Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Cosmès Knie und Endres’ Hände. »Vielleicht wollt Ihr lieber hier oben essen?«
    Der Kaufmann nickte. »Und schickt den Wundarzt zu uns.«
    »Wie belieben?«, fragte der Wirt, der nicht wissen konnte, wer damit gemeint war.
    »Den Kahlköpfigen. Schickt ihn rauf!«
    »Natürlich.« Mit einer angedeuteten Verbeugung verabschiedete sich der Wirt, der an diesen Gästen gut verdienen würde, denn es waren Pferde zu füttern und unterzustellen, ein Wagen beanspruchte Platz, und die Knechte waren sicher hungrig und dürsteten nach Bier und vielleicht auch nach seinen hübschen Mägden.
    Jeanne half ihrem Mann, sich auf eines der Betten zu legen, und kümmerte sich danach um ihren Vater. Sie hatte es ihm gerade in einem Stuhl bequem gemacht und ihre Laute, die sie sich als einziges Gepäckstück umgehängt hatte, ausgepackt, als der Wirt Hippolyt und Gerwin mit hereinbrachte.

    »Ihr könnt schon hinuntergehen. Die Magd Erika wartet an der Treppe und zeigt Euch die Badestube. Nichts Großartiges, aber …«
    Jeanne winkte ab. »Es wird genügen. Danke.« Sie zögerte, ihren Vater allein zu lassen.
    »Geht nur, wir kümmern uns um die Wunden. Mein Vorrat an Arzneimitteln neigt sich zwar dem Ende zu, aber für heute wird er reichen. Sagt, Herr Wirt, gibt es hier einen Apotheker?«, erkundigte sich Hippolyt und begutachtete die durchgebluteten Verbände von Endres.
    »Ja, einige Häuser weiter«, meinte der Wirt. »Soll ich jemanden schicken?«
    »Es wäre mir lieber, mein Gehilfe ginge selbst, denn er weiß genau, welche Kräuter und Essenzen ich benötige«, erwiderte Hippolyt.
    »Dann soll er über den Platz vor der Wirtschaft gehen. Doktor Laberat hat ein Schild über der Tür angebracht, das nicht zu übersehen ist. Ach, wo Ihr gerade hier seid. Ich habe eine Beule im Nacken, die mich quält. Könnt Ihr die entfernen?«
    »Zeigt her.«
    Rasch drehte der Wirt sich um und entblößte den Nacken. Unter den fettigen Haaren prangte eine kugelrunde Beule, die einen roten Rand und ein gelbliches Zentrum hatte.
    »Ein Karbunkel. Das machen wir, wenn ich hier fertig bin.«
    Der Wundarzt überprüfte den Inhalt seines Beutels und führte leise einen schnellen Wortwechsel mit Gerwin.
    »Ich bin bald zurück.« Jeanne wusste ihren Vater bei Hippolyt in besten Händen. An Cosmè verschwendete sie keinen Gedanken, vielmehr ertappte sie sich des Öfteren bei dem nicht sehr frommen Wunsch, er wäre bei dem Überfall gestorben.
    Gemeinsam mit dem Wirt und Gerwin verließ sie das Gastzimmer. Während sie die Stufen hinunterstiegen, spürte sie Gerwins Blick in ihrem Rücken, doch er sagte nichts und verschwand durch
den Schankraum. Mit gesenktem Blick folgte Jeanne der jungen Magd, einer hübschen, drallen Person in einem sauberen blauen Kleid. Aus der Küche drangen die Gerüche von Braten und Gemüse in den Gang, der in den hinteren Trakt des Gasthauses führte.
    »Hier ist es.« Erika öffnete die Tür zu einem kleinen Raum, in dem ein Kohlenbecken, ein Schemel und ein hölzerner Zuber Platz hatten. Sie stellte das mitgebrachte Öllämpchen auf den Schemel neben ein Leinentuch, auf dem ein Stück Seife lag. »Ihr könnt von innen verriegeln. Braucht Ihr sonst noch etwas?« In ihrem Blick lag Mitleid.
    Jeanne schüttelte den Kopf und wartete, bis die Magd gegangen war, damit sie sich entkleiden konnte. Ihren geschundenen Körper sollte niemand sehen. Im Spiegel der glatten Wasseroberfläche begutachtete sie ihr Gesicht und war erstaunt, dass es nicht so unförmig aussah, wie es sich anfühlte. Als sie endlich in das warme Wasser glitt, seufzte sie, doch überkam sie kein Wohlgefühl. Sofort begann sie, sich mit einem Lappen zu schrubben, und schäumte sich immer wieder mit der Seife ein. Jede Ritze ihres Körpers versuchte sie zu reinigen. Am liebsten hätte sie ihr Inneres nach außen gestülpt. Die Oberschenkel waren voller Abschürfungen und blauer Flecke, und sie hatte blutigen Ausfluss, von dem sie hoffte, dass er alle Spuren, die Franz hinterlassen haben mochte, fortschwemmte. Irgendwann war sie am Ende ihrer Kräfte und das Stück Seife auf Erdbeergröße geschrumpft. Sie tauchte Kopf und Haare in das Wasser und wusch diese aus. Danach war auch der letzte Rest Seife verschwunden.
    Es klopfte an der Tür, als sie bereits angekleidet auf dem Schemel saß und sich die Haare mit dem Tuch trocknete. »Wer ist da?«
    »Hippolyt.«
    Sie entriegelte die Tür und ließ den Medicus eintreten.
    »Darf ich mich nach Eurem Befinden

Weitere Kostenlose Bücher