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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Kleimann rollte die Augen und sagte in einer seltsamen Mischung aus Französisch und Deutsch: »Ich nehme meinen Anteil und mache mich davon. Wir sehen uns, wie gehabt.« Er kniff die Augen zusammen. »Glück gehabt, Frauenzimmer.« Mit diesen Worten rannte er davon.
    Jeanne machte erneut Anstalten, sich zu erheben, und Franz packte ihren Arm und zog sie hoch, doch nur, um sie gegen einen Baumstamm zu drängen. »Wir sind noch nicht fertig.«
    Was folgte, war so erniedrigend und widerwärtig, dass Jeanne sich wünschte, nie geboren worden zu sein. Brutal nötigte Franz sich ihr auf, presste sie gegen den Baumstamm und schien sie schier zu zerreißen, während er an ihrem Ohr keuchte: »Du wirst mich nicht vergessen, Jeanne, niemals wirst du Franzosenhure mich vergessen!«
    Er biss ihr in die Lippe, als sie den Kopf unter seinem Mund fortdrehen wollte, schlug ihr ins Gesicht und kniff ihr in die Brüste,
dass sie nicht wusste, welcher Schmerz sie schreien ließ. Erst als aus nächster Nähe ein Schuss abgefeuert wurde und sie das Klirren aufeinanderschlagender Degenklingen hörten, ließ Franz endlich von ihr ab. Bevor er sich davonmachte, riss er Jeanne ihre Goldkette vom Hals und den Beutel mit Cosmès Uhr von ihrem Gürtel. Jeanne rutschte langsam den Baumstamm hinunter, kauerte sich zusammen und weinte. Irgendjemand war ihnen zu Hilfe gekommen, doch in all ihrem Schmerz hatte sie nur einen Gedanken. »Vater«, schluchzte sie, aber sie fand nicht die Kraft, sich zu erheben. Sie schämte sich, ihrem Vater in diesem Zustand tiefster Demütigung unter die Augen zu treten.
    Die Kampfgeräusche verklangen. Jemand rief ihren Namen, und sie brachte ein mühsames »Ja« heraus, doch es war kaum mehr als ein unverständliches Krächzen.
    »Himmlischer Vater! Seid Ihr das, Jeanne?«
    Die Stimme kam ihr bekannt vor. Sie gehörte zu jemandem, den sie aus einer anderen, glücklicheren Welt kannte. Eine Ewigkeit war seitdem vergangen. Sie schüttelte schluchzend den Kopf, den sie gegen die Knie gedrückt hielt und mit den Händen schützte. Niemand sollte sie so sehen.
    Sacht strich ihr der Besitzer der freundlichen Stimme über den Rücken und legte einen Arm um sie. »Ich bin es, Gerwin. Es wird Euch nicht trösten, aber wir sind vor zwei Tagen von denselben Mordbrüdern überfallen worden. Eurem Vater geht es so weit gut. Seine Hände sind verletzt, aber das wird heilen.« Er machte eine Pause und sagte dann leise: »Bitte, seht mich an.«
    »Nein«, flüsterte sie.
    »Ihr könnt hier nicht sitzen bleiben. Wir müssen weiter und ein Gasthaus erreichen, bevor es dunkel wird.«
    »Gerwin, wo …?« Hippolyt kam hinzu und erfasste die Lage sofort. »Hilf bitte vorn beim Versorgen der Wunden.«
    Gerwin stand auf, wartete aber noch unschlüssig, bis Hippolyt ihm mit energischem Kopfnicken bedeutete, ihn mit Jeanne allein
zu lassen. Dann setzte er sich vor ihr auf die Erde, kramte ein Fläschchen aus seiner Tasche, öffnete es und hielt es Jeanne unter die Nase.
    Der scharfe Geruch ließ sie aufsehen und niesen. In seinen Augen konnte sie lesen, wie übel Franz sie zugerichtet haben musste. Vorsichtig tastete sie nach ihrer Wange, doch Hippolyt hielt sacht ihre Hand fest. »Lasst mich das mit Salbe behandeln.«
    Sie schloss die Augen.
    »Wie viele Männer haben Euch Gewalt angetan?«, fragte der Wundarzt vorsichtig.
    »Einer«, brachte sie kaum hörbar hervor.
    »Könnt Ihr aufstehen?« Der Arzt erhob sich und reichte ihr die Hand. Sein Blick glitt über ihre Röcke, die mit Blut befleckt waren.
    »Das ist nicht von mir«, sagte Jeanne leise. »Ich möchte mir ein neues Kleid anziehen, bevor wir weiterfahren.«
    »Wartet hier.« Hippolyt entfernte sich und kam kurz darauf mit einem Becher Wein und einem ihrer Kleider. »Hier ist kein Wasser in der Nähe. Ihr könnt Euch nur notdürftig säubern, aber nehmt von diesem Lavendelelixier. Der Duft überdeckt die anderen Gerüche.« Fürsorglich hielt Hippolyt einen Umhang, den er ebenfalls mitgebracht hatte, so, dass Jeanne vor Blicken geschützt war. Doch die Männer waren mit den Verwundeten beschäftigt.
    Sie warf die blutigen Kleidungsstücke auf die Erde, riss ihr Hemd entzwei, träufelte von dem duftenden Elixier darauf und rieb sich damit den Oberkörper ab. Zwischen ihren Beinen fühlte sich alles wie wundes rohes Fleisch an. Als sie sich mit dem Lappen säuberte, sog sie scharf die Luft ein, denn das Elixier brannte höllisch, doch nicht so stark, dass es die Scham über die

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