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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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wir alle Städte zurück!«
    »Ist das so, Walsingham?«, erkundigte sich Lady Dousabella.
    Der Engländer nickte. »Meine Quellen sagen das Gleiche. Katharina wird ihren Sohn dazu überreden, einen neuen Friedensvertrag mit den Hugenotten zu schließen. Das Geld geht ihnen aus, und die spanischen Truppen werden nicht kommen.«
    »Dann steht es gut für uns?«, wagte Jeanne eine hoffnungsvolle Frage.
    Der kluge Walsingham legte die gefalteten Hände an die Lippen. »Ich denke schon, doch von einem wahrhaftigen Frieden sind wir noch weit entfernt. Es ist die Geldnot, die Katharina zum Handeln drängt. Die königlichen Truppen werden immer unzufriedener, und das Land droht im blutigen Bürgerkrieg zu versinken.«
    »Was geschieht, wenn Soldaten ihren Sold nicht erhalten, braucht Ihr nicht zu erörtern. Wir haben es in La Rochelle leidvoll erlebt«, seufzte Gerwin.
    Erst jetzt wurde Jeanne gewahr, dass sie noch immer Gerwins Arm hielt, und beließ es dabei.
    »Und wie steht die englische Königin zur Hugenottenfrage? Wird sie uns helfen?«, wandte sich ihr Onkel an Walsingham, der die Nachfolge von Sir Henry Norris als Botschafter in Frankreich antreten würde.
    »Die ehrwürdige Königin ist in einer überaus schwierigen Situation. Papst Pius V. hat den Bann über sie ausgesprochen und mit seiner Exkommunikationsbulle auch Elisabeths katholische Untertanen von ihrem Treueid entbunden. Vor diesem Hintergrund glaubt Ihr nicht ernsthaft, dass die englische Königin ein weiteres Schlachtfeld auf dem Kontinent eröffnet, oder?«
    »Damit ist wohl alles gesagt, oder meint Ihr nicht, Monsieur Bergier?«, sagte Lady Dousabella. »Martin wird Euch hinausgeleiten. Wenn Ihr den Admiral seht, könnt Ihr ihm sagen, dass er
seine Boten besser auswählen soll. Die Tür meines Hauses bleibt Euch in Zukunft verschlossen.«
    »Ich, ein Bote! Ha!«, stieß Julian de Bergier mit finsterer Miene hervor und warf Jeanne einen bitterbösen Blick zu. »Wir sprechen uns noch!«
    Erst als er den Raum verlassen hatte, entspannte sich Jeanne und nahm die Hand von Gerwins Arm. Sein Ärmel war feucht und zerknittert. »Tut mir leid«, sagte sie verschämt.
    »Ihm sollte es leidtun!« Gerwin und Seraphin wechselten einen nachdenklichen Blick, bevor Gerwin sagte: »Ihr erinnert Euch an meinen Freund Seraphin?«
    Jeannes Augen leuchteten. »Aber ja, jetzt fällt er mir wieder ein! Der unvergleichliche Tänzer! Der Dresdner Hof wird Euch schmerzlich vermissen.«
    »Ich denke, darüber ist man geteilter Meinung«, sagte Seraphin skeptisch. »Die orthodoxen lutherischen Kräfte haben den Kurfürsten und seine Gemahlin zur Gänze vereinnahmt, und jeder, der anders denkt, lebt gefährlich.«
    »Wirklich? Wie schade!« Lady Dousabella winkte einem Diener mit ihrem Fächer zu, das Klirren von Gläsern und Tellern kündigte einen späten Imbiss an. »Von allen deutschen Fürstentümern, die ich bereist habe, erschien mir Kursachsen immer besonders friedlich. Die Leute wirkten satt und zufrieden.«
    »Das sind die meisten auch, und deshalb nimmt es dem Kurfürsten auch niemand krumm, wenn er Leute, die sich verdient gemacht haben, fallen oder gar einsperren lässt, nur weil sie Philippisten sind«, erklärte Seraphin, und die Männer verfielen in eine angeregte Diskussion, die sich auch während des Essens fortsetzte.
    Jeanne ertappte sich immer wieder dabei, wie sie Gerwin beobachtete. Sie trug seinen Brief stets in ihrem Gürtelbeutel und hatte ihn so oft gelesen, dass sie ihn auswendig kannte. Dieser Brief und jene Nacht im Wirtshaus hatten in ihr das Bild eines
zärtlichen und einfühlsamen Mannes entstehen lassen, und sein Kuss hatte ihren Körper in nie gekannten Aufruhr versetzt.
    Als die Männer sich einem scharfen Pflaumenschnaps widmeten, bat Jeanne die Gastgeberin um ein vertrauliches Gespräch. Lady Dousabella nahm ihre Hand und setzte sich mit ihr auf eine gepolsterte Truhe in einer durch Wandschirme geschützten Ecke des Salons.
    »Ich mag Euren Gerwin sehr, Jeanne. Es war jedoch nicht meine Absicht, Euch mit meiner Überraschung aus der Fassung zu bringen. Verzeiht Ihr mir?«
    »Natürlich, allerdings wundere ich mich noch immer über die Dreistigkeit meines Onkels, sich hier einzuschleichen.«
    »Oh, ich nicht! Er ist einer dieser Fanatiker, die eine Fahne der Rechtfertigung vor sich hertragen und damit wedeln, wenn sie einmal mehr den Tod oder das Unglück Unschuldiger verursacht haben. Seht Euch vor! Euer Onkel wird gewiss bei Euch auftauchen

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