine halb sitzende Position und redete mit unerwartet besorgter Stimme auf ihn ein.
    »Atmet ein! Versucht, tief zu atmen.«
    »Angst!«, stöhnte Melvinius. »Dämonen!«
    »Nein, nein, hier sind keine Dämonen. Ganz ruhig. Hier kann Euch niemand etwas tun.«
    Mühsam und röchelnd ging sein Atem, aber ein wenig klärte sich sein Blick wieder.
    »Menard. Oh, mein Gott, Menard. Ich habe Unglück über dich gebracht.«
    »Aber nein, mon Père . Der Einzige, der Unglück über mich gebracht hat, bin ich selbst gewesen. Beruhigt Euch. Es war die Aufregung über das Katzengeschrei, die Euer Herz zum Stolpern gebracht hat. Ich werde Euch jetzt auf das Lager betten und einen heißen Trank richten. Bleibt ganz ruhig.«
    Sie redeten in dieser anderen Sprache miteinander, jener, die ich so gerne hörte, weil sie melodischer klang als die hiesige Zunge. Es verblüffte mich, muss ich gestehen.Wer war dieser Meiko, den Melvinius jetzt Menard nannte? Die Neugier flackerte in mir auf und ließ mich fast meine eigenen Schmerzen vergessen.
    Er half dem Pater sehr fürsorglich auf das schmale Bett, stopfte ihm ein Polster in den Rücken und legte eine Decke über ihn. Dann entfachte er ein Feuer auf der einfachen Herdstelle und setzte einen dreifüßigen Kessel mit Wasser darüber. Ich humpelte derweil zu dem Lager und bemühte mich, hochzuspringen. Aber das tat verdammt weh, und ungewollt kam ein Jammern aus meiner Kehle.
    »Mirza!«, hauchte Melvinius.
    »Diese unmögliche Katze ist schuld an Eurem Unwohlsein. Ich habe Euch ja gewarnt, sie nach draußen zu lassen.«
    »Nicht schuld.«
    Meiko-Menard sah zu mir hin und bückte sich. Ich duckte mich ängstlich und fauchte ihn an. Aber wie so oft in der letzten Zeit tat er etwas Unerwartetes. Er hob mich sanft hoch und legte mich auf Pater Melvinius’ Schoß. Sofort begann ich mit meinem tiefsten und beruhigendsten Schnurren. Für mich und für ihn. Alles ist gut, alles ist friedlich, alles ist ganz ruhig, sagte ich damit immer wieder.
    Der Gärtnerbursche tat inzwischen einige Kräuter in das kochende Wasser und rührte es um. Ein aromatischer Duft erfüllte den Raum, so als ob das halbe Kräuterbeet hier Einzug gehalten hätte. Meine Abneigung gegen den Mann schwand wieder einmal ein Stückchen. Er schien durchaus etwas davon zu verstehen, wie man Verwundeten und Kranken beistehen konnte.
    Melvinius hatte die Augen geschlossen. Aber seinAtem ging nun ein wenig leichter. Mit meinem Schnurren schien auch sein ungebärdiges Herz ein bisschen ruhiger zu werden. Dann brachte Meiko einen Becher mit dem Getränk aus dem Kessel und hielt ihn dem Pater an die Lippen. Er trank in kleinen Schlucken, und auch dies half ihm.
    »Ich werde gleich einen der Stalljungen zum Kloster schicken, damit er Euren Infirmarius

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