Die Lautenspielerin - Roman
ausdrücklichen Wunsch von Katharina de Medici mit ihrer Tochter nach Blois gereist, um die Heirat von Heinrich von Navarra und Prinzessin Margot zu verhandeln.«
»Ist die Prinzessin nicht in Henri de Guise verliebt?«, fragte Seraphin, der von den Gerüchten gehört hatte.
»Verliebt? Die beiden unterhalten seit Monaten ein Liebesverhältnis. Das macht Margots Mutter und König Karl IX. wütend, sie sind außer sich vor Zorn! Der König ist darüber hinaus eifersüchtig, denn ich weiß aus sicherer Quelle, dass Margot und ihre Brüder ein unzüchtiges Verhältnis hatten.«
Seraphin hob grinsend eine Augenbraue. »Pikant!«
»Es erschwert die Heiratsverhandlungen!«, entrüstete sich Walsingham. »Als wäre es nicht schwierig genug, die Eheleute unterschiedlicher Konfession in eine Kirche zu bringen. Dabei könnte diese Heirat Frankreich endlich Frieden bringen.«
Gerwin nickte nachdenklich. »Ich habe Heinrich von Navarra kennengelernt und halte sehr viel von ihm. Obwohl er jung ist, respektieren ihn die Soldaten, und er ist nicht so ein Fanatiker wie der Admiral.«
»Ja, ja, Coligny spaltet selbst die Hugenotten, aber solche charismatischen Männer braucht der Protestantismus in Frankreich auch«, meinte Lady Dousabella. »Ihr kommt aus La Rochelle, Gerwin. Wollt Ihr dorthin zurück, oder werdet Ihr dem Admiral in den Süden folgen?«
»Der Admiral hat darum gebeten, dass Hippolyt und ich uns ihm wieder anschließen, sobald sich die Lage in La Rochelle beruhigt hat.« Gerwin räusperte sich. »Wir hätten Euch die Nachrichten von Walter von Mühlich per Boten zukommen lassen können, doch Hippolyt hielt es für eine gute Idee, dass Seraphin und ich selbst nach Paris reiten, bevor wir ihn mit dem Heer in Burgund wieder treffen.«
»Ich schätze Euren Meister sehr, Gerwin, und halte ihn nicht nur für einen überragenden Medicus, sondern auch für einen weisen Mann«, lächelte Lady Dousabella.
Walsingham ignorierte die amourösen Anspielungen. »Mit welchem Heer?«, schnarrte er. »Soweit ich weiß, gab es nur unbedeutende Scharmützel mit wechselnden Siegen auf beiden Seiten. Und beide Parteien sind inzwischen gleichermaßen erschöpft, am Ende ihrer Kräfte und ihres Nachschubs.« Der Botschafter blinzelte und hob den Zeigefinger. »Diese beidseitig aussichtslose Lage ermöglicht neue Friedensverhandlungen.«
Die Glocken von Saint-Germain des Prés läuteten zur Mittagsstunde, und der Botschafter verabschiedete sich. Während Lady Dousabella ihn hinausbegleitete, aßen Gerwin und Seraphin kandierte Früchte und gossen sich süßen Dessertwein ein.
»Ich dachte, die deutschen Fürsten wollten noch mehr Truppen und Waffen schicken?«, wunderte sich Seraphin.
»Hm, anscheinend haben sie sich anders entschieden. Vielleicht sind sie den Geusen in Flandern zu Hilfe gekommen. Wir sollten bald Richtung Burgund aufbrechen, Seraphin. Ich möchte Hippolyt nicht allein lassen.«
Seraphin lehnte sich entspannt zurück. »Der ist gewitzt und schlägt sich durch. Ich mag unsere Gastgeberin wirklich sehr und bleibe wohl noch etwas in Paris. Heute Abend gibt die Herzogin von Nemours ein Dinner im Hôtel de Guise. Wir sollten Lady Dousabella begleiten.«
»Ins Hôtel de Guise? Das ist die Höhle des Löwen!«
»Und eine gute Gelegenheit, dem Feind auf den Zahn zu fühlen, deshalb sind wir schließlich gekommen.« Seraphin machte eine Pause und fügte lächelnd hinzu: »Unter anderem.«
Gerwin raufte sich die Haare. »Himmel, ich weiß nicht, wo das hinführen soll! Für diese politischen Spielchen bin ich nicht gemacht. Gib mir einen Verwundeten, lass die Därme heraushängen oder ihm die Ohren blutig schwären. Damit kann ich umgehen, aber diese Gesellschaften sind wie ein Tanz auf heißen Nadeln!«
»Getanzt wird dort auch, und du wirst sehen, dass wir nicht aus dem Takt kommen.«
26
»O Herr, zeige mir deine Wege und lehre mich deine Steige. Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich. Denn du bist der Gott, der mir hilft, täglich harre ich auf dich …« Mit bedeutungsschwerer Leidensmiene deklamierte der Prediger den Psalm.
Gerwin konnte den ewig gleichen Sermon der Prediger nicht mehr ertragen und wandte sich ab. Auf die Einhaltung täglicher Gebete und Gottesdienste legte Admiral Coligny großen Wert und hatte für die stete Anwesenheit einiger Prediger bei den Truppen gesorgt. Wer sich nicht als frommer Hugenotte zeigte, wurde misstrauisch beäugt und gemaßregelt. In dieser Hinsicht war Coligny
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