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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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betrifft.«
    »Ich will davon nichts hören. Und Ihr fragt mich nicht weiter. Ich bitte nur um eines. Kann ich den Rest der Nacht hier bei Euch verbringen? Noch glaubt man, ich sei in den Flammen umgekommen. Möglicherweise verrät sich der Täter, wenn ich ungesehen das Geschehen verfolgen kann.«
    »Ungesehen bleibst du gewiss hier in meinen Räumen. Ich verfolge das Geschehen. Doch du wirst mit ein paar Decken auf dem Boden Vorlieb nehmen müssen. Morgen früh sehen wir weiter.«
    Wir richteten uns also für den Rest der Nacht ein, Meiko in zwei Decken gewickelt, Melvinius in seinem Bett und ich zu seinen Füßen. Er bedachte mich mit einem freundlichen Zwinkern und schlummerte ein.
    Doch ruhig wurde die Nacht nicht.
    Mit dem ersten grauen Morgendämmer stöhnte Meiko laut auf, und Melvinius fuhr aus dem Schlaf. Ich sprang erschrocken vom Bett.
    »Was ist, Junge?«
    Der Pater rüttelte Meiko an der Schulter, und er stöhnte noch einmal auf.
    »Wach auf, Menard. Wach auf!«
    »Was... oh, Ihr seid es?«
    »Ein Alb drückte dich, wie es scheint.«
    Meiko rieb sich die Augen und schüttelte sich dann. »Was verfolgt dich in deinen Träumen?«
    »Die Fahrten nach Island.« Meiko fuhr sich durch die Haare. Er sah wüst und wild aus, aber auf eine ganz sonderbare Weise auch verletzlich. Ich krabbelte zu ihm hin und schmiegte mich an seine zerkratze, bloße Brust. Er legte den Arm um mich und erzählte dann mit etwas festerer Stimme: »Ihr müsst wissen, es war die schlimmste Zeit, die ich je durchgemacht habe. Nie habe ich mehr Angst ausgestanden, als auf diesen kleinen Schiffen, die in der eisigen See, von Stürmen gebeutelt, zum Fischfang ausfuhren.«
    »Es sind nur die härtesten Männer zu diesen Fahrten aufgebrochen. Ich weiß. Du warst noch sehr jung.«
    »Gerade einundzwanzig und nicht sehr erfahren.« Meiko schüttelte den Kopf. »Es war die Hölle.«
    »Dennoch bist du zwei Sommer hinausgefahren.«
    »Ich hatte noch lange danach böse Träume, in denen ich immer wieder in meiner engen, klammen Koje aufwachte, mit zerschundenen Gliedern, durchgefroren, hungrig... Ich dachte, ich hätte es überwunden, aber dieser Geruch von Pech und Teer hat es wohl wieder wachgerufen.«
    »Pech?«
    »Ja, es riecht hier...« Er zog prüfend die Luft ein. »Nein, mon Père , es riecht hier nicht nach Pech. Wie seltsam!«
    Es roch hier auch nicht nach Pech. Nach Pech hatte es in der Hütte gerochen. Ich machte mich bemerkbar, indem ich in vielerlei Lauten versuchte, es ihm zu erklären.
    »Mirza, was plapperst du da? Meiko, die Katze hat auch etwas bemerkt, würde ich meinen. Du sprachst von ihrem ungewöhnlichen Verhalten am Abend.«
    Sehr langsam und sehr leise sprach Meiko die Worte aus: »Katzen haben sehr feine Sinne, natürlich! Es hat in meinem Bett nach Pech gerochen!«
    Vielleicht hatte er mich ja diesmal verstanden.
    Er fuhr erklärend fort: »Pechgetränkte Schnüre werden zum Kalfatern auf den Schiffen verwendet, pechgetränkter Stoff zu Fackeln gewickelt. Daher mein Traum von der Islandfahrt. Jemand hat eine pechgetränkte Zündschnur in die Hütte gelegt und sie bequem von außen angezündet. Er hat meine Tür und den Laden von außen irgendwie verschlossen und gehofft, von mir bliebe nur ein Häufchen Asche übrig.«
    Richtig, Meiko. Überhaupt kein Erbsenhirn!
    »Nun kennst du das Wie – hast du eine Erklärung, warum?«
    Ich wusste, Meiko, der Meinhard hieß, hatte eine. Aber er schien nicht bereit zu sein, Melvinius mehr von sich zu offenbaren als seine Identität als Fischer. Der Pater aber zeigte sich hartnäckig.
    »Menard, du bist im Jahre 1491, nachdem dein Weib gestorben war, von Paimpol fortgegangen. Und hier tauchst du 1502 wieder auf. Elf Jahre habe ich geglaubt, dich nie wieder zu sehen. Es scheint mir mehr als ein Zufall zu sein, dass Menard, der Islandfahrer, den Gärtnerburschen Meiko im Kloster Knechtsteden spielt.«
    »Belasst es dabei, Pater Melvinius.«
    »Was ist mit deinem Sohn, Junge? Lebt er noch?« Meiko seufzte auf und hob resigniert die Schultern.
    »Natürlich. Jehan ist derzeit bei der Dame Caroline im Stommeln zu Besuch.«
    »Dachte ich es mir doch. Er fiel mir in ihrer Begleitung bei der Messe auf, und ich hatte schon fast die Vermutung, es könne Jehan sein. Er ist zu einem hübschen Jungen herangewachsen.«
    »Einem klugen, warmherzigen, wenn auch sehr temperamentvollen Jungen. Ja, ich bin stolz auf ihn.«
    »Hast du bedacht, das jener, der dir nach dem Leben trachtet, auch das seine

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