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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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vorgehaltener Hand hieß es, dass Henri de Guise die Hände nach der Krone ausstreckte. Es sich in unruhigen Zeiten mit den Großen zu verscherzen war unbesonnen, aber nicht immer vermeidbar und vom Standpunkt eines ehrbaren Hugenotten vielleicht sogar zwangsläufig. Nicht jedoch für ihren Vater, der jede Art kriegerischer Auseinandersetzung ablehnte, und das nicht zuletzt, weil ihn der Glaubenskrieg seine Frau gekostet hatte.
    »Ach Jeanne. Papisten, Hugenotten, Protestanten, wo ist der Unterschied? Ich weiß es selbst nicht zu sagen, denn selbst von den Kanzeln schreien sie nach Blut. Sonntags wird in jedem Winkel Frankreichs das Töten gepredigt. Blinde Eiferer, wohin man sieht, die sich die absolute Wahrheit ihrer jeweiligen Religion auf
die Fahnen schreiben. Tyrannei, die eine wie die andere Seite! Ich wollte dem entfliehen, dich vor den Guisarden schützen und dir ein friedliches Leben bieten.«
    Sie schwieg und dachte an Franz, vor dem sie sich fürchtete wie vor einem königlichen Marodeur.
    »Hätten wir doch die Papisten behalten. Mit ihren Heiligen und den zusätzlichen Feiertagen kamen sie den Bedürfnissen der armen Leute mehr entgegen als jetzt die Protestanten«, sinnierte ihr Vater. »Die vielen Festlichkeiten waren immerhin Unterbrechungen des Alltags, Atempausen vom harten Leben, dem Leidensweg, der mit der Geburt beginnt und erst im Grab endet.«
    »Sag das nicht. Die Pfaffen haben es zu wild getrieben. Wer wollte noch glauben, dass Gott durch diese verderbten Gesellen spricht?« Jeanne spürte die Anstrengungen des langen Tages und gähnte.
    »Genug geschwätzt, geh zu Bett.« Endres nahm ihre Hände und streichelte darüber. »Wenn alles gut geht, werden wir nicht lange hierbleiben müssen, mignonne .« Er küsste sie auf die Stirn und lächelte zuversichtlich.
    »Gute Nacht, Vater.«
    Sie teilte sich die enge Kammer am Ende des Ganges mit Zilla, die bereits fest schlief. Jeanne streifte den Umhang ab, bürstete ihre Haare, benetzte sich das Gesicht mit eiskaltem Wasser aus einer Schüssel, legte Mieder und den oberen Rock ab und schlüpfte zu der Magd unter die Decke. In ihren Träumen spielte sie Laute vor Damen und Herren mit gepuderten Haaren und glitzernden Roben.
     
    Am nächsten Tag stand Jeanne in der Wäschekammer, als ein markerschütternder Schrei durchs Haus gellte. Beinahe hätte Jeanne sich die Plättglocke auf die Hand fallen lassen. Zischend sank das heiße Eisengerät stattdessen auf das Hemd. Jeanne fluchte, als sie den Brandabdruck entdeckte. Doch als Erstes musste sie
sich vergewissern, dass mit ihrem Vater alles zum Besten stand. Sie setzte die Plättglocke auf den Rost und rannte von der Wäschekammer hinüber in die Werkstatt, wo sie Ulmann und Thomas sah.
    »Vater?«, rief sie aufgeregt, doch da trat Endres schon hinter einem Regal hervor. »Hol Afra, nein, gleich den Medicus«, sagte er mit besorgter Miene.
    Erst jetzt sah Jeanne die Blutlache auf dem Boden neben Franz, der sich weinend die Hand hielt. »Er hat sich böse geschnitten. Lauf, Jeanne. Bring Hippolyt mit!«
    Auch Afra kam nun hereingestürzt und schrie beim Anblick des verletzten Sohnes: »O Franz, mein armer Junge!«
    »Er hat sich den Schnitzer in den Ballen getrieben. Dummkopf! Tausendmal habe ich gesagt, du sollst das Werkzeug in die entgegengesetzte Richtung treiben! Aber nein, der junge Herr weiß es besser!«, schimpfte Ulmann.
    »Ach, hör auf. Du siehst doch, wie das Blut herausschießt. Franz, Liebling.« Afra riss ein Stück von ihrer Schürze ab und wickelte es geistesgegenwärtig um die aufgeschnittene Hand.
    Die Verletzung sah böse aus, und obwohl sie Franz verabscheute, empfand Jeanne Mitleid, holte ihren Umhang und rannte hinaus. Sie kannte die scharfen Werkzeuge der Instrumentenmacher, mit denen ihr Vater in seiner Werkstatt in Frankreich gearbeitet hatte. Die stets geschliffenen und auf Hochglanz polierten Werkzeuge waren sein Stolz und neben dem teuren Holz sein Kapital gewesen. So schnell sie konnte, lief sie durch den kalten Nieselregen ans Ende des Dorfes zum Haus des Wundarztes.
    Aus dem Schornstein stieg kein Rauch auf, und die Läden waren verriegelt, so dass sie sich nicht wunderte, als niemand auf ihr Klopfen antwortete. Sie schaute um die Hausecke, konnte aber auch im Garten und zwischen den Bäumen niemanden entdecken. Vergeblich rief sie mehrmals laut nach dem Medicus und gab schließlich auf.

    Auf der Dorfstraße sah sie eine Frau und ein Mädchen in Wollmänteln, die einen

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