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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Jeanne und seine Mutter, von der er nicht wusste, ob sie überhaupt noch lebte. Als sie auf die Via Regia stießen, entfuhr ihm ein Stoßseufzer. Schomberg, der neben ihm ritt, fragte: »Plagt Euch etwas?«

    »Geister der Vergangenheit.«
    »Die können hartnäckig sein und einem das Leben schwer machen. Aber wir alle schleppen sie mit uns herum, nicht wahr?«, sinnierte Schomberg.
    »Ihr habt Jeanne damals vom Hôtel de Guise abgeholt. Bitte, sagt mir alles, was sie Euch über ihre Gefangenschaft mitgeteilt hat. Jedes Wort!« Gerwin hatte lange versucht, die Gedanken an Jeanne zu unterdrücken, doch es half nichts. Bei jeder Gelegenheit schlichen sich Bilder ihrer gemeinsamen Augenblicke vor sein inneres Auge. Bei ihrer letzten Begegnung auf dem Gut von Paullets unausstehlichem Sohn hatte sie ihn zurückgewiesen und ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass sie keinen weiteren Kontakt wünsche, und er hatte sich gekränkt abgewandt. Verletzter Stolz war schmerzhaft, und Gerwin gestand sich ein, dass er Jeannes Beweggründe nicht hinterfragt hatte. Er hätte sich viel früher bei Schomberg erkundigen müssen und schämte sich für sein selbstsüchtiges Verhalten.
    »Immer noch die Lautenspielerin?« Der Colonel warf Gerwin einen mitleidigen Blick zu. »Sie hat kaum gesprochen, und es war ja keine Gefangenschaft im eigentlichen Sinne.«
    »Wieso das?«
    »Die Montpensier hat Eure Lautenspielerin, nun, sagen wir, nachdrücklich eingeladen, um mit ihr über diesen Julian de Bergier zu sprechen. Jeannes Onkel war an der Ermordung ihres Vaters beteiligt.«
    »Ihr seid mit dem Herzog befreundet und wollt ihn und seine Sippe nur in Schutz nehmen!«, meinte Gerwin.
    »Und was sagt Ihr dann dazu, dass Eure Jeanne mir ein Taschentuch des Herzogs gab, das ich der Königinmutter übergeben sollte? Jeanne sagte wörtlich, dass Katharina schon wisse, was es damit auf sich habe.«
    »Das glaube ich nicht!« Gerwin sog scharf die Luft ein und zog sich die Kapuze ins Gesicht.

    »Außerdem war die Situation, in der ich Henri und Eure Jeanne fand, recht eindeutig, und ich habe noch nie gehört, dass der Herzog eine Frau zu ihrem Glück zwingen musste. Im Gegenteil, sie fallen ihm wie reife Früchte in den Schoß und …«, fuhr Schomberg ungerührt fort.
    »Genug! Hört auf!«, rief Gerwin.
    Die Soldaten vor ihnen drehten sich neugierig um.
    »Reißt Euch zusammen! Ihr seid zu empfindlich, Herr Medicus. Letzten Endes ist sie eine Frau, launisch, unberechenbar und eitel. Warum sollte sie sich nicht geschmeichelt fühlen, wenn ein Mann wie Guise ihr seine Gunst schenkt? Denkt darüber nach, und dann glättet Euren geschwollenen Kamm und macht die Augen auf. Das Leben ist zu kurz, um es nicht zu genießen!« Schomberg schnalzte mit der Zunge, drängte sein Pferd nach vorn und überließ Gerwin seinen trübsinnigen und ernüchternden Gedanken.
    Es gab keinen Grund, an Schombergs Worten zu zweifeln. Jeanne hatte sich freiwillig mit dem Herzog eingelassen. Nein! Etwas stimmte nicht! Wie passte die Entführung ins Bild? Gerwin dachte an die Begegnung mit Jeanne auf dem Gut bei Thibie. Ihr Blick war schuldbewusst gewesen, und sie hatte ihm die Brosche zurückgegeben, weil sie sie nicht wert sei, wie sie sagte. Schuldbewusst, weil sie sich mit dem Herzog eingelassen hatte? Sollte er sich derart in Jeanne getäuscht haben? Hatte sie ihre Wirkung auf Männer entdeckt und setzte sie jetzt berechnend ein? Aber dann hätte sie keine Schuldgefühle gehabt! Er versuchte sich an Jeannes Gesichtszüge zu erinnern, doch die selbstgefällige Miene des Herzogs de Guise drängte sich davor und vergiftete Gerwins Gedanken.
    In endlosen Stunden unter grauem Himmel entlang der schlammigen Fluten des Mains ließ Gerwin seinen Geist durch ein Labyrinth bedrückender Möglichkeiten wandern, und als sie an diesem Abend ihr Nachtlager erreichten, lehnte er das Angebot
einer jungen Magd, ihm im Heu Gesellschaft zu leisten, nicht ab. Mit schweren Lenden stieg er am nächsten Morgen auf sein Pferd. Hatte er auch bis dahin nicht mönchisch gelebt, so doch nur selten einer Versuchung nachgegeben, denn die Sehnsucht nach Jeanne verursachte jedes Mal einen schalen Nachgeschmack. Damit sollte es nun ein Ende haben, entschied Gerwin und stürzte sich in erotische Abenteuer, wo immer sich eine Gelegenheit bot. Besser fühlte er sich danach nicht.
     
    Nach dem unglücklichen Zwischenfall mit dem Landgrafen in Mainz setzten Schomberg und seine Gesandtschaft sich umso stärker

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