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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Guillemette: »Was wollten wir denn dort? Haben wir nicht genug Wurst …«
    »Geht es dir besser, Guillemette?«, fiel Jeanne ihr ins Wort.
    »Wie? Ja, nur eine kurze Übelkeit wegen des elendigen Gestanks. Das war ja …«
    »Deine Übelkeit rührt nicht eher von einer Schwangerschaft her?«
    Die Dienerin errötete und schwieg.
    »Nun, Coline wird dir zur Hand gehen, da du ja bald nicht mehr in der Lage sein wirst, deine Aufgaben angemessen auszuführen. Und ich meine alle Aufgaben.« Es war keine Frage, was sie damit meinte.
    »Monsieur wird das aber nicht recht sein«, fauchte Guillemette wütend.
    »Ich denke schon. Und jetzt kein Wort mehr davon!«
    Jeanne behielt recht, was Coline anging. Ihr Gatte bemängelte die zusätzlich anfallenden Lohnkosten nicht, und die junge Sulzerstochter war ein verständiges und bereits erfahrenes Frauenzimmer, was die von ihr erwarteten Liebesdienste betraf.
     
    Einige Tage darauf saß Jeanne nach einem Besuch bei Lady Dousabella in der Kutsche und kuschelte sich eng in ihren Umhang, denn die Nachtluft war empfindlich kühl. Sie hatte mit zwei englischen
Musikern einige neue Kompositionen vorgetragen, die von den Zuhörern mit viel Beifall bedacht worden waren. Lady Dousabella war eine reizende Gastgeberin und eine unverbesserliche Romantikerin in Liebesdingen, denn sie hatte Gerwin eingeladen. Seine Anwesenheit hatte Jeanne in jeder Faser ihres Körpers gespürt. Als sie vor ihm stand, hatte sie sogar den Geruch seiner Haut wahrgenommen. Sie seufzte. Es war schwer genug, sich nicht durch ihr Verhalten zu verraten, doch sie wusste, dass die Blicke, die sie mit Gerwin getauscht hatte, genügen konnten, um sie in den Verdacht der Unanständigkeit zu bringen.
    Die Geräusche der nächtlichen Stadt zogen wie in weiter Ferne an ihr vorüber. Als der Wagen unvermittelt hielt und sie Pierres Stimme hörte, spähte sie argwöhnisch durch das Wagenfenster.
    »Was ist denn los, Pierre?«, rief sie. »Das Pferd scheute vor einem Hund.« Der Hausdiener, der sich als treuer und verschwiegener Begleiter erwiesen hatte, knallte mit der Peitsche.
    Nachdem sich der Wagen wieder in Bewegung gesetzt hatte, wurde plötzlich die Tür aufgerissen, und ein Mann sprang zu ihr herein. Der Schrei erstarb ihr auf den Lippen, als sie ihren Onkel erkannte. »Raus! Sofort hinaus!«, zischte sie und suchte nach dem schmalen Dolch, den sie für Notfälle mit sich führte.
    Julian de Bergier ließ sich nicht beeindrucken und setzte sich ihr gegenüber auf die winzige Bank, wobei seine Stiefel auf ihr Kleid traten, denn das Wageninnere bot gerade Platz für eine Dame mit ausgreifendem Reifrock. »Euer Diener hat nichts bemerkt. Lasst es dabei, und Ihr seid mich schnell wieder los.«
    Jeanne umfasste den Dolch in ihrer Rocktasche. »Was wollt Ihr von mir?«
    Sein Atem roch nach Wein und Zwiebeln. »Ihr seid doch ein kluges Mädchen. Nun, da der Zufall uns zusammengeführt hat, sollten wir die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen. Ihr könnt Eurem alten Onkel einen Gefallen tun.«

    »Nein!«, fauchte sie. »Schert Euch hinaus! Der Tod meiner Mutter ist allein Eure Schuld! Ihr habt Unglück über die ganze Familie gebracht!«
    Die scharfen Züge ihres Onkels zeichneten sich im Laternenschein ab. »Unsinn! Wir sind im Krieg. Alle müssen Opfer bringen.«
    »Mein Gott, seid Ihr kaltschnäuzig! Meine Mutter war Eure Schwester! Tut Euch denn nicht wenigstens leid, was geschehen ist?«
    »Natürlich, aber es war notwendig, diesen Hundsfott Guise zu eliminieren. Es hat uns einen strategischen Vorteil verschafft.«
    »Vielleicht den, dass die Guisen jetzt einen persönlichen Rachefeldzug gegen die Hugenotten im Allgemeinen und Euch und Admiral Coligny im Besonderen führen?«
    »Dummes Frauenzimmer. Was wisst Ihr schon von der Politik!« Er packte Jeanne an den Armen. »Hört mir jetzt zu! Ihr kennt die Herzogin de Nemours und werdet mich empfehlen, weil meine Weine von gar so vortrefflicher Qualität sind.«
    »Und was wollt Ihr dort? Die Herzogin erschießen, wenn Ihr sie seht?« Sie lachte freudlos.
    »Das ist keine üble Idee, doch gedenke ich, etwas subtiler vorzugehen. Im Zentrum meines Interesses steht der Sohn des seligen Herzogs von Guise, Henri, der sich heimlich König nennen lässt! Wenn ich herausfinden kann, wann er ins Haus kommt, seine Gewohnheiten erkunde, dann wird ihn bald das Schicksal seines Vaters ereilen!« Seine Stimme zitterte vor Hass. »Er ist schlau und lässt sich bewachen, aber

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