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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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herbringt, mon Père . Er und seine Helfer werden Euch sicher in Eure eigene Kammer tragen.«
    »Ja, tu das. Verzeih, Menard, ich habe große Aufregung verursacht. Mein Herz ist seit einigen Jahren nicht ganz in Ordnung. Aber so lange ich mich nicht aufrege, tut es gewissenhaft seinen Dienst. Doch die letzten Tage...«
    »Was ist geschehen?«
    »Am Sonntag, die Wallfahrer...«
    »Es hat Euch eine Frau beschimpft, nicht wahr?« »Woher weißt du das?«
    »Es war ein großes Wunder, mon Père .« Meikos Stimme klang spöttisch. »Man sprach von nichts anderem.«
    »Es war kein Wunder.«
    »Nein, ich weiß. Ich bin später zu dieser Stella gegangen und habe ihr einen Beutel Münzen gegeben, damit sie das Ziel ihrer Reise so schnell wie möglich erreicht.«
    »Und du hast ihr zugehört.«
    »Ich habe mir ihre Geschichte angehört, ja, mon Père .«
    »Du hättest ihr kein Geld geben dürfen.«
    »Doch.«
    »Dann kennst du nur ihre Seite der Geschichte.« »Ich kenne, da bin ich mir ganz sicher, zumindest einen Teil auch von der anderen.«
    »Ja, mein Junge. Und ich werde sie dir beizeiten ganz erzählen. Doch nun will mich der Schlaf übermannen.«
    »Dann schlaft Euch gesund, Melvin de Penthièvre!«
     
    Melvinius und ich schliefen tief und fest ein, und als ich erwachte, befanden wir uns beide in seiner Kammer. Man hatte ihn, wie auch mich, offensichtlich sehr vorsichtig zum Kloster getragen. Der Morgen war schon weit fortgeschritten, das Tageslicht fiel in einem breiten Streifen über das Bett. Ich lag noch immer auf seiner Brust, in der das Herz nun wieder kräftig und regelmäßig schlug.
    Aber das nächtliche Geschehen hatte mir viel zu denken gegeben. Was wusste Melvinius von dem Gärtner, den er Menard nannte, und was wusste Meiko von dem Bibliothecarius, den er mit » mon Père « titulierte, genau wie Yvain. Konnte er sein Vater sein? Der Altersunterschied mochte stimmen. Was verband sie beide mit der Stummen, die wieder reden, vor allem aber fluchen konnte?
    Meine kätzische Neugier brodelte unter meinem Pelz. Aber als ich mich beschwingt an die Aufklärung dieser Geheimnisse machen wollte, mahnte mich mein geschundener Körper auf sehr drastische Weise zur Zurückhaltung.
    Also blieb ich lieber in den weichen Decken liegen. Aber auf dieses Kapitel werde ich noch zurückkommen.

Ein lehrreiches Kapitel
    Den ganzen Tag und auch die Nacht über fühlte ich mich steif und zerschlagen, aber im Laufe des Mittwochs ging es mir zumindest wieder gut genug, um eine kleine auswärtige Runde drehen zu können. Eine ganz sichere, immer dicht an den Klostermauern entlang. Bis zur Basilika. Dort wollte ich eine längere Pause einlegen, um wenigstens in Sachen Malermeister Clemens etwas weiter zu kommen. Ich hatte nämlich in den langen, verdösten Stunden eine Theorie entwickelt.
    Es wehte ein frischer Wind, doch er hetzte auch die Wolken über den Himmel, sodass es gegen Mittag an geschützten Stellen durchaus erträglich war. Außerdem spürte ich mein feines Unterfell allmählich wachsen, das an kalten Tagen eine mollige Wärme erzeugte.
    Ich hatte unbeschreibliches Glück. Meister Clemens saß auf der Mauer zur Pferdekoppel, um seine Mahlzeit einzunehmen, und bei ihm war seine Schwester Kristin. Sie hatte einen Deckelkorb dabei, der jetzt zwischen ihnen stand und aus dem sie sich bedienten. Wieder verblüffte mich die ungeheure Ähnlichkeit der beiden. Wäre das Mädchen nicht mit einem hellbraunen Rock und einem dunkelgrünen Mieder bekleidet gewesen, hätte man sie gut verwechseln können.Ihre Haare bedeckte zwar eine gekräuselte Haube, aber an den Schläfen kringelten sich ein paar ungebärdige Locken hervor.
    »Ich werde heute Nachmittag lediglich die Säulenkapitelle ausbessern. Der Putz, den ich heute früh für das Fresko aufgetragen habe, ist bereits getrocknet, und die Vorzeichnungen habe ich fertig gemacht. Morgen bist du wieder dran«, sagte Meister Clemens gerade, als ich mich zu ihnen gesellte. »Stellst du mir die passenden Farben für die Säulen raus, Kristin?«
    »Natürlich. Oh, schau mal, da kommt Mirza!«
    Kristin lächelte mir zu und hielt zur Begrüßung die Hand nach unten. Ich schnupperte daran, und meine Theorie bestätigte sich. Sie war der zweite Meister Clemens. Sie roch auch ein wenig nach Schinken, weshalb ich versuchsweise einen hungrigen Blick aufsetzte.
    »Und, magst du das mal probieren?«
    Aber selbstverständlich!
    Drei ausgewählte Häppchen rutschten mir angenehm durch den

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