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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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»Oh, so traurig, die Schöne!« Er hüpfte von einem Bein aufs andere, blieb plötzlich stehen und hielt eine Hand hinter das Ohr. »Der liebe Herr ruft nach ihr!«
    Gerwin und Adelia horchten in den belebten Gang, auf dem Gäste und Bewohner des Schlosses flanierten. Tatsächlich tauchte ein junger Dienstbote auf, der stehen blieb, als er Adelia erblickte. Olberich grinste und wand den missgestalteten Oberkörper Richtung Boden, was einer Verbeugung gleichkam, um dann mit hämischer Miene zu verschwinden.
    Adelia gab dem Dienstboten ein Zeichen, auf sie zu warten, und trat dicht an Gerwin heran. Sie zischte ihm ins Ohr: »Zu niemandem ein Wort, Junker Rechberg. Wir haben soeben einen Pakt geschlossen. Ich brauche nicht zu betonen, dass der hochwohlgeborene Ritter überaus erfreut wäre, von deiner Anwesenheit zu erfahren. Sicher ist auch der alte Quacksalber nicht weit.« Ihr Kuss kam so überraschend, dass er sich nicht abwenden konnte und ihre Lippen hart aufeinanderprallten.
    Als sie sich genauso schnell wieder von ihm löste, verspürte er einen kurzen Schmerz und griff sich an die Oberlippe. An seinem Finger klebte Blut. »Du hast mich gebissen!«
    »Und das war nichts im Vergleich zu den Schmerzen, welche die Folter dir bereiten würde. Vergiss das nicht, Junker.« Abrupt wandte sie sich ab und rauschte davon.
    »Hornochse, der ich bin! Überrumpelt von einem Weib!« Er sah sich um und wusste endlich wieder, wo er sich befand. Der nächste Gang brachte ihn in den richtigen Flügel, an dessen Ende das Theater lag.
    Endlich fand er Seraphin in Gesellschaft von zwei Tänzerinnen und Antonio, der ihn mit hochgezogenen Brauen musterte
und die Nase rümpfte. »Ihr solltet ein Bad nehmen, mein Bester. Schaut Euch an!«
    Doch Seraphin nahm Gerwin am Arm. Außer Hörweite der Künstler und Handwerker, die sich am Bühnenaufbau zu schaffen machten, reichte er Gerwin ein Tuch. »Was ist denn geschehen? Du siehst aus, als kämest du aus dem Hades!«
    Die Haare klebten an Gerwins Kopf, und sein minzgrünes Wams war von Schweiß durchtränkt. »Elisabeth von Alnbeck ist tot!«
    »Aber du wusstest, dass sie sterben wird. Beruhige dich, hier, trink etwas Wein.« Seraphin ging zu einem Tisch und kehrte mit einem Becher säuerlichen Weißweins zurück.
    »Sie wurde vergiftet. Das vermutet der Leibarzt, und ich glaube, dass er recht hat. Das Schlimmste ist, dass ich eine Vermutung habe, wer es getan hat.« Gerwin setzte sich auf einen Stuhl und beugte den Oberkörper vor. Schweiß tropfte auf den Boden.
    »Zum Henker, Gerwin, sag schon, wer!«
    »Adelia, die Zofe. Sie hat es geplant, schon in Helwigsdorff, und ich Trottel, ich Rindvieh habe mich von ihr einwickeln lassen …«
    »Ganz langsam, Gerwin. Erklär mir alles, damit ich es verstehe.« Seraphin setzte sich ihm gegenüber und hörte ihm zu.
    »Und jetzt ist der Weg in das Bett des Ritters frei. Das war ihr Ziel. Sie hat die arme Frau aus dem Weg geräumt.« Gerwin konnte es nicht beweisen, doch jede Faser seines gesunden Menschenverstands sagte ihm, dass Adelia die Schuldige war.
    »Wir reisen noch zur Stunde ab.« Seraphin erhob sich.
    »Nein! Sie ist eine Mörderin!«
    »Und was willst du tun? Sie anklagen und deine Geschichte erzählen? Wem werden sie glauben? Dem Ritter, der seine Frau verloren hat und dich und den Medicus sucht, weil ihr seinen Sohn auf dem Gewissen habt, und jetzt, vorausgesetzt, deine Geschichte stimmt, Trost bei der Zofe findet?« Seraphin strich sich die Haare aus der Stirn und winkte zur Bühne hinauf.

    »Warum konnte ich nicht spüren, woran Elisabeth von Alnbeck sterben wird? Ich hätte sie warnen müssen!« Unglücklich starrte Gerwin auf seine Hände, die ihn den nahenden Tod hatten wissen lassen, ihm aber nicht verrieten, in welcher Gestalt. »Ich sage doch, es ist ein Fluch …«
    »Unsinn. Reiß dich zusammen. Dort hinter dem Vorhang steht eine Wasserschüssel. Erfrische dich, und dann gehen wir hinunter und holen die Pferde.«
    Auf dem Weg zu den Stallungen kamen sie am kleinen goldenen Saal vorüber, dessen Türen offen standen. Jemand sang ein italienisches Lied. Gerwin konnte den Text nicht verstehen, doch war die Melodie mitreißend von Laute, Theorbe, Chalumeau und Zimbeln unterlegt. Seraphin blieb neben Gerwin stehen, der verzückt lauschte und auf die Musiker blickte. Jeanne!
    »Das ist ein altes bergamaskisches Lied von Paolo Scoto. Es geht um jemanden, der vor Liebe verrückt ist, weil die Angebetete seine jahrelange Werbung

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