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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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schnurrte beifällig. Dann flocht er die Haare wieder, warf sich noch etwas kaltes, nasses Wasser auf die Haut, wischte sich die Zähne mit einem rauen Lappen ab und kroch unter die Decken.
    Da ich mein Schmollen bei dem Anblick dieses ansehnlichen Menschenkaters jetzt gänzlich vergessenhatte, stieg ich aus meinem Korb und sprang zu ihm ins Bett. Melvinius hatte ja auch nichts dagegen. Und ich wollte einfach mal ausprobieren, wie es sich auf Meikos breitem Brustkorb lag.
    Er lachte und legte seinen Arm um mich.
    »Ich hätte zwar lieber ein anderes Kätzchen im Bett, Mirza, aber für den Augenblick ist es mit dir auch ganz nett.«
    Ich schnurrte ihn an.
    Welches Kätzchen meinte er wohl? Schlief er gerne mit anderen zusammen? Ich könnte es verstehen. Als ich noch klein war und mit meinem Wurf zusammen lebte, da haben wir auch immer ganz eng aneinander gekuschelt geschlafen. Das ist wundervoll heimelig, so Nase in Pelz, Pfoten und Schwänze umeinander gewickelt zu liegen.
    Selig entschlummerte ich.
    Unselig erwachte ich.
    Es roch.
    Kräutergeruch, aber nicht wie in der Sonne. Alarmiert hob ich den Kopf.
    Meikos Brust unter mir hob und senkte sich gleichmäßig. Er hatte noch nichts bemerkt. Aber ich! Aufmerksam schnüffelte ich. Der Geruch drang unter dem Bett nach oben. Und es knisterte leise. Nicht nur Geruch stieg auf, auch eine atemberaubende Wolke.
    Rauch.
    Feuer!
    Mit einem Satz stand ich auf den Pfoten, mein Buckel wölbte sich, und ich schrie.
    »Mirza!«
    Empört setzte sich Meiko auf und fing an zu husten.
    Ich sprang vom Bett und rannte zur Tür.
    Meiko sprang ebenfalls aus dem Bett und raste zur Tür.
    Rüttelte daran.
    Sie blieb verschlossen.
    Er sprang zum Fensterladen.
    Auch verschlossen.
    Ich tobte.
    Meiko goss den Wasserkrug über dem Bett aus. Es qualmte.
    Der Raum war jetzt voller Rauch, und er wurde heiß. Rote Feuerzungen fraßen sich durch die Bretter an der Bettseite. Mein Körbchen ging in Flammen auf.
    Panik kroch in mir hoch, und ich erstarrte. Ich konnte nur noch beobachten.
    Meiko hatte den Hocker in der Hand, und seine Muskeln spannten sich an, als er mit ihm auf die Wand einschlug.
    Lehmbrocken und Holzstückchen flogen umher. Er holte noch einmal aus. Zwischen zwei Balken klaffe nun ein Loch. Er packte mich und warf mich nach draußen. Benommen kam ich auf dem harten Boden auf. Noch einmal krachte es an der Mauer, dann zwängte sich Meiko hindurch. Hustend und keuchend blieb er neben mir sitzen. Über seinen Arm und seine Brust floss Blut aus zahlreichen Abschürfungen, seine Haare hingen wild um seine Schultern, seine Haut war überall rußgeschwärzt. Dann nahm er mich auf und lief auf die Gärten zu. Gerade noch rechtzeitig hatte er uns beide aus dem Gefahrenbereich gebracht. Er setzte mich mit einem Schnaufen ab. Leider hatte ich seinen vielen Kratzern noch einige auf der Schulterhinzugefügt. Wirklich aus Versehen, denn vor Feuer hatte ich richtige Angst.
    Das Dach des Hauses stürzte mit einem Krachen nach unten, hell loderten die Flammen auf.
    Irgendwo auf dem Klostergelände wurden Rufe laut. Einige von den Knechten kamen gelaufen. Jemand schrie nach Eimern.
    Meiko tat etwas Unerwartetes. Er machte sich unsichtbar. So wie ich es auch zu tun pflegte, wenn ich keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen wollte. Er hockte sich beinahe reglos zwischen die hohen Büschel von Rainfarn und Schafgarbe und schaffte es recht gut, im Dunkel außerhalb des Feuerscheins mit der Umgebung zu verschmelzen. Ich tat es ihm gleich.
    Auch im Kloster schien man jetzt aufmerksam geworden zu sein. In einigen Fenstern wurde es hell. Der Bruder Gärtner kam in wehendem Hemd herbeigelaufen, und auch Diakon Arnoldus, vollständig mit seiner weißen Kutte bekleidet, erschien am Ort des Unglücks.
    Der Gärtnermönch rief nach Meiko, und es schwang Angst in seiner Stimme mit.
    »Bruder Everard, es sieht schlecht aus!« Voller falschem Bedauern erklang Arnoldus’ Stimme. »Wenn er vom Feuer überrascht wurde... Diese Hütte bestand ja nur aus altem, morschem Holz.«
    Man schleppte Eimer für Eimer Wasser aus dem nahen Bächlein herbei und goss es auf den qualmenden Haufen, der einst Meikos Behausung war. Schließlich waren die Flammen erloschen, und Everard stocherte mit einen Stecken in der Asche und den verkohlten Trümmern herum. Arnoldus beteiligte sich halbherzig daran.
    »Gib es auf, Bruder. Wir werden ihm jetzt sowieso nicht mehr helfen können. Komm mit, wir wollen die Stätte des Schreckens verlassen.

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