Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
entschuldigend.
    »Sie sind Philippisten«, meinte Seraphin, doch in Gerwins schmerzendem Kopf drehte sich alles.
    »Ich dachte, der Ritter hätte sie geschickt?«
    Jetzt war es an Engin, verwirrt auszusehen.
    »Eine längere Geschichte. Kommt Ihr mit aufs Gut, oder wollt Ihr sofort zurück nach Dresden?«

    Die Männer entschieden sich zu bleiben, denn mittlerweile war es so dunkel, dass sie den Weg ohne Fackel kaum finden würden und für die Angreifer, die sich noch in der Nähe befinden konnten, ein leichtes Ziel abgäben.
    Gerwin konnte sich bis zum Gut gerade noch im Sattel halten, doch kaum hatten die Füße die Erde berührt, sackte er zusammen und war dankbar, als man ihn auf eine Trage legte und in sein Quartier brachte. Die Kopfschmerzen waren unerträglich geworden, selbst das Heben und Senken der Augenlider bereitete ihm Pein. Hippolyt flößte ihm ein Opiat ein, und bald darauf wurde Gerwin von Morpheus’ sanften Armen umschlungen.
    Als er das nächste Mal die Augen öffnete, warf die Sonne warme Strahlen durch das bunte Fensterglas. Vorsichtig drehte Gerwin den Kopf von einer Seite auf die andere, doch außer einem verspannten Nacken spürte er nichts. Mit einer Hand tastete er nach seiner Schulter, die unter einem festen Verband lag. Der Überfall, dachte er und sackte beim Gedanken an die hinterhältige Zofe zurück in die Kissen. Im Lichtstrahl der Morgensonne flirrten Staubkörner, die Gerwin beobachtete, während er seinen Gedanken nachhing, die immer wieder zu dem verhängnisvollen Nachmittag zurückwanderten, ohne zu einem Ergebnis zu gelangen.
    Die Tür wurde leise geöffnet. »Ah, du bist wach!« Gefolgt von einem grauen Hund, kam Hippolyt herein und legte ihm seine warme Hand auf die Stirn. »Du machst ja Sachen, lässt dich anschießen wie ein junger Hase und fällst auch noch vom Pferd!«
    Entrüstet wollte Gerwin sich aufsetzen, wurde jedoch durch den Schmerz in der Schulter wieder auf das Laken gezwungen. »Hippolyt, es war fast dunkel, und wir haben das Gesindel nicht gesehen. Vielleicht kann man die Spuren verfolgen. Es ist ja erst ein paar Stunden her.«
    »Das Fieber ist gesunken«, sagte der Medicus zufrieden und setzte sich auf die Bettkante. Der Hund streckte sich neben dem
Arzt auf dem Boden aus. »Mein lieber Gerwin, das Gelichter dürfte inzwischen über alle Berge sein, denn nach über einer Woche sind keine Spuren mehr vorhanden.«
    »So lange liege ich schon hier?«
    »Die Kugel steckte tief, und ich musste sie herausschneiden. Du hast viel Blut verloren, aber da dein Körper jung und stark ist, hat er gekämpft und das Wundfieber besiegt. Wie geht es deinem Kopf?« Hippolyt beugte sich vor, um Gerwins Pupillen genau zu betrachten.
    »Gut. Ich will aufstehen. Wir müssen …«
    »Gar nichts, mein Lieber. Wir tun nichts, außer abzuwarten, bis du vollkommen genesen bist. Seraphin hat mir von deinem Gespräch mit Adelia erzählt. Das war wirklich dumm, Gerwin.«
    Zerknirscht kratzte Gerwin an seinem Verband. »Wer hat versucht, uns zu töten?«
    »Schwer zu sagen. Engin hält es für unwahrscheinlich, dass der Überfall mit Adelia zusammenhängt. Wie hätten sie oder der Ritter so schnell die Mordbrüder auftreiben sollen?«
    »Dann waren es einfach nur Räuber?«
    »Wohl nicht, da es für drei Banditen kaum lohnenswert scheint, sich auf zwei Höflinge zu stürzen, auch wenn wir das natürlich nicht ausschließen können. Engin hält es für denkbar, dass der Überfall Seraphin und nicht dir galt, aber du die Kugel abbekommen hast.«
    »Warum er? Hat er eine verheiratete Frau verführt?«
    Der Hund hob wachsam den Kopf, und schon wurde die Tür aufgestoßen, und Seraphin trat herein. »Das habe ich gehört! Du bist ja schon wieder recht munter, Gerwin.« Im Gürtel des vielseitigen Tänzers steckte ein Brief. Seraphin stellte einen Fuß auf einen Schemel und tätschelte den Hund. »Braver Junge.«
    »Bitte, kann mir endlich jemand alles erklären?«, fragte Gerwin ungeduldig.
    »Nun, ich halte mich am Hof nicht nur wegen des Theaters und
der hübschen Jungen und Mädchen auf. Vielmehr war ich in einer Angelegenheit meines Herrn dort.« Nach einem kurzen Blickwechsel mit Hippolyt setzte er hinzu: »Es geht um die Religion. Wir unterstützen die Sache der Calvinisten in Frankreich und in den Niederlanden. Mein Herr hat sich für die Seite Wilhelm von Oraniens entschieden, doch es ist gefährlich, sich öffentlich dafür auszusprechen, weil Kurfürst August es sich nicht mit dem

Weitere Kostenlose Bücher