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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sich müde schlafen. Am nächsten Morgen wurde er von einem Boten Schombergs in die kurfürstlichen Gemächer im gegenüberliegenden Teil der Burg zitiert. War der Flügel mit den Quartieren karg und teils noch im Umbau befindlich, entfaltete sich in den Räumen des Kurfürsten die glanzvolle Pracht des Welt- und Kirchenfürsten. Homburg hatte eine rege Bautätigkeit entfaltet und das Jesuitenkolleg in der Mainzer Universität eingerichtet. Infolgedessen hatten die Jesuiten fast alle Lehrstühle der theologischen und der philosophischen Fakultät übernommen. Da der Kurfürst auch das reiche Mainzer Domkapitel mit vierundzwanzig Pfründen und einem eigenen Herrschaftsgebiet unter sich hatte, wurden Beamtenstellen bevorzugt an Katholiken vergeben.
    Mit diesen Gedanken betrat Gerwin hinter einem kurfürstlichen Diener einen Empfangsraum. Ein vergoldeter Tisch, ein Dutzend ebensolcher Sessel, Wandteppiche mit Schlachtenszenen und über der Tür das geschnitzte Wappen des Fürsten und ein dekorativer Brustharnisch schmückten den Saal. Der prächtigste
und erhöht platzierte Sessel war leer, in den anderen saßen Mitglieder des Hofrats, darunter auch Vertreter des Domkapitels, ringsumher standen Höflinge und Damen in Gespräche vertieft. Nach Schomberg und den Franzosen musste Gerwin nicht lange suchen, denn ihre schillernde Kleidung und die gezierte Haltung verrieten ihre Herkunft. Selbst in seinem besten Wams kam sich Gerwin noch schäbig im Vergleich mit der Hofgesellschaft vor.
    »Ah, unser Medicus! Immer fleißig, kaum angekommen, habt Ihr gleich wieder kuriert«, begrüßte Schomberg ihn leutselig. »Wir haben Euch vermisst.« Er kam auf Gerwin zu und legte ihm vertraulich den Arm um die Schultern, wobei er den Duft von Puder und Parfum verströmte. Seine seidenen Schuhe glänzten genau wie seine polierten Waffen, an den Händen funkelten kostbare Ringe.
    »Ihr seid zu gütig, Colonel. Dabei seid Ihr in Gesellschaft von weitaus geistreicheren Leuten als mir, einem schlichten Medicus«, erwiderte Gerwin bescheiden und nahm eine gewisse Unruhe in einer Gruppe am Fenster wahr.
    Schomberg lächelte gewinnend. »Nicht alles, was glänzt, ist auch wertvoll, aber das wisst Ihr selbst. Wie ist es Euch ergangen? Habt Ihr die Ursache für die Seuche herausfinden können?«
    Bevor Gerwin seine Erfahrungen darlegen konnte, kam es zu einem Tumult, und ein Aristokrat mit keck in die Stirn geschobenem Barett stellte sich herausfordernd vor die Franzosen. Die Damen und Herren aus seiner Gruppe lachten hinter vorgehaltenen Händen. Der Adlige zog sein Barett in übertrieben gezierter Manier und stellte den Fuß aus wie ein Tänzer. Dann flötete der blonde Hüne in gebrochenem Französisch, während er sich mit dem Barett Luft zufächelte:
    »Ihr Edlen, welche Ehr,
Euch hier am Rhein zu sehn.
An unser Ohr Ihr bringt die Mär
von einem Frieden schön.«

    Seine Freunde lachten jetzt laut, was den Spötter anstachelte fortzufahren:
    » Verzeiht mein holprig Verselein,
bin nur ein Protestantelein,
fremd sind mir Pfaffenprasserei und Tand … «
    »Lasst gut sein, Wilhelm!«, mahnte einer seiner Freunde und zog den Spötter am Ärmel.
    Schomberg hüstelte verärgert, die Mitglieder seiner Gesandtschaft steckten die Köpfe zusammen und verließen mit finsteren Mienen den Raum. Gerwin folgte Schomberg, der verzweifelt die Hände in die Luft warf. »Alles umsonst! Warten, Lavieren - und ich dachte schon, wir hätten sie für uns gewonnen, jetzt kommt dieser Hitzkopf daher und macht alles zunichte!«
    »Wer war das?«, erkundigte sich Gerwin.
    »Ein Landgraf, nicht wichtig, aber hier in Mainz wäre es besonders förderlich gewesen, die Protestanten davon zu überzeugen, dass Katharina die Zugeständnisse im Edikt von Saint-Germain ernst meint. Der Kurfürst von Mainz ist Vorsitzender im Reichstag, steht Kaiser und Papst von allen deutschen Kurfürsten am nächsten. Ach, was rede ich. Lasst uns gehen!«
     
    Die Abreise aus Mainz erfolgte am nächsten Tag. Schombergs Mission war nicht vollständig gescheitert, wie ihm Homburg beim Abschied versicherte, doch ein schaler Nachgeschmack blieb. Die französischen Höflinge gaben sich noch immer entrüstet und hätten am liebsten auf dem Fuße kehrtgemacht, doch Schomberg beschwichtigte sie und versprach auch den Soldaten einen zusätzlichen Gulden. Bei anhaltendem Nieselregen folgte der Reisezug dem Main hinauf in Richtung Frankfurt.
    Gerwin war schweigsam, seine Gedanken kreisten um

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