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Die Lava

Die Lava

Titel: Die Lava Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Magin
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gewesen. Zudem: Der Melder hatte angegeben, es sei ein Jagdflugzeug gewesen. Was Hutter und das Team suchten, war aber ein Bomber: größer als ein Jäger und auch von der Form her kaum zu verwechseln. Wieder ein anderer Augenzeuge schrieb im Oktober 2007 in einem Internet-Forum, sein Vater habe einmal berichtet, wie er vom Flugzeug aus im Laacher See ein Bomberwrack gesichtet habe. Wenn es nur so einfach wäre!
    Solche Augenzeugenberichte waren schön und gut, aber leider völlig wertlos. Sie hatten all diese Stellen abgesucht und nichts gefunden. Wo auch immer sich die Halifax jetzt befand – jedenfalls lag sie nicht mehr dort, wo sie einstmals offenbar jeder hatte sehen können. Es schien so, als sei der Laacher See ein Bermuda-Dreieck, das imstande war, große Bomber zu verschlucken.
    Joe Hutter schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Irgendwo musste dieses verdammte Flugzeug doch sein. So unüberschaubar groß war der See doch gar nicht. Er musste diesen Bomber finden und bergen, sonst konnten Hunderttausende, vielleicht Millionen Menschen sterben.
    Er vermutete, dass manche der Meldungen das Resultat falscher Erinnerungen waren – damit musste er sich als Rechercheur oft herumschlagen. Er war gerade am Tag zuvor mit einem Boot vom Landesteg des Klosters in Richtung der mächtigen Abtei gerudert und hatte einen metallischen Körper im seichten Wasser aus dem Seeboden schimmern sehen – und natürlich sofort überprüft. Es handelte sich um einen alten Silo, den irgendwer irgendwann einmal imSee entsorgt hatte. Wie viele der ja ohnehin nicht zahlreichen Sichtungen gingen wohl auf solche Verwechslungen zurück?
    Zuletzt sichtete er die Berichte über die bereits unternommenen, aber sämtlich gescheiterten Bergungsversuche. Er überflog die Unterlagen: Man hatte 1947, 1980 und 1981 nach dem Wrack gesucht – ohne Erfolg. Die letzte Expedition, vom Kampfmittelräumdienst Koblenz im Juni 2008 durchgeführt, hatte wohl einige Trümmer aufgespürt, sonst aber nichts. Die widrigen Umstände hielten die Halifax bis heute verborgen. Ein Glücksfall für die deutschen Behörden, die ja auf Ortsebene nicht wussten, welche Fracht der britische Bomber auf seinem verhängnisvollen letzten Flug tatsächlich mit sich geführt hatte.
    »Unsere Wissenschaftler malen schwarz, aber sie sind natürlich nicht so mit den Gegebenheiten vertraut wie die deutschen Experten.« MacGinnis drückte Hutter eine Liste der geologischen Institute und zuständigen Ämter in die Hand. »Telefonieren Sie die alle ab, und erstellen Sie ein Assessment des Gefahrenpotenzials, das uns durch den Vulkan droht.«
    Dann wandte er sich an Andrew Neal, den Sonarexperten: »Wo werden Sie suchen?«
    Neal überragte die anderen um Haupteslänge. Der Kopf mit den schlohweißen Haaren saß auf einem dürren, fast ausgemergelten Körper. Der Zweimetermann hob den Zeigefinger. »Mit dem Echolot haben wir sechs Anomalien auf dem Seegrund identifiziert, die groß genug wirken, um das Flugzeug zu sein.« Er ging zur Wand und deutete auf die topographische Karte des Sees, die dort hing. Sechs Stellen waren mit roten Kreuzen und den Buchstaben A bis F markiert. »Hutter hat gestern eines der Ziele untersucht. Es scheint sich um herkömmlichen Schrott zu handeln. Bleiben vermutlich noch fünf.«
    Er nahm einen Schluck Wasser. MacGinnis sah ihn durchdringend an.
    »Jedenfalls stecken die Objekte allesamt tief im Schlamm. Bevor wir den modernen Side-Scan-Sonar aus Brighton hier zur Verfügung haben, der uns auch Auskunft über die Form geben kann, müssten wir ein Ziel nach dem anderen abtauchen. Aber die Orientierung da unten fällt sehr schwer.« Neal seufzte.
    »Verdammt!«, knurrte MacGinnis. Er griff zum Telefon, wählte, sprach. Die anderen betrachteten ihn dabei, wie er immer wieder insistierte, dann nickte. Er legte den Hörer auf. »Morgen«, sagte MacGinnis, »morgen kommt unser Side-Scan-Sonar aus England.«
    »Es gibt Augenzeugenberichte von Leuten aus der Gegend hier«, meinte Neal, »die uns berichtet haben, dass sie als Kinder im flachen Seewasser auf dem Flugzeug gespielt haben – das muss in den Jahren nach Kriegsende gewesen sein. Das Flugzeug habe noch halb aus dem Wasser geragt – die Pilotenkanzel, die Rückflosse. Dort«, er deutete mit dem Finger auf den See, »zwischen den beiden Anlegestegen soll es gelegen haben, keine fünfzig Fuß vom Ufer entfernt, gerade mal eine Viertelmeile von hier.«
    Hutter nickte, das hatte er gerade

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