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Die Lava

Die Lava

Titel: Die Lava Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Magin
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einzelne Stellen hellten sich durch Blitze fahl auf. Es krachte und donnerte. Der Wind fuhr in die Bäume.
    Das Wasser wurde unruhig, Schaumstreifen liefen quer über den See, als der Wind heftiger und die Wellen höher wurden, trugen sie weiße Kämme. Schließlich warfen die rasenden Wogen Schaumkronen, verwandelten sich in richtige Brecher, die ans Ufer tosten.
    Die wenigen Expeditionsboote, die noch auf dem See fuhren, tanzten auf und ab wie Papierschiffchen, näherten sich mühsam dem Ufer. Joe kämpfte sich mit seinem Boot zum Schiffssteg zurück, die starken Böen brachten es gefährlich ins Schwanken. Das Boot tauchte mit einem lauten und ruckartigen Platschen tief in die Wellentäler. Schließlich erreichte er den Seerand. Joe sprang auf den Steg, vertäute das Boot und lief zum Kran, um mitzuhelfen.
    Andrew Neal und der Nordengländer spannten eine große schwarze Plastikplane über die Motoren des Krans, sie knatterte und beulte sich aus wie das Hauptsegel eines Windjammers im Orkan. Mit Metallpflöcken fixierten sie die Plane am Boden.
    »Geschafft!«, brüllte Neal heiser.
    Der Regen fiel heftiger. Die schweren Tropfen schlugen auf den Boden wie Garben aus einem Maschinengewehr; sie trommelten auf das Gehäuse des Krans, auf die Plastikplane, auf den feuchten Boden. Das Getrommel war so laut, dass man nun gegen den Wind und gegen das Dauerfeuer des Regens anschreien musste.
    Joe kam hinzu, das Wasser schoss in Kaskaden von seiner Ölhaut herunter. Bei jedem Schritt gab der Grund nach, so durchnässt war er.
    Der Kran knirschte, wenn ihn die Windböen erfassten, die Gerüste, die später den Flugzeugrumpf aufnehmen sollten, ächzten. Männer zogen hastig ihre Regencapes über.
    »Es hat keinen Zweck«, schrie MacGinnis gegen den Regen an, der ihm fast waagrecht ins Gesicht peitschte, »wir brechen ab!«
    Sie flohen in die Schutzhütte. Auch Olav Bernick eilte zu dem Container, um sich unterzustellen.
    »Keine Angst!«, rief der Nordengländer und versuchte das Brausen des Sturmes zu übertönen. »Ich habe das simuliert!«
    Joe sah ihn fassungslos an.
    »Ich meine«, brüllte der Engländer, »wenn jetzt etwas schiefgeht, müssen wir nicht lange leiden!«
    Bernick fragte sich, ob die Briten aus Zucker waren. Das bisschen Regen konnte ihnen doch nun wirklich nichts ausmachen.
    Die Wiese dampfte, als die Sonne endlich zwischen den Wolken hervorbrach und die Feuchtigkeit verdunsten ließ.
    Joe und Neal sprangen aus dem Wohnwagen, in dem sie sich untergestellt hatten, und liefen über das Gras zum Kran. Es galt, nun schnell das gesamte System zu überprüfen, damit die Bergung reibungslos über die Bühne gehen konnte. Hektische Betriebsamkeit breitete sich über die Uferwiese aus, Menschen liefen umher, Maschinen dröhnten. Dazwischen die massige Statur von MacGinnis, der seine Augen überall zu haben schien. Mit leicht angedeuteten Handbewegungen und den üblichen knappen Anweisungen war er der Fels in der Brandung, der mit grimmigem Blick dirigierte und Anweisungen gab.
    Olav Bernick schaute sich wachsam um, betrachtete den hoch aufragenden, knallgelben Pneukran, eine Stahlgiraffe, die sich auf eine Metallplattform kniete. Er überwand erneut seine Höhenangst und kraxelte unbeholfen zum zweiten Mal den Kranarm hoch. Seine Knie flatterten, er fühlte, wie das Adrenalin durch seine Adern schoss und ihn aufputschte. Die Wiese wirkte ganz weit weg. Er atmete schnell. Es musste einfach klappen! Er begann an der Drehtrommel zu arbeiten, die sich an der Spitze des Kranarms befand undüber die die Stahltrosse laufen sollte, die dann auf die Winde spulte.
    Bernick schwitzte. Die bereits wieder drückende Hitze machte ihm zu schaffen. Aber das war ja nicht alles: Er wollte bei seiner Sabotage nicht ertappt werden. Ihm war wohl bewusst, dass er dafür in den Knast wandern konnte.
    Er klammerte sich an die Metallstreben des Kranarms und stützte sich mit seinem ganzen Gewicht auf das Werkzeug, das er an der Mutter verkeilt hatte. Er musste zu Ende bringen, was er vor dem plötzlichen Regenguss in Angriff genommen hatte. Die Mutter hielt. Er drückte fester. Schweiß lief ihm von der Stirn in die Augen. Er sog tief die Luft in seine Lungen, presste die Zähne zusammen, setzte nun all seine Kraft ein. Schweiß und Staub machten seine Handflächen glitschig, fast entglitt ihm das Werkzeug.
    Er biss sich auf die Unterlippe, stemmte mit ganzer Kraft. Das verdammte Ding wollte einfach nicht … Jetzt! Er spürte einen

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