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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Schiffskoch ein.«
    »Das Überleben hat sie dann wohl doch gelernt!«
    »Katzen sind sehr anpassungsfähig. Aber auch ich konnte ihr nicht widerstehen. Vor allem nicht, als sie ihre Jungen zu mir in die Koje brachte.«
    »Ach Herrje! Was hast du damit gemacht?«
    »Nun, gewöhnlich hätten wir sie über Bord geworfen...«
    »Nein!«
    »Doch, Jungfer Kristin. Das geht nicht anders. Drei der Kleinen waren Weibchen, und die können schon innerhalb ihres ersten Lebensjahres wieder Junge haben. Rechnen könnt Ihr doch, nicht wahr?«
    Kristin nickte beklommen. Ich verstand sie, aber ich verstand auch Meiko. Unsere Jungen überlebten nie alle. Nicht, wenn wir sie in unwirtlicher Umgebungaufziehen mussten. Ich hatte mit meinem ersten Wurf das Glück gehabt, dass die Moen mich und die Kleinen im Haus duldete und zufütterte. Den schwächlichen weißen Kater hätte ich ansonsten gleich verloren, wahrscheinlich auch noch ein, zwei weitere. Raubvögel holen sich die unbeholfenen Kätzchen, manche verunglücken oder werden krank und sterben. Wenn eine Katzenmutter zu wenig Milch hat oder zu wenig Beute machen kann, verhungern sie auch einfach. Vor allem, wenn sie im Herbst geboren wurden, war das oft der Fall, denn der Winter war keine gute Zeit, um aufzuwachsen. Ich trauerte meinen Stoppelkätzchen natürlich noch nach, aber sie hatten einen schnellen Tod durch Ertrinken und nicht den langsamen durch Verhungern.
    »Aber du sagst, gewöhnlich hättet ihr sie über Bord geworfen. Diese nicht?«
    »Nein, diese nicht. Sie waren so ungewöhnlich und sehr schön. Zwei waren rot, wie ihr Vater, zwei grauweiß wie die Mutter, aber alle hatten ihr langes, wuscheliges Fell. Ich verkaufte sie zu einem hohen Preis im nächsten Hafen. Vermutlich geht es ihnen heute prächtig!«
    »Und die Mutter?«
    »Schenkte ich einer guten Freundin.«
    »Du hast eine gute Freundin?«
    Es war ein wenig Schelmerei in Kristins Blick, den sie ihm unter ihren Wimpern her zuwarf.
    »Wie jeder Seemann hatte auch ich in jedem Hafen eine Freundin, Jungfer Kristin.«
    »Viele Häfen?«
    »Sehr viele!«
    »Ach, die Ärmsten.«
    »Nicht so schlimm, wie Ihr glaubt. Seeleute sind lange unterwegs, bis sie denselben Hafen wieder anlaufen. Die Freundinnen trösten sich mit vielen Seemännern.«
    Unter Kristins Häubchen hatten sich einige Locken hervorgestohlen, und Meiko wickelte eines davon um seinen Zeigefinger.
    »Fast die gleiche Farbe wie Mirzas Ohren«, murmelte er. Kristin wich ein wenig zurück, aber dabei zog sich nur die Haarsträhne ein bisschen länger aus der Kopfbedeckung. »Habt Ihr auch schon einmal ein Bild von Euch selbst gezeichnet?«
    »So eitel bin ich nicht.«
    »Nein?«
    »Nein. Was sollte ich denn mit einem Bild von mir anfangen?«
    »Ihr könntet es mir schenken, Jungfer Kristin.« Sie zupfte an der Locke, die er fest hielt.«
    »Was wolltest du wohl damit, Meiko?«
    »In meiner Hütte aufhängen. Es würde ihr Glanz verleihen, und ich bin ein großer Kunstliebhaber.« »Ich bin keine Künstlerin.«
    »Wer weiß? Aber auf jeden Fall seid Ihr schön.«
    Kristin errötete sehr nett, und ich ruckelte mich im Moos zurecht, um diese anmutige kleine Balzerei richtig zu genießen.
    »Bestimmt nicht so sehr wie Eure vielen Freundinnen!«
    »Nein, so schön seid Ihr nicht.« Er löste seinen Finger aus der Locke und strich ihr damit über die Wange. »Ihr mögt eine Künstlerin sein, aber es ist nichts Künstlichesan Euch. Ihr tragt Eure wahren Farben, und die sind leuchtend und rein.«
    »Du verstehst dich auf gefällige Artigkeiten, Gärtnerbursche!«
    »Man schnappt so das eine oder andere auf, edle Jungfer!«
    »Von rauen Seemännern?«
    »Eher von Sirenen und Meerjungfrauen.«
    »Hast du welche getroffen?«
    »Natürlich. Sie sind sehr kühl und meist ein bisschen glitschig und riechen nach Fisch. Ihr hingegen duftet nach Lavendel«, murmelte Meiko und beschnupperte Kristins Hals. Ganz wie ein höflicher Kater, befand ich. Richtig gut machte er das. Jetzt müsste er ihr noch über die Stirn lecken.
    Er machte so etwas Ähnliches.
    »Und Eure Lippen sind zwar feucht, aber nicht kühl. Viel angenehmer als die der Meerjungfrauen.«
    »Das war nicht recht, Meiko!«
    »Das war nur Mundraub, Jungfer. Ich bin ein armer, gestrandeter Seemann und habe in diesem Hafen gar keine Freundin. Ich bitte um Mitleid.«
    »Nein, nein, nein. Ich bin ganz und gar herzlos rastlosen Streunern gegenüber.«
    »Ja, das habe ich gemerkt!«
    Kristin packte fahrig ihr Stifte

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