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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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rüttelte daran, so dass Wasser herausspritzte und zischend ins Feuer tropfte.
    Franz kniff die Augen zusammen und schien zu dem Schluss zu kommen, dass das Risiko einer Verletzung größer war als die Möglichkeit, Jeanne hier zu packen. Er besann sich und lachte auf. »Warum hast du nur solche Furcht vor mir? Ein bisschen Spaß
hat noch keiner geschadet. Nicht wahr, Zilla?« Seine leicht vorquellenden hellen Augen musterten anzüglich die prallen Brüste der Magd. »Weiber sind doch alle gleich …« Dann ging er hinaus.
    Jeanne ließ den heißen Griff los und steckte die geröteten Hände in das kalte Spülwasser der Magd. »Was für ein Mistkerl!«
    Zilla war ein kräftiges Mädchen mit einem hübschen, runden Gesicht und üppiger Figur. Ihre Kleidung war abgetragen und an vielen Stellen geflickt, die Hände aufgequollen und abgearbeitet. »Du solltest nicht so mit ihm sprechen. Franz ist keiner, der Widerworte hinnimmt. Er bekommt, was er will.«
    »Mich nicht.« Jeanne nahm die Hände aus dem Wasser und begutachtete sie, doch es waren keine Verbrennungen zu sehen.
    »Ich bin nur eine einfache Magd, aber so, wie es aussieht, ist auch deine Stellung hier nicht besonders gut. Du musst dich vorsehen. Franz ist besessen, verstehst du?«, flüsterte Zilla und sah sich ängstlich um.
    »Wie meinst du das?«
    »Er denkt ständig nur an …« Sie deutete zwischen ihre Beine.
    »Das habe ich gemerkt.« Franz war nicht weniger gefährlich als seine Mutter. Jeanne erinnerte sich an Afras Drohung. »Hier liegt einiges im Argen. Wie steht es denn in Sachsen mit der Verfolgung von Hexerei?«
    Erschrocken legte Zilla einen Finger an die Lippen. »Darüber solltest du nicht sprechen. Hat Afra gedroht, dich zu denunzieren?«
    Jeanne nickte.
    »Das macht sie gern, weil alle Angst davor haben. Jeder kann zum Gericht gehen und eine Denunzierung aussprechen. Der Beklagte erfährt nie, wer das getan hat.« Die Magd verzog den Mund und sah zur Tür. »Schlau, nicht? So hat keiner Hemmungen, falsches Zeugnis abzulegen. Außerdem bekommt der Denunziant ein Drittel vom Vermögen des Beklagten, wenn der im Prozess verurteilt wird. In jedem Fall sind ihm zwei Gulden sicher.«

    »Das wusste ich nicht! Und werden viele verurteilt?« Im Languedoc war es während der Verfolgung der Waldenser zu zahlreichen Verbrennungen angeblicher Hexen gekommen. Seit dem offenen Ausbruch des Religionskonflikts waren solche Prozesse seltener geworden, und es war ein offenes Geheimnis, dass es dabei nur um die Konfessionszugehörigkeit ging.
    »Es kommt oft genug vor, deshalb ist es gut, wenn die Leute wissen, dass man fromm ist. Andererseits ist es hier wie überall: Hat man die richtigen Freunde, ist man einigermaßen sicher.« Zilla sah sie zweifelnd an. »Du bist eine Fremde und glaubst an die Lehre des Calvin, der hier nicht gut angesehen ist. Sei vorsichtig!«
    »Aber ich bin arm wie eine Kirchenmaus«, grinste Jeanne.
    »Trotzdem, es gibt viele Gründe, jemanden zu verraten …«
    Die plötzlich aufschwingende Tür ließ die jungen Frauen zusammenzucken.
    »Was ist hier los? Geh ans Waschbrett! Von allein tut sich die Arbeit nicht!«, befahl Agathe, die mit dem Arm voller schmutziger Wäsche hereinkam.
    Das Waschen zog sich über sieben Tage hin, denn die Wäsche aus zwei Haushalten wurde über sechs Wochen gesammelt und dann gesäubert. Am Sonnabend wurde die Wäsche zum Trocknen aufgehängt. Abends waren Jeannes Hände geschwollen und rissig, und sie hätte weinen können, denn die Saiten der Laute würden ihre Fingerkuppen zum Aufplatzen bringen. Ans Spielen war nicht zu denken. Traurig ging sie vor dem Schlafengehen in die winzige Dachkammer ihres Vaters. Zumindest war der Raum trocken, denn hier lagerte Thomas einen Teil seiner wertvollen Hölzer.
    Ihr Vater saß mit dem Rücken zu ihr an einem winzigen Tisch und schrieb beim Licht einer Kerze. Versunken in seine Gedanken, hörte er sie nicht eintreten, und die Feder kratzte weiter über das Papier.
    »Vater«, sagte sie leise und berührte ihn an der Schulter.

    »Setz dich, ich bin gleich fertig.« Er deutete auf den Strohsack, der seine Bettstatt war.
    Es raschelte hinter dem Holzstapel, und eine fette Maus rannte über die dünnen Spalten. Solange es sich nicht um eine Ratte handelte, blieb Jeanne gelassen, doch die riesigen Biester mit den nackten Schwänzen, die Menschen genauso wie Tiere anfielen, hasste sie.
    Erschöpft von einem vierzehnstündigen Arbeitstag sank Jeanne auf die Decken und

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