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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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in den Korb und stand auf.
    »Wie schade. Aber vielleicht ändert Ihr Eure Meinung ja im Laufe der Zeit.«
    Meiko erhob sich auch und machte eine höfliche Verbeugung vor Kristin.
    »Mach dir nicht zu viel Hoffnung darauf!«
    »Nicht zu viel, aber ein bisschen?«
    »Aber wirklich nur ein ganz kleines bisschen!«
    Lachend schwenkte Kristin ihre Röcke und ging beschwingten Schrittes durch die Gärten in Richtung Straße.
    »Ich sollte mir noch nicht mal ein bisschen Hoffnung machen, Mirza. Und ihr auch nicht. Es war nicht besonders klug von mir.«
    Ich war da anderer Meinung, aber wie konnte ich mit ihm darüber disputieren?
    »Ein paar Stunden harter Arbeit werden mir jetzt ganz gut tun.«
    Mit einem Rückenzauseln verließ er mich.
    Ich nahm es ihm nicht übel, dass er mir dabei das sorgsam geglättete Fell durcheinander brachte, denn dieses ansprechend bebilderte Kapitel hatte mir wirklich Freude bereitet.

Ein brandgefährliches Kapitel
    Als Meiko in der Dämmerung mit einem großen Korb am Arm in seine Hütte trat, wirkte er müde und erschöpft. Aus einem Krug, der in dem Korb war, goss er sich ein Getränk in einen Becher. Von einem knusprigen Brot schnitt er einige Scheiben ab und legte dazu eine Wurst auf ein Holzbrett, die einen überaus verlockenden Duft verströmte. Ich machte mich bemerkbar.
    »Ach ja, die Mirza. Wie immer, wenn es irgendwo Futter gibt, bist du zur Stelle.«
    »Mau!«, bestätigte ich und setzte mich graziös zu seinen Füßen auf.
    »Nun, dann koste mal!«
    Er schnitt ein Scheibchen von der Wurst ab und reichte es mir mit den Fingerspitzen.
    Hinreißend.
    Ich konnte nur schmatzen.
    Ich bekam noch ein Stück.
    Und noch eins.
    Wirklich ein guter Mann, dieser Meiko, Menard, Meinhard.
    »Morgen kannst du Melvinius wieder wegen der Leckerchen um den Bart gehen, Mirza. Es geht ihm viel besser. Heute hat er schon wieder in der Bibliothek gesessen, und er hat mich gebeten, morgen frühdie Verkleidung vor der Klappe an seinem Fenster zu entfernen.«
    »Mirrrip«, erklärte ich erfreut und rieb meinen Kopf an Meikos Bein.
    »Das scheint dich zu freuen, Mirza? Sag, verstehst du mich etwa wirklich?«
    »Mau!«
    »Ich bilde mir das vermutlich nur ein. Aber als Gesprächspartnerin und Gesellschafterin bist du ganz einfach umwerfend.«
    Mehr als alle diese Schmeicheleien überzeugte mich ein weiteres Zipfelchen Wurst.
    Meiko aß sein Brot, ich putzte mich mit Hingabe.
    Darüber fiel mir Arnoldus’ seltsames Verhalten wieder ein, und geduldig, wie ich nun mal mit den Menschen war, machte ich mich an die Arbeit, Meiko auf die Veränderung an seinem Bett aufmerksam zu machen. Ich kroch unter das hölzerne Gestell und kratzte an dem Gurt, an dem das stinkende Band befestigt war.
    »Du brauchst dich gar nicht anzustrengen, Mirza, die Briefe und der Geldbeutel sind bei der Dame Caroline. Hier scheinen sie ja nicht sicher genug zu sein! Vor allem nicht vor vorwitzigen Katzenpfoten!«
    Strohkopf!
    Ich kratzte weiter und brachte etwas Farn von der besagten Stelle mit. Vielleicht roch er ja, das da etwas nicht stimmte.
    »Ich weiß, du kannst wunderbar Sachen herumtragen.« Lobend tätschelte er mir den Kopf. Dummbeutel!
    Ich sprang auf sein Bett und wühlte die Decken zurSeite, wo Arnoldus das Band durch die Wand geschoben hatte.
    »Mirza, ich habe dir deinen eigenen Korb hingestellt, wühl darin herum, nicht in meinem Bett.« Erbsenhirn!
    Noch einmal scharrte ich in dem Farn, bekam aber nur einen Rüffel, mit dem er mich erheischte, mein Geschäft doch bitte vor der Türe zu verrichten.
    Ich gab es auf. Ungern, aber mir fiel einfach nichts mehr ein. Schmollend zog ich mich in den empfohlenen Korb zurück und beobachtete diesen begriff sstutzigen Menschen noch eine Weile.
    Meiko zog Stiefel, Wams und Hosen aus und hängte auch das Hemd an den Haken an der Wand. Mein Groll schmolz dahin wie das Wachs der Kerze, denn in deren Licht durfte ich noch einmal seine bloße Haut und das bisschen Fell betrachten, das er trug. Es breitete sich über seiner Brust aus und verschwand dann in einem schmalen Streifen unter der Bruche, die er um die Hüften gewickelt trug. Der Rücken war ganz haarlos, hatte aber ein paar helle, wulstige Streifen. Auf dem rechten Oberarm allerdings trug er eine dunkle Zeichnung. Drei miteinander verbundene Spiralen waren es, und das war sicher keine natürliche Hautzeichnung. Er löste auch den Zopf seines Kopffells und bürstete die Locken kräftig aus. Es wirkte fast kätzisch, und ich

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